Bei der Behandlung mit dem neuen Medikament LCZ696 starben ein Fünftel weniger Patienten mit chronischer Herzschwäche an Kreislaufproblemen als bei der Einnahme einer älteren Arznei, wie die auf einem Kardiologen-Kongress in Barcelona und in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Details einer Studie zeigten. Die Arznei wirkte bei allen Patientengruppen und verursachte keine ernsten Nebenwirkungen. Die Ergebnisse hätten selbst die kühnsten Erwartungen des Basler Konzerns übertroffen, frohlockte Pharma-Chef Epstein.
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ANALYST: KEINE KONKURRENZ IN SICHT
An chronischer Herzschwäche, die sich im Gegensatz zu einem Herzinfarkt schleichend entwickelt, leiden nach Novartis-Angaben allein in Europa und den USA mehr als 20 Millionen Menschen. Entsprechend lukrativ ist der Markt. Das neue Medikament könnte Experten zufolge Arzneien ersetzen, die seit einem Viertel Jahrhundert bei der Behandlung von Herzversagen eine zentrale Stellung einnehmen. Novartis zufolge dürfte die Arznei im dritten Quartal 2015 auf den Markt kommen.
Viele Analysten erwarten für das Medikament nach der Veröffentlichung der jüngsten Daten einen Umsatz von mindestens fünf Milliarden Dollar pro Jahr - bislang hatten die Schätzungen auf durchschnittlich 1,9 Milliarden Dollar gelautet. Dabei berücksichtigen viele Analysten in ihren Schätzungen nur die Umsätze, die durch die Behandlung einer bestimmten Form von chronischem Herzversagen winken. Novartis beginnt das Medikament auch bei einer anderer Form der Krankheit zu testen.
Es komme selten vor, dass eine Standardtherapie völlig ersetzt werde, erklärte Michael Nawrath, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Genau dies dürfte bei LCZ696 aber passieren. Denn das Mittel sei nicht nur wirksam, sondern auch sicher. Für die kommenden fünf oder sechs Jahre zeichne sich kein Konkurrenzprodukt ab. "Ich würde sagen, dass wir einen der neuen Mega-Blockbuster vor uns haben", sagte Nawrath.
Mit dem Herzmedikament kann Novartis möglicherweise auch die Lücke schließen, die der Blutdrucksenker Diovan hinterlassen hat. Diovan hatte noch 2011 einen Umsatz von fast sechs Milliarden Dollar eingebracht, verlor in der Zwischenzeit jedoch den Patentschutz und leidet unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte.
Reuters