Die Emission fällt deutlich größer als geplant: Kurz vor dem Ende der Zeichnungsfrist war die Spanne auf 24 bis 26 (vorher 16 bis 18) Dollar erhöht worden. MyTheresa-Chef Michael Kliger erklärt das große Interesse der Investoren im Gespräch mit Reuters mit dem "enormen Wachstumspotenzial" bei reichen Kunden: "Luxus war bisher deutlich weniger digital als andere Branchen. Heute liegt der Anteil von Luxusmode, die online gekauft wird, bei ungefähr zwölf Prozent. Das dürfte auf 30 Prozent steigen."

MyTheresa soll noch am Donnerstag das Debüt in New York feiern. Der Börsengang bringt bis zu 467 Millionen Dollar ein, MyTheresa selbst fließen davon bis zu 370 Millionen zu, der Rest geht direkt an die Altaktionäre. Nach dem Börsengang sind bis zu 21 Prozent der Aktien im Streubesitz. Mit dem frischen Geld will MyTheresa ein gut 200 Millionen Dollar schweres Gesellschafterdarlehen tilgen, mit dem mehrere Finanzinvestoren sie aus dem Strudel der Insolvenz des US-Einzelhandelskonzerns Neiman Marcus im Mai 2020 herausgehalten hatten. Die Nobel-Kaufhauskette hatte MyTheresa 2014 für gut 150 Millionen Euro übernommen.

"Die restlichen Einnahmen wollen wir in unser internationales Wachstum investieren", kündigte Kliger an. Zwar habe man 2020 bereits in 133 Länder Waren verschickt, aber die großen Luxusgütermärkte USA und Asien böten noch viel Potenzial. Da gehe es darum, die Bekanntheit auszubauen und Lieferzeiten zu verringern. Auch Partnerschaften seien denkbar. "Da ist noch nichts entschieden. Der große Schritt war erstmal der Börsengang." Der Luxusgüterkonzern Richemont und der chinesische Internetriese Alibaba hatten insgesamt 1,1 Milliarden Dollar in den MyTheresa-Konkurrenten Farfetch und seinen neuen chinesischen Marktplatz gesteckt.

Die Wurzeln von MyTheresa liegen in der Münchner Innenstadt, wo die Modehändler Susanne und Christoph Botschen 1987 einen Modeladen unter dem Namen "Theresa" eröffneten. 2006 starteten sie den Online-Shop "MyTheresa.com". Das Unternehmen hat sich auf die großen Luxushäuser spezialisiert und verkauft Mode von Designern wie Gucci, Yves Saint Laurent, Prada, Burberry und Valentino. Bei den 568.000 Kunden kämen auch die exklusiven Kollektionen gut an, sagte Kliger.

Im Geschäftsjahr 2019/20 (Ende Juni) stieg der Umsatz um 19 Prozent auf 450 Millionen Euro. In den sechs Monaten von Juli bis Dezember legten die Erlöse sogar um 30 Prozent auf rund 285 Millionen Euro zu. "Das kann man vielleicht auch auf die Situation zurückführen, dass viele Warenhäuser in Europa und in Amerika geschlossen waren", sagte Kliger. Der operative Gewinn verdoppelte sich bereinigt auf 26,8 Millionen Euro. Langfristig solle der Umsatz um 22 bis 25 pro Jahr Prozent steigen - bei gleichzeitig "stabiler Profitabilität."

rtr