Die beiden Tech-Werte Nucera und Ionos dürften im September ins Nebenwertesegment SDAX der Frankfurter Börse einziehen.
Nach dem erfolgreichen Börsengang Anfang Juli wird die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera bei der nächsten Indexüberprüfung der Deutschen Börse am 5. September voraussichtlich den Einzug ins Nebenwertesegment SDAX schaffen — trotz des relativ niedrigen Streubesitzanteils von 24 Prozent. Weichen muss dafür wohl der schwächelnde Bildverarbeitungsspezialist Basler, wie Indexexperte Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel gegenüber BÖRSE ONLINE erläuterte. Auch die Anfang des Jahres an der Börse gestartete United-Internet-Tochter Ionos dürfte laut Thorißen den Aufstieg in den SDAX schaffen. Der Webhosting-Anbieter ersetzt voraussichtlich den Recruiting-Spezialisten New Work. Der Muttterkonzern des Karrierenetzwerks Xing kämpft mit Geschäftseinbußen und deutlichen Kursverlusten an der Börse.
Weitere Änderungen, insbesondere im DAX oder MDAX, zeichnen sich derzeit nicht ab. Einem DAX-Aufstieg am nächsten kam zuletzt der Dialysespezialist FMC, dicht gefolgt von Lufthansa, doch fehlt FMC dafür derzeit noch eine Milliarde Euro Marktkapitalisierung, Lufthansa sogar 1,4 Milliarden Euro. Am stärksten abstiegsgefährdet im DAX waren zuletzt der Online-Versandhändler Zalando und die Siemens-Tochter Siemens Energy. Bei Siemens Energy schlagen die Probleme der spanischen Windkrafttochter Gamesa mit Milliardenverlusten zu Buche, der Aktienkurs hatte sich daraufhin fast halbiert.
Maßgeblich für die Indexzugehörigkeit ist die Marktkapitalisierung des Streubesitzes. Die Deutsche Börse überprüft die Zusammensetzung am 5. September, umgesetzt wird der Indexwechsel zum 18. September.
Nucera weiter auf Wachstumskurs
Nucera war am 7. Juli zu 20 Euro an die Börse gegangen. Die Aktie kletterte nach dem Börsenstart zeitweise auf 25 Euro, gab anschließend etwas nach, blieb aber über dem Ausgabepreis. Mit ihren Anfang der Woche vorgestellten Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 (30.9.) übertraf die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter die Erwartungen von Analysten. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung. Mit dem Ausbau von Fertigungsstätten, etwa einem neuen Standort in Indien, und Personalaufbau will Nucera den Wachstumskurs weiter beschleunigen, wie Vorstandschef Werner Ponikwar erläuterte.
Im dritten Quartal kletterte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf sieben (Vorjahreszeitraum: vier) Millionen Euro. Der Umsatz verdoppelte sich fast auf 187 (99) Millionen Euro, vor allem aufgrund von Zuwächsen im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse. Nucera investiere weiter in den Ausbau der Kapazitäten, was zulasten der Ebit-Marge gehe, die im dritten Quartal auf 3,7 (Vorjahr: 4,4) Prozent zurückging. Im vierten Quartal werde die Marge sogar negativ. Betriebs- und Nettoergebnis sollen im Gesamtjahr aber positiv ausfallen, wie Finanzchef Arno Pfannschmidt laut Nachrichtenagentur Reuters ergänzte.
Die Analysten der Deutschen Bank zeigten sich von den ersten Nucera-Zahlen nach dem Börsengang positiv überrascht und bestätigten ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 30 Euro. Die Zahlen hätten die Konsensschätzungen deutlich übertroffen, hieß es.
Wann kommt das Suse-Delisting?
Ein Unsicherheitsfaktor für die bevorstehende Indexüberprüfung ist noch das mögliche Delisting des Linux-Software-anbieters Suse. Der schwedische Finanz-investor EQT hatte Mitte August angekündigt, Suse zwei Jahre nach dem Börsengang wieder vom Kurszettel zu nehmen. Derzeit läuft ein Übernahmeangebot für die freien Aktionäre von 16 Euro je Aktie, die Annahmefrist endet am 22. September. EQT hielt zuletzt 79 Prozent der Anteile. Für den Indexabstieg sei es maßgeblich, wann der Anteil des Streubesitzes unter zehn Prozent sinke, sagte Index-experte Thorißen.
Sollte Suse bis zur September-Überprüfung noch vom Kurszettel genommen werden, wäre Deutsche Euroshop der am besten positionierte Nachrücker-kandidat für den frei gewordenen Platz im SDAX. Der Shoppingcenter-Betreiber hatte gerade erst seine Prognosen angehoben.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 35/23. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
Und lesen Sie auch: Sparen Sie sofort hunderte Euro, indem Sie Girokonto und Kreditkarte wechseln
oder: Drohendes Todeskreuz, aber 51 Prozent Kurspotenzial bei Allianz, BASF, Mercedes und Volkswagen