Franz Gasselsberger, Generaldirektor der östereichischen Oberbank, zu seinen Expansionsplänen Von Stefan Rullkötter
Franz Gasselsberger: Unsere Strategie, nur organisch zu wachsen, hat sich in den letzten Jahren bewährt. Dank unserer günstigen Kostenstruktur und des begrenzten Kreditrisikos sind wir erfolgreicher als die Konkurrenz.
Börse Online: Was bedeutet das konkret?
Gasselsberger: Wir haben kein Kostenproblem - und lassen uns auch keines einreden. Unsere Cost-income-ratio von zuletzt 50,1 Prozent gehört zu den besten unter den österreichischen Banken - der Marktdurchschnitt lag zuletzt bei knapp 70 Prozent. Obwohl die Oberbank in den letzten fünf Jahren hohe Beträge in die Expansion investiert hat, sind die Aufwendungen weniger stark als die Erträge gestiegen.
Börse Online: In welchen Geschäftsfeldern expandieren Sie besonders stark?
Gasselsberger: Unser Kreditvolumen soll bis 2020 um 33 Prozent von derzeit 12,3 Milliarden Euro auf rund 16,4 Milliarden Euro steigen. Wir wollen auch den Ausbau des Private Bankings forcieren, das bei uns ab einer Größenordnung von 250 000 Euro beginnt. Aktuell verwalten wir hier ein Kundenvermögen von rund fünf Milliarden Euro. Bei 80 Prozent Firmenkunden und 20 Prozent Privatkunden gibt es hier noch viel Potenzial.
Börse Online: Werden Sie auch Ihr Filialnetz weiter ausbauen?
Gasselsberger Ja, im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten schließen wir keine Filialen. 2014 haben wir acht Geschäftsstellen neue eröffnet, dieses Jahr werden sieben weitere folgen - drei in Deutschland, drei in Wien und eine neue Geschäftsstelle in Ungarn. Aktuell führen wir 156 Filialen in fünf EU-Ländern und beschäftigen rund 2000 Mitarbeiter.
Börse Online: Welche Rolle spielt dabei das Geschäft in Deutschland?
Gasselsberger: Zum Gesamterfolg der Oberbank tragen die deutschen Filialen maßgeblich bei. Vor 25 Jahren haben wir in München die erste Filiale außerhalb Österreichs eröffnet, derzeit betreuen wir in Deutschland mit 200 Mitarbeitern in 28 Filialen 21500 Kunden.
Börse Online: Vom 9. bis 27. April bieten Sie im Rahmen einer Kapitalerhöhung 1,9 Millionen Stammaktien zur Zeichnung an. Der Ausgabe-Preis soll zwischen 45 und 55 Euro liegen. Wozu benötigen Sie frisches Kapital?
Gasselsberger: Jedenfalls nicht für Übernahmen und zur Finanzierung unseres organischen Wachstums. Wir werden die uns daraus zufließenden Mittel nutzen, um unsere Kernkapitalquote zu erhöhen - nach dem Bankenaufsichtsstandard Basel III steigen hier die Anforderungen an Kreditinstitute. Unsere Kernkapitalquote soll 2015 auf etwa 12,6 Prozent und mittelfristig auf rund 13 Prozent oder steigen.
Börse Online: Werden sich dadurch auch die Börsenhandelsumsätze der oft illiquiden Oberbank-Aktie spürbar erhöhen?
Gasselsberger: Da der größte Aktionär Unicredit SpA (32,54 Prozent, Anmerkung der Redaktion) die Kapitalerhöhung nicht mitmacht, wird sich der Streubesitz um drei Prozent erhöhen - und sich dadurch auch die Handelbarkeit der Oberbank-Aktie verbessern.
Börse Online: Schlägt sich Ihre Aktionärsfreundlichkeit auch in der Dividendenpolitik nieder?
Gasselsberger: Aufgrund der Ergebnisentwicklung werden wir der Hauptversammlung am 17. Mai vorschlagen, die Dividende um 10 Prozent auf 55 Cent pro Aktie zu erhöhen.
Börse Online: Inwieweit ist auch die Oberbank vom Zahlungsstopp der Hypo-Alpe-Adria-Abbaugesellschaft Heta betroffen?
Gasselsberger: Das Hypo-Sondergesetz ist ein Sündenfall für den Finanzplatz Östereich - man kann nicht einfach nachträglich die Spielregeln ändern. Die Oberbank ist als Gläubiger mit rund 10 Millionen Euro betroffen. Wir haben deshalb vergangene Woche Klage gegen das Bundesland Kärnten eingereicht - zu dieser Maßnahme bin als Vorstandsvorsitzender der Oberbank verpflichtet.