"Nach der Rekordjagd agieren Anleger in Europa heute zunächst vorsichtig", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Viele scheinen die Lage erst mal neu zu bewerten."

Auch an der Wall Street war Durchatmen angesagt. Die US-Terminkontrakte deuteten auf kaum veränderte Kurse zu Handelsstart hin. Versprechungen von US-Präsident Donald Trump zu Infrastruktur- und Steuermaßnahmen hatten die Börsen am Mittwoch angetrieben. Der US-Standardwerteindex Dow Jones erzielte zum elften Mal in 14 Tagen ein Rekordhoch, der Dax war auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert. Von seinem 2015 aufgestellten Allzeithoch von 12.390 Punkten ist der deutsche Leitindex noch rund zweieinhalb Prozent entfernt.

Für Zuversicht bei Anlegern sorgten auch Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed schon im März an der Zinsschraube drehen wird. Die einflussreiche Fed-Direktorin Lael Brainard betonte, dass eine Zinserhöhung dank einer anziehenden Weltwirtschaft und verbesserter Bedingungen in den USA schon bald denkbar sei. "Das Ziel der Fed von drei Erhöhungen in diesem Jahr erscheint plötzlich erreichbar", sagte Luke Bartholomew, Fondsmanager bei Aberdeen Asset Management. Der Markt müsse sogar ernsthaft mit vier Zinsschritten rechnen.

ANZIEHEN DER ZINSSCHRAUBEN SCHADET AKTIENMARKT LANGFRISTIG



Dem Dollar gab das Auftrieb: Der Dollar-Index, der den Wert der Devise zu anderen Währungen widerspiegelt, kletterte um 0,3 Prozent auf ein Anderthalb-Monatshoch von 102,11 Zählern. Der Euro fiel um 0,4 Prozent auf 1,0509 Dollar. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed nach ihrer Erhöhung vom Dezember nun nachlegt, wird von Händlern auf rund 70 Prozent taxiert nach 20 Prozent vorige Woche. Mit Spannung warten Anleger nun auf eine Rede von Fed-Chefin Janet Yellen am Freitag.

Längerfristig dürfte die Verknappung des Notenbankgeldes den Aktienmärkten aber schaden, denn die Rally der vergangenen Jahre geht vor allem auf die extrem niedrigen Zinsen zurück, die Aktien gegenüber Anleihen attraktiver machten.

MEGA-BÖRSENGANG VON SNAPCHAT-FIRMA TREIBT ANLEGER UM



Für Gesprächsstoff sorgte in Frankfurt die Deutsche Telekom mit ihrem Geschäftsausblick. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern nur noch mit einem halb so hohen Anstieg des Kerngewinns wie im Vorjahr. Zudem will die Telekom an ihrer Beteiligung am britischen Rivalen BT festhalten, obwohl sie wegen des Brexit-Votums 2016 mehrere Milliarden auf diesen Anteil abschreiben musste und für das erste Quartal mit weiteren Belastungen rechnet.

Größter Gewinner im EuroStoxx50 waren die Aktien des französischen Versorgers Engie mit einem Aufschlag von 7,3 Prozent. Der früher unter dem Namen GdF Suez bekannte Konzern stellte für 2017 laut Analysten einen deutlich höheren Gewinn als bislang erwartet in Aussicht.

In den USA richteten sich die Blicke auf den Mega-Börsengang von Snap, dem Betreiber der Nachrichten-App Snapchat. Die Aktien wurden zu einem Stückpreis von 17 Dollar ausgegeben, wodurch Snap mit 24 Milliarden Dollar bewertet wird - der höchste Betrag in der Technologiebranche, seit dem Börsengang von Facebook 2012.

rtr