von Max Otte

Sehr geehrte Privatanleger,

der Ölpreis befindet sich fast wieder im freien Fall - wie schon während der Finanzkrise 2008, als er von nahezu 140 Dollar für ein Fass Brent auf 40 Dollar fiel. Im Jahr 2011 stand Öl dann schon wieder bei über 100 Dollar, bevor eine neue Talfahrt einsetzte.

Dies tut den Öltiteln natürlich nicht gut. Ursache ist wohl auch der ökonomische Weltkrieg, der seit einigen Jahren tobt und der sich 2014 dramatisch verschärft hat. Die USA machen viel Propaganda um ihr Fracking-Öl. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig das ist, aber derzeit kommen massive neue Angebote auf den Markt. Saudi-Arabien fördert angeblich, um den Preis nach unten zu treiben und um Fracking-Öl teilweise unwirtschaftlich zu machen. Ob das so ist oder ob andere Motive dahinterstehen, weiß niemand. Tatsache ist aber, dass viel Öl auf den Markt kommt.

Gleichzeitig verkündete Vladimir Putin das endgültige Aus für die South Stream Pipeline, die von Russland durch Bulgarien nach Österreich führen sollte und ein wichtiger Schritt für Europas Energiesicherheit gewesen wäre. Im Sommer war Senator McCain mit einer Abordnung in Sofia eingefallen und hatte die dortige Politik unter Druck gesetzt, South Stream nicht zu bauen. Energiekommissar Günter Oettinger hatte in vorauseilendem Gehorsam mitgemacht.

So sind wir auch durch die Ukraine erpressbar. Der ökonomische Selbstmord Europas ist schon erstaunlich. Erinnert sich noch jemand an Desertec, das gigantische Solarenergieprojekt in der Sahara? Siemens-Ingenieure hatten schon vor dreißig Jahren daran herumgetüftelt. Vor einigen Jahren wurde auch dieses Projekt gekillt. Stattdessen wurde Nordafrika ins Chaos gestürzt. Europa wird zum Objekt, zur Verfügungsmasse.

Auf Seite 2: Warum sich Total und Statoil trotz des Ölpreisverfalls lohnen können

Für die globalen Ölkonzerne - auch die europäischen - ist dies zunächst einmal nicht so relevant. Total (WKN: 850727), die wir neben anderen Öltiteln schon mehrfach vorgestellt haben, stehen bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von ca. zehn, einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von gut eins und schütten 5,5 Prozent Dividende aus. Es lässt sich schwer vorstellen, dass die Ölreserven, die im Buchwert enthalten sind, weniger wert werden. Mit diesem Investment sollten Sie also auf jeden Fall Ihren Wert erhalten und dazu eine schöne Dividende einstreichen. Der Kurs ist von 54 Euro auf 44 Euro zurückgekommen. Gut, er lag nach der Finanzkrise auch eine Zeit lang bei 34 Euro.

Dramatischer ist Statoil (WKN: 675213) eingebrochen - von 23 Euro auf 15 Euro. Gut, Statoil produziert zu höheren Kosten. Aber auch hier beträgt das KGV moderate 9,5 und die Dividendenrendite ebenfalls 5,5 Prozent. Mit nahezu einer Billion Dollar ist der norwegische Staatsfonds der größte Anlagefonds der Welt - und er investiert zu 60 Prozent in Aktien.

Wir wissen nicht, was in den nächsten Jahren alles passieren wird. Das aber die norwegischen Ölreserven und die Ölreserven von Total langfristig ihren Wert behalten werden, scheint mir ziemlich klar.

Auf gute Investments!

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Hinweis: Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Börsenbrief DER PRIVATINVESTOR.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.