Ist das der Crash, den Anleger bereits so lange fürchten? Die Nvidia-Aktie erlitt gestern einen dramatischen Rückgang. Was steckt hinter dem Einbruch? Und sollten Sie die Aktie jetzt schnell verkaufen oder eröffnen sich möglicherweise attraktive Einstiegschancen?

Die Nvidia-Aktie verlor am gestrigen Montag zwischenzeitlich fast 20 Prozent. Der Grund: DeepSeek, das "chinesische ChatGPT", hat den beliebten US-Chatbot als meistgenutzte kostenlose App in den USA abgelöst. Das erst am 10. Januar vorgestellte Modell DeepSeek-V3 punktet mit Effizienz: Es arbeitet mit günstigeren Chips und benötigt weniger Daten. Diese Eigenschaften sorgen nun für ein bröckelndes Vertrauen in etablierte KI-Schwergewichte wie Nvidia. Mehr dazu lesen Sie hier

Doch ist dieser Abverkauf jetzt wirklich gerechtfertigt?

Nvidia-Aktie unter Druck: Was macht den Einbruch so gravierend?

Nvidia gilt als einer der Hauptnutznießer der Mega-Wachstumsbranche Künstliche Intelligenz (KI). Denn Nvidia stellt mit seinen Hochleistungschips sozusagen die Basis-Infrastruktur dafür bereit, dass so eine Technologie überhaupt erst funktionieren kann. Kein Wunder also, dass die Aktie sich seit einiger Zeit im Höhenflug befand. Sowohl 2023 als auch 2024 konnte die Aktie über 200 Prozent steigen. Doch der aktuelle Rückgang wirft Fragen auf: Ist die Erfolgsgeschichte Nvidias an ihrem Höhepunkt angekommen?

Warum Nvidia vor allem so stark durch KI profitiert: Big-Tech-Riesen wie Microsoft und Co. investieren massiv in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur, um im Wettbewerb mitzuhalten. Alle wollen die Hochleistungschips von Nvidia und besonders die neue Blackwell-Serie gilt hier als stark begehrt. Die US-Regierung hatte außerdem den Export von Hochleistungschips nach China reguliert.

Doch DeepSeek-V3 könnte möglicherweise zeigen, dass auch weniger leistungsstarke Nvidia-Chips, wie die für China entwickelten H800-Modelle, leistungsfähige KI-Anwendungen ermöglichen können. Diese Entwicklung könnte die Nachfrage nach teureren Chips und komplexen Rechenzentren reduzieren – ein potenzieller Dämpfer für Nvidias Umsatzwachstum.

„DeepSeek hat offensichtlich nicht so viel Rechenleistung wie US-Hyperscaler und hat es trotzdem geschafft, ein Modell zu entwickeln, das höchst wettbewerbsfähig erscheint“, heißt es von Raymond James in einer Mitteilung vom Montag.

Nvidia-Aktie: Schnell verkaufen oder Chance nutzen?

Die Sorge vor Umsatzeinbußen bei Nvidia hat viele Anleger beunruhigt. Doch Experten bewerten den Kursrutsch als überzogen. Analysten von Bernstein Research erklärten laut "dpa": „Das Weltuntergangszenario, das gerade im Twitter-Universum verbreitet wird, scheint übertrieben.“ Sie betonen, dass DeepSeek keine bahnbrechenden Technologien verwendet, sondern auf der bekannten Mixture-of-Experts-Architektur (MoE) basiert. Diese reduziert Betriebskosten, indem nur Teile der Modellparameter aktiv sind – ein Ansatz, der auch bei anderen KI-Entwicklern Anwendung findet.

Zwar bleibt Nvidia mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 49 aktuell teuer (der Zehnjahresdurchschnitt liegt bei 31), doch die Geschäftszahlen bleiben überzeugend. Für das am 31. Januar endende vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 erwarten Analysten ein Umsatzplus von über 70 Prozent und einen Anstieg des Gewinns je Aktie um mehr als 70 Prozent auf 0,84 US-Dollar.

Auch Analysten wie Bernstein und BNP Paribas bekräftigten nach den DeepSeek-Ereignissen ihre optimistischen Kursziele von 175 beziehungsweise 170 US-Dollar.

Fazit

Kühlen Kopf bewahren: Trotz des jüngsten Einbruchs bleibt Nvidias Geschäftsmodell intakt und die langfristigen Wachstumsaussichten sind weiterhin vielversprechend. Anleger sollten jedoch auch die Risiken nicht außer Acht lassen und sich bewusst machen, dass die Unantastbarkeit von Nvidia nicht unendlich sein wird. Für langfristig orientierte Investoren könnten sich die aktuellen Kursrückgänge als attraktive Kaufgelegenheit erweisen.

Lesen Sie auch: DeepSeek-Crash: Ende des KI-Hypes oder eine neue Kaufchance?

Oder: KI-Schock reißt Siemens Energy-Aktie in den Abgrund: Spricht DAS nach -20% aber für ein Comeback?

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.