Zudem habe Novartis verbindliche Zusagen für weitere rund 16,9 Prozent der Anteile. Die 9,7 Milliarden Dollar schwere Übernahme werde nun vollzogen und der Handel mit den Aktien von The Medicines Company an der US-Technologiebörse Nasdaq eingestellt. Die Basler griffen tief in die Tasche, um ihre Medikamentenpipeline aufzufüllen und drohende Erlösausfälle durch den Auslauf des Patentschutzes bei wichtigen Umsatzbringern zu kompensieren.
Dabei beschäftigt The Medicines Company rund 65 Personen und hat nur ein Produkt, das noch nicht zum Verkauf zugelassen ist: Den Cholesterinsenker Inclisiran. Zudem muss das per Injektion verabreichte Inclisiran nach der Zulassung gegen die Arzneien wie Praluent von Sanofi und Regeneron Pharmaceuticals oder Repatha von Amgen bestehen. Vorteile verspricht die Medicines-Arznei vor allem durch eine deutlich geringere Verabreichungsdichte: Praluent und Repatha müssen alle zwei Wochen gespritzt werden, Inclisiran lediglich zwei mal pro Jahr.
Die Schweizer zahlten 85 Dollar je Aktie - ein Preis, den Novartis selbst in einem Dokument für die US-Wertpapieraufsicht SEC als möglicherweise überzogen bezeichnete. Die noch verbliebenen Aktionäre will Novartis gegen eine Barabfindung von ebenfalls 85 Dollar je Aktie aus dem Unternehmen herausdrängen.
Novartis erwartet ab 2021 Umsatzbeiträge von Inclisiran und verspricht sich gute Gewinne. Doch Konzernchef Vasant Narasimhan bemühte sich, nicht zu hohe Erwartungen aufkommen zu lassen. Novartis erwerbe ein Präparat, das mittel- bis langfristig ein wichtiger Wachstumstreiber sein könnte, sagte der Amerikaner bei der Bekanntgabe des Deals. Mit dieser vorsichtigen Formulierung dürfte Narasimhan aus Fehlern in der Vergangenheit gelernt haben. Denn das Herzmedikament Entresto wurde bei der Markteinführung als Umsatzrenner angepriesen, kämpfte dann aber lange mit Anlaufschwierigkeiten. Ein Grund dafür war auch der Preis, den einige Marktbeobachter als zu hoch erachtet hatten.
Mit Inclisiran stärkt Novartis das in den vergangenen Jahren schwächelnde Geschäft mit Arzneien gegen Herz-Kreislauferkrankungen. Ein innovatives Folgeprodukt für den einstigen Umsatzrenner Diovan gegen hohen Blutdruck, dessen Verkaufserlöse nach dem Auslaufen des Patentschutzes 2012 einbrachen, blieb der Konzern bisland schuldig.
rtr