Das Umfeld für diese Portfolios unterlag zuletzt großen Veränderungen. Welches die besten Produkte sind. Von J. Kränicke und J. Groß, Euro am Sonntag
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie stehen Offene Immobilienfonds verstärkt unter Beobachtung. Niemand hatte sich zuvor vorstellen können, dass auf einmal große Teile der Bevölkerung in Industrieländern über Monate im Homeoffice arbeiten. Ob und wie viele Angestellte ins Büro zurückkehren, ist nach wie vor schwer prognostizierbar. Ebenso unvorhersehbar waren die langen, flächendeckenden Schließungen vieler Geschäfte. Beides belastet die Aussichten für Gewerbeimmobilien, die vorher für viele Anleger das Maß aller Dinge bei Offenen Immobilienfonds waren.
Doch auch bei Wohnimmobilien gab es Veränderungen: Während einerseits deren Preise zuletzt deutlich stiegen, verschob sich in Teilen die Nachfrage, weil Menschen im Lockdown sich nach mehr Platz und einem Garten sehnten. Gleichzeitig gab es in Deutschland viel Aufregung um Mietendeckel und Mietpreisbremse, die im Vorfeld der Bundestagswahl sicher erneut aufflammen wird.
Grund genug, die Performance der in Deutschland zugelassenen Offenen Immobilienfonds etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei der Analyse der Wertentwicklung über die vergangenen fünf Jahre fällt auf, dass mehrere klar auf Wohnhäuser spezialisierte Portfolios sich unter die Top Ten geschoben haben.
Das Ranking zeigt auch: Die ersten drei Fonds, der Wertgrund WohnSelect, der UBS Euroinvest Immobilien und der Fokus Wohnen Deutschland, lassen den Rest der Kategorie zumindest über den gewählten Zeitraum von fünf Jahren weit hinter sich. Anleger müssen für diese bessere Performance jedoch auch deutlich höhere Wertschwankungen hinnehmen. Liegt die Volatilität bei der Verfolgergruppe durchweg unter einem Prozent, waren es beim Fokus Wohnen und dem UBS Euroinvest über ein, beim Wertgrund WohnSelect sogar über fünf Prozent.
Neue Einstiegsmöglichkeit
Bester Offener Immobilienfonds war laut der FVBS-professional-Software der Wertgrund WohnSelect D. Sein Zuwachs betrug mehr als 53 Prozent. Der Fonds wurde im April 2010 aufgelegt. Er investiert in Bestandswohnimmobilien an ausgewählten deutschen Standorten wie Aachen, Dresden, Köln, Berlin oder auch Hamburg. Aktuell befinden sich 2014 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von etwa 123.343 Quadratmetern sowie 110 Gewerbeeinheiten mit circa 17.798 Quadratmeter Nutzfläche im Immobilienportfolio des Wertgrund WohnSelect D. Der Mietanteil der Gewerbeflächen beträgt circa 14,91 Prozent. Im September soll es bei dem Fonds wieder einen Cash-Call geben, sodass interessierte Anleger neu einsteigen können.
Der im Jahr 1999 aufgelegte Offene Immobilien-Publikumsfonds UBS (D) Euroinvest Immobilien war in den vergangenen fünf Jahren mit einem Zuwachs von gut 28 Prozent der beste Fonds für Gewerbeimmobilien. Bisher waren überwiegend institutionelle Anleger investiert. Seit März 2019 gibt es jedoch auch neue Anteilklassen, die sich an Privatanleger richten, etwa mit der ISIN DE 000 A11 1Z2 9. Immobilienexperte Alexander Isak legt bei dem Fonds den Fokus auf Core-Büroimmobilien in Europa.
Der Fokus Wohnen konzentriert sich auf Wohnimmobilien in Deutschland, sie machen 70 Prozent des Portfolios aus. Die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf Kindergärten, Senioren- und Studentenwohnanlagen, Ärztehäuser und Pflegeheime. Bei der letzten Analyse von Scope im Juni behielt er seine sehr gute "a+"-Beurteilung.
Für jedermann zugänglich
Bester Fonds, der überwiegend in Gewerbeimmobilien investiert und auch für jedermann zugänglich ist, war der Deka-ImmobilienEuropa. Seine Rendite lag bei gut 16 Prozent. Im Fonds befinden sich derzeit 142 Immobilien. 53 davon liegen in Deutschland, gefolgt von Frankreich (15), Großbritannien (11) und Italien (10). Bei der Nettomietrendite kam der Fonds zuletzt auf vier Prozent.