Relativ stabil schlägt sich dabei die Aktie von OMV. Sie hat schon einen Teil der Einbußen vom März wettgemacht. Der Konzern fördert Öl und Gas. Allerdings ist der Anteil an der Weiterverarbeitung des Rohöls höher. Und weil die Österreicher das sogenannte Downstream-Geschäft ausbauen wollen, besteht die Chance, die Kurslücke mittelfristig zu schließen.
Klar ist auf alle Fälle: Auch an OMV geht der Einbruch der Rohstoffnotiz nicht spurlos vorüber. Das erste Halbjahr und vor allem das zweite Quartal waren ein zu schwieriges Umfeld. Sowohl das Upstream-Geschäft, die Suche und Förderung von Öl und Gas, als auch das Downstream-Geschäft litten massiv unter den stark gesunkenen Preisen und der geringeren Nachfrage.
Insgesamt lag der Umsatz mit 7,9 Milliarden Euro um rund 3,5 Milliarden unter dem Wert des ersten Halbjahres 2019. Hinzu kam noch, dass die Wiener ihre Lagerbestände berichtigen mussten. Allein diese Abwertungen hatte einen negativen Ergebnisbeitrag von rund einer halben Milliarde Euro. Für das zweite Halbjahr sieht Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender von OMV, nun bereits eine deutliche Erholung. Optimismus schöpft der Manager vor allem aus der Ausweitung der Wertschöpfungskette. Aus OMV soll ein globaler Gas-, Öl- und Chemiekonzern werden, dessen Wertschöpfungskette vom Bohrloch über die Verarbeitungen in den Raffinerien bis zu hochwertigen Kunststoffen reicht. Der österreichische Ölkonzern hat die Mehrheit an Borealis übernommen. Eine strategische Weichenstellung die Folgen haben wird. Auch für den Aktienkurs.
Verarbeitung wird ausgebaut
Durch die Integration des Kunststoffherstellers erhöht OMV die Ethylen- und Propylenproduktion um mehr als 50 Prozent und ist dann in Europa die Nummer 1. Dabei geht es den Wienern um hochwertige Kunststoffe, die man zum Beispiel in der Elektromobilität, beim Ausbau regenerativer Energien, bei Medizinprodukten oder Smartphones benötigt. Finanziert wird der Ausbau dieses stabilen Geschäfts vor allem durch den Rückzug des Unternehmens aus Aktivitäten wie dem Tankstellennetz in Deutschland und dem Gasverteilnetz in Österreich.
Das Gasnetz kauft der lokale Versorger Verbund, für das Tankstellennetz besteht breites Interesse. Steht die Refinanzierung des Borealis-Deals, kann sich das Comeback der Aktie beschleunigen. Das gilt umso mehr, als auf die Aktionäre noch ein Zuckerl wartet. Der Hauptversammlung am 29. September soll eine Dividende von 1,75 Euro vorgeschlagen werden.