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Die Kennziffer Volatilität wird in der globalen Finanzwelt vor allem als Risikoindikator genutzt. Die CBOE hat zahlreiche Volatilitätsindizes konzipiert und veröffentlicht deren Höhe fortlaufend. Ihr großer Vorteil: Die Indizes werden nicht aus historischen Kursen der Vergangenheit errechnet, sondern aus den Preisen aktueller Optionen auf den jeweiligen Basiswert ermittelt. Über ein komplexes mathematisches Bewertungsmodell wird dann das Risiko in Prozent angezeigt, welches aktuell von Terminmarktakteuren als angemessen betrachtet und über Optionen auch "bezahlt" wird. Dabei gilt: Je höher dieser Wert, desto höher ist zum einen das Risiko, zum anderen fällt aber auch die damit verbundene Renditechance entsprechend höher aus.

Aktuell wird beim CBOE-Ölvolatilitätsindex (OVX), der aus den Preisen für Optionen auf Rohöl-ETFs ermittelt wird, ein Wert von 41 Prozent angezeigt. Damit gehört ein Ölinvestments zweifellos zu den besonders volatilen Anlageklassen. Bei Gold (GVZ: 11 Prozent), Silber (VXSLV: 18 Prozent), S&P-500 (VIX: 19 Prozent), Goldminen (VXGDX: 27 Prozent) werden deutlich niedrigere Werte angezeigt. Auch entsprechende Volatilitätsindizes auf den DAX (VDAX-NEW: 20 Prozent) bzw. Euro Stoxx 50 (VSTOXX: 18 Prozent) weisen derzeit ein erheblich geringeres Risiko als Rohöl aus. Diese starken Verwerfungen treten auch beim Blick zurück zu Tage. Seit Ende 2017 ist der Ölvolatilitätsindex (+92 Prozent) besonders stark gestiegen. Auf eine ähnlich starke Verunsicherung weist der VIX (S&P-500) auf, der im selben Zeitraum einen Zuwachs um 65 Prozent verzeichnet hat. Von den grassierenden Finanzmarktturbulenzen unbeeindruckt zeigte sich lediglich Gold, dessen Volatilitätsindex sich kaum vom Fleck bewegt hat und seinem Ruf als sicherer und vor allem wenig volatiler Hafen dadurch mehr als gerecht geworden ist.

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Anstehende Datenflut und Charttechnik



Eine regelrechte Flut an Fundamentaldaten zum Ölmarkt steht in den kommenden Tagen zur Bekanntgabe an. Los geht es am Abend mit dem Wochenbericht des American Petroleum Institute (22.30 Uhr) zur Entwicklung der gelagerten Ölmengen. Am Mittwochnachmittag folgt dann - ungeachtet des derzeitigen US-Shutdown - der offizielle Bericht der US-Energiebehörde Energy Information Administration (16.30 Uhr), der nicht nur über die Lagerreserven bei Öl, Benzin und Destillaten (Heizöl & Diesel), sondern auch über die täglichen US-Fördermengen informiert. An den Energiemärkten gilt deren positive Entwicklung als Hauptgrund für den Ölpreissturz während der zweiten Jahreshälfte 2018. Auch der Freitag verspricht spannend zu werden, schließlich wird am Vormittag die in Paris ansässige Internationale Energieagentur ihre globale Nachfrageprognose veröffentlichen und die im Ölsektor tätige US-Dienstleistungsfirma Baker Hughes ihren Wochenbericht über die nordamerikanischen Bohraktivitäten (19.00 Uhr) kommunizieren und dadurch an den Energiemärkten für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen.

Unter charttechnischen Aspekten war mit Blick auf die Volatilität eines besonders auffällig: Seit Mitte 2017 ging es bei der US-Sorte WTI - unterbrochen von mehr oder weniger starken Korrekturen - innerhalb von 15 Monaten von 42 Dollar auf ein Mehrjahreshoch von über 76 Dollar (+80 Prozent) sukzessive bergauf. Dieser Kursgewinn wurde seit Anfang Oktober innerhalb von weniger als drei Monaten komplett aufgezehrt. Im Zuge dieser Entwicklung wurde mit dem Ende Oktober erfolgten Verletzten der langfristigen 200-Tage-Linie ein klares charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst. Als besonders negativ kann zudem der Umstand betrachtet werden, dass die Durchschnittslinie mit dem Drehen nach unten ein Trendwechselsignal ausgelöst hat. Mit Argusaugen sollten Anleger bei Rohöl nun zwei wichtige Unterstützungszonen beobachten. Die eine verläuft bei 42,50 Dollar, während die nächste im Bereich von 40 Euro angesiedelt ist und im Jahr 2016 mehrmals erfolgreich getestet wurde. Fazit: Bei Engagements in Rohöl winken zwar hohe Chancen, Privatanleger sollten sich aufgrund der Futures-Problematik (Rollverluste) und der erhöhten Volatilität über die damit verbundenen Risiken stets bewusst sein.