Die erste Million ist die schwerste, heißt es. Die meisten Menschen schaffen sie nie. Doch jetzt macht Starinvestorin Cathie Wood all jenen Hoffnung, die es trotz des widrigen Börsenumfelds noch rasch zu einem siebenstelligen Vermögen bringen wollen. Ihr Analystenteam habe den Wert des Bitcoin im Jahr 2030 in einem "Forschungsbericht" auf 1,36 Millionen US-Dollar taxiert, erklärte die Geldzauberin dieser Tage. Im Moment notiert die Kryptowährung bei rund 40000 Dollar und hat zuletzt etwas weniger eingebüßt als Woods ARK-Innovation-ETF, der seit dem Hoch im November gut 45 Prozent im Minus liegt. Ist das nun Flügelschlagen eines Börsenstarlets, dessen Ruhm langsam verblasst wie der so vieler bekannter Gesichter nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000? Von den damaligen Gurus und Gurvis, wie die korrekte weibliche Form wohl lautet, spricht heute kaum noch jemand.
Auf keinen Fall wollen wir Frau Woods Kompetenz infrage stellen - im Gegenteil. Wir würden uns für alle Bitcoin-Besitzer freuen, wenn sie recht behielte. Dennoch besteht die Redaktion von BÖRSE ONLINE zu einem guten Teil aus alten Hasen im Anlagegeschäft, die schon viele vermeintlich bahnbrechende Entwicklungen kommen und gehen sahen. Deshalb lautet unsere Maxime: Ein bisschen Spielgeld kann man ruhig in den Kryptomarkt investieren, um dabei zu sein, wenn die Wette aufgeht. Für Normalanleger mit handelsüblichen Depotvolumina im fünfstelligen Bereich sind die 37000 Euro, die eine der virtuellen Münzen umgerechnet kostet, aber ein zu hoher Einsatz für einen Traum, von dem niemand weiß, ob er wahr wird. Die Basis eines vernünftig strukturierten Depots sollten solide Standardaktien bilden, beispielsweise dividendenstarke Papiere, wie wir sie in der Titelgeschichte ab Seite 10 vorstellen. Spekulative Wetten gewichtet man besser mit zwei oder drei Prozent.
Wo wir schon beim Thema "Zu alt für diesen Mist" sind: Auch der Hype um stark leerverkaufte Meme-Stocks, die in InternetCommunitys wie Reddit hochgejubelt werden, hat unserer Meinung nach nichts mit seriöser Geldanlage zu tun. Schön für alle, die dabei waren, aber auch diese Zockerei wird nicht ewig gut gehen. Dem Fass den Boden schlägt der Rummel um Game stop aus. Das Unternehmen hat jetzt allen Ernstes einen Aktiensplit angekündigt. Der angeschlagene Videospielehändler notierte vor der Push-Aktion lange Zeit unter fünf Dollar und ist auf dem besten Weg zum Pennystock, wenn sich die Situation normalisiert.
Auch die Tesla-Aktie wird schon wieder gesplittet. Hier warten wir seit langer Zeit vergeblich darauf, dass sich die Bewertung der Realität angleicht. Gründer und Vorstandschef Elon Musk hat mittlerweile genügend Tesla-Aktien verkauft, um sich die Übernahme des Kurznachrichtendiensts Twitter leisten zu können, über den er so gern Kurspflege betreibt. 41 Milliarden Dollar will der aktuell reichste Erdenbürger für den Gezwitscherkonzern auf den Tisch legen. Dabei ist schon die erste Milliarde 1000-mal schwieriger zu verdienen als die erste Million.