Durch den dramatischen Ölpreis-Verfall der vergangenen Monate werde sich bei den Förderfirmen die Spreu vom Weizen trennen, sagt Leon Black, Mitgründer von Apollo, auf der "SuperReturn" in Berlin, einer Fachkonferenz für Finanzinvestoren. Seine Firma und auch Konkurrenten seien auf der Suche nach verborgenen Schätzen. Nach Einschätzung von David Rubenstein, Mitgründer des Finanzinvestors Carlyle, geraten dabei auch größere Unternehmen ins Visier. "Die Private-Equity-Branche wird nächstes Jahr einen Zehn-Milliarden-Dollar Deal sehen und ich vermute, das wird im Energie-Bereich sein."

Der Boom hat schon begonnen

Nach Software-Firmen war die Öl- und Gasbranche bereits 2014 der zweitwichtigste Sektor auf der Einkaufsliste der Finanzinvestoren. Den Daten von Thomson Reuters zufolge steckten sie 31 Milliarden Dollar in diesen Sektor. In den fünf vorangegangenen Jahren waren es insgesamt nur acht Milliarden Dollar gewesen. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber offenbar noch nicht erreicht. Der auf die Öl- und Gasbranche spezialisierten Beratungsfirma 1Derrick zufolge stehen Firmen und Unternehmensteile im Volumen von 112 Milliarden Dollar zum Verkauf.

Die Hälfte davon entfällt auf nordamerikanische Firmen, die häufig Schieferöl mit Hilfe der umstrittenen "Fracking"-Methode gewinnen. Dabei wird das Rohöl unter hohem Druck und mit Chemikalien aus dem Gestein herausgelöst. Dies macht die Förderung teuer und bei einem aktuellen Ölpreis von etwa 60 Dollar je Barrel (159 Liter) unrentabel. Aus diesem Grund sind in den vergangenen Monaten die Aktienkurse dieser Firmen in sich zusammengesackt.

Aber nicht nur Firmenbeteiligungen oder Ölfelder schauen sich Finanzinvestoren an. So setzt Blackstone auch einen speziellen Anleihe-Fonds auf. Dieser wettet darauf, dass Bonds derjenigen Unternehmen, die in den vergangenen Jahren vom Öl- und Gas-Boom in Nordamerika profitiert haben, unterbewertet sind oder es bald sein werden. "Unsere Leute arbeiten mit Hochdruck und schauen sich bestimmte Deals an", sagte Blackstone-President Tony James im vergangenen Monat. Carlyle-Co-Chef Rubinstein bringt zudem den Ankauf von Verbindlichkeiten der Energiefirmen ins Gespräch. Damit könne seine Branche in den kommenden Jahren viel Geld verdienen.

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Mehr Chancen oder mehr Risiken

Der Ölpreis werde wieder anziehen und damit auch der Börsenwert der Bohrfirmen, prognostiziert Joseph Landy, Co-Chef des Finanzinvestors Warburg Pincus. Er halte einen Ölpreis 70 bis 85 Dollar je Barrel (159 Liter) für angemessen. "Die Frage ist, wann er dieses Niveau erreicht. Sind es neun oder 30 Monate? Darin liegt das Risiko." Aktuell kostet ein Fass der weltweit richtungsweisenden Sorte Brent aus der Nordsee gut 61 Dollar.

Aus Sicht von Simon Henry, Finanzchef des Ölkonzerns Royal Dutch Shell, ist es noch zu früh, in großem Stil in Energiewerte einzusteigen. Weder Ölpreis noch die Aktienkurse hätten ihre Talsohle erreicht. "Man greift in ein fallendes Messer", warnt er.

Für Warburg-Mann Landy ist dies jedoch kein Grund, sich nicht mit diesem Thema zu beschäftigen. "Wenn diese Messer fallen, eröffnen sich Gelegenheiten ganz von selbst." Schließlich wollten in solchen Phasen die meisten Anleger um jeden Preis verkaufen. Warburg Pincus sitzt nach der Schließung eines auf Energiewerte spezialisierten Fonds im vergangenen Oktober auf hohen Barbeständen.

Auch Marcel Van Poecke, Geschäftsführer von Carlyle International Energy Partners, blickt optimistisch in die Zukunft. "Es wird eine großartige Zeit für Investitionen, aber es gibt keinen Grund zur Eile. Wir haben die Talsohle noch nicht gesehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters im Januar.

Reuters