Vor einem regulären Treffen des Ölförder-Verbunds Opec+ (inklusive Russland) sorgen Presseberichte für viel Spekulation. Das Wirtschaftsblatt "Financial Times" berichtete, der Ölgigant Saudi-Arabien habe westlichen Ländern signalisiert, seine Produktion auszuweiten, sollte die russische Förderung im Rahmen von Sanktionen deutlich sinken. Allerdings könnte eine Entscheidung darüber auch verschoben werden oder Ausfälle würden nur zum Teil ausgeglichen.

Gleichzeitig rechnen Experten damit, dass das Export-Kartell bei ihren Beratungen an ihrem bisherigen Kurs einer allmählichen Anhebung der Förderquoten für die Gruppe insgesamt festhalten wird. "Bei dem Treffen geht es vor allem darum, die Marktstimmung aufzuhellen", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Die Message ist wohl, dass die Welt sich um den Ölnachschub keine Sorgen machen muss."

Wegen des Einmarschs in die Ukraine hat der Westen Russland mit harten Sanktionen belegt. Unter anderem hat sich die Europäische Union (EU) kürzlich auf ein weitreichendes Importverbot von russischem Erdöl geeinigt. Allerdings verzögert Ungarn das EU-Öl-Embargo Diplomaten zufolge erneut.

Die EU-Staaten müssen sich nun anderweitig nach diesem Energieträger umschauen. "Die EU scheint sich dabei verstärkt in Westafrika umzuschauen", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Nigerianisches Öl der Sorte Forcado wird Händlern zufolge mit einem Aufschlag von sieben Dollar gegenüber Brent gehandelt."

Höhere Erdöl-Förderung?


Die Spekulationen auf höhere Fördermengen einiger Opec+-Mitglieder drücken die Ölpreise abwärts. Der Preis für die richtungweisende Ölsorte Brent aus der Nordsee ist um über zwei Prozent auf 113,54 Dollar je Barrel (159 Liter) gefallen. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate ( WTI) fiel ähnlich stark und notiert am Spotmarkt bei 110 Dollar.

Die fallenden Rohöl-Notierungen werden mit einigen Tagen Verzögerung meist auch an die Verbraucher weitergegeben. Da Rohöl in US-Dollar gehandelt wird, könnte sich ein fallender Euro-Kurs jedoch gegenläufig auswirken und die Tankstellen-Preise weniger stark fallen lassen. Am Donnerstag-Mittag notiert der Euro bei 1,0690 Dollar.

mmr mit rtr und dpa