Ein gutes halbes Jahr ist er nun im Amt: Ola Källenius, Schwede, Jahrgang 1969, seit Mai Chef von Daimler und Nachfolger von Dieter Zetsche, dem Mann mit dem legendären Schnauzbart und dem gigantischen Gehalt. Und nicht ganz unwichtig: Källenius ist der erste Nicht-Ingenieur auf dem Chefsessel.
Aber warum auch nicht? Sein ganzes Berufsleben hat Källenius bei Daimler verbracht, unter anderem als Boss der Motorenmanufaktur AMG und vor allem als Forschungs- und Entwicklungschef. Befähigt hat ihn dafür ein Betriebswirtschaftsstudium in St. Gallen und in Stockholm. Auch die weichen Faktoren passen: Ein Schnelldenker sei der fast zwei Meter große Hüne. Er duzt die Leute und redet gern - in der "Daimler-Amtssprache" Deutsch, aber am liebsten, so gesteht er, auf Englisch und Schwedisch, weil sich dort der Satzbau ähnle.
Weil Daimler zuletzt aber gleich zwei Gewinnwarnungen hintereinander veröffentlichte, ist Källenius nun auch als Durchgreifer gefragt. Mindestens 10 000 Jobs will er abbauen - auch zahlreiche Führungsposten, dazu kommen umfangreiche weitere Sparmaßnahmen.
Gleichzeitig muss und will er die Modell- und Motorenpalette modernisieren. Sein Fokus: Nachhaltigkeit und E-Mobilität bei der Marke Mercedes-Benz stärken sowie das Nutzfahrzeug-Portfolio elektrifizieren. Oder wie Källenius es viel lieber ausdrückt: "Electric first."
Seine Gefährtin
Viel weiß man nicht über das Privatleben des neuen Daimler-Chefs. Das schirmt er gekonnt ab. Immerhin ist bekannt, dass er mit seiner Frau Sabine, einer Förstertochter aus dem schwäbischen Schelklingen, in Stuttgart lebt. Die beiden haben drei Söhne, alle schon im Teenager-Alter und bilingual aufgewachsen - schwedisch und deutsch. Fast schon skurril für einen Autoboss: Es ist nicht bekannt, was für ein Fahrzeug die Familie privat nutzt.
Seine rechte Hand
Seit Januar 2017 ist Britta Seeger im Daimler-Vorstand für den Vertrieb von Mercedes-Benz Cars verantwortlich, dem Aushängeschild des Konzerns. Davor hatte Källenius diesen Posten inne. Seeger ist ein Eigengewächs des Konzerns und gilt als unumstritten. Der Kontakt zum Chef ist gut. Man "kenne und schätze" sich. Seeger will den Vertrieb umkrempeln und testet unter anderem neue Abo-Modelle.
Sein "Bodyguard"
Renata Jungo Brüngger, gebürtige Schweizerin und Vorstandsmitglied, muss Källenius als Konzernjuristin den Rücken freihalten. Etwa in Sachen Dieselskandal. Denn auch Mercedes hat einen, wenn auch nicht so schlimm wie der bei VW. Vorsicht ist da ein Muss. Zum Stand "kann ich mich nicht äußern", so die 58-Jährige.
Sein Vorgänger
Nach insgesamt 40 Jahren, davon 13 Jahre an der Daimler-Spitze, ist Dieter Zetsche im Sommer abgetreten. Sein Vermächtnis: das "Projekt Zukunft", den 2017 angestoßenen Konzernumbau. Schlagkräftiger, flexibler, moderner will man werden, ein Anbieter von Mobilitätslösungen. Källenius hat Zetsche dafür schon lange eingeplant, er schickt den "Car Guy" (O-Ton Zetsche) seit geraumer Zeit schon auf die ganz wichtigen Termine.
Sein Aufseher
Aufsichtsratschef Manfred Bischoff ist im April 77 Jahre alt geworden. Ein Urgestein bei Daimler. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er dem Autobauer gewidmet. Trennen will er sich noch nicht - solange er "Substanzielles" beitragen kann. Wie Zetsche kam er 1976 zu Daimler, gut 30 Jahre später wurde er Chef des Aufsichtsrats und wacht nun über den Zetsche-Nachfolger Källenius. Und damit der Kreis sich schließt, soll ihn Zetsche 2021 als Aufsichtsratsvorsitzender beerben.
Seine Rivalen
Gut 15 Jahre war Bodo Uebber (l.) Daimler-Finanzchef und für viele der kommende Mann. Es wurde nichts daraus. Konsequenz: Im Sommer trat er zurück. Schon 2017 war der Abgang von Lkw-Chef Wolfgang Bernhard, der ebenfalls große Ambitionen hatte, aber wohl nicht Zetsches Rückhalt.