Der Wiener OMV-Konzern will mit einem grundlegenden strategischen Umbau weg von Öl und Gas hin zu mehr Chemie und nachhaltigen Kraftstoffe bis spätestens 2050 klimaneutral werden.
Gleichzeitig soll der Gewinn zumindest mittelfristig nicht leiden: Das operative Ergebnis vor Lagereffekten (CCS Ebit) soll in den kommenden acht Jahren mindestens sechs Milliarden Euro erreichen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im Vorjahr hatte dieses bei 5,96 Milliarden Euro gelegen. Gleichzeitig soll die progressive Dividendenpolitik, also eine zumindest gleichbleibende bis steigende Gewinnausschüttung, fortgesetzt werden.
"Wenn wir den Lebensstandard überall auf der Welt erhalten und ausbauen und gleichzeitig das Überleben unserer Gesellschaft sichern wollen, müssen wir zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise übergehen", sagte Konzernchef Alfred Stern, der im Herbst das Ruder bei Österreichs größtem Industriekonzern übernommen hatte. Bereits unmittelbar nach seinem Antritt hatte der Manager tiefgreifende Veränderungen und damit den größten Wandel in der Geschichte des Unternehmens angekündigt. Die OMV steht wie die großen Ölkonzerne BP oder Shell unter zunehmenden Druck, ihr Geschäft nachhaltiger zu gestalten.
Wachstumstreiber soll nach den Plänen des Unternehmens künftig der Chemiebereich sein, der erheblich gestärkt werden soll und damit künftig das derzeit äußerst lukrative Öl- und Gasgeschäft kompensieren soll. "Unsere Chemieausrichtung ist die perfekte Kombination, um unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und gleichzeitig ein hochprofitables wachsendes Unternehmen mit einer progressiven Dividendenpolitik zu bleiben", sagte Finanzchef Reinhard Florey.
Erstmals nannte der Konzern bei seinem erwarteten Strategiewechsel auch Zwischenziele. Die Rohölproduktion werde schrittweise bis 2030 um etwa 30 Prozent, die Erdgasproduktion um etwa 15 Prozent reduziert. Bis 2050 will der teilstaatliche Konzern das Geschäft mit Öl und Gas komplett einstellen. Finanzieren will die OMV den Umbau mit jährlichen Investitionen von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Mindestens 40 Prozent davon seien für CO2-arme Produkte vorgesehen. Die Investitionen in die Öl- und Gasproduktion würden bis 2026 zwar fortgesetzt, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Gasprojekten liege, erklärte der Konzern, ohne Details zu nennen. Der Anteil von Gas werde damit auf 60 Prozent steigen.
Die Emissionen sollen bis 2030 um 30 Prozent in der Geschäftstätigkeit (Scope 1 und 2) und um 20 Prozent im gesamten Produktportfolio (Scope 3) reduziert werden.
Im Raffineriebereich wollen die Österreicher ein führender europäischer Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Rohstoffen und Mobilitätslösungen werden. Die Produktion von nachhaltigen Treibstoffen und chemischen Rohstoffen soll bis 2030 auf 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr gesteigert werden, wobei fast die Hälfte auf nachhaltige Flugzeugtreibstoffe entfallen soll.
rtr