Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür - und immer mehr Deutsche werden in Onlineshops auf Geschenkejagd gehen. Zum Bezahlen nutzen sie inzwischen oft gängige Internetverfahren wie Paypal oder Sofortüberweisung. Denn eine Branchenlösung der deutschen Kreditwirtschaft stand bislang aus. Doch nun geht Paydirekt an den Start, um nicht noch mehr Marktanteile im Onlinezahlungsverkehr einzubüßen. Die Bankenbranche hat dafür "erhebliche Investitionen" getätigt, heißt es bei Insidern. Ob sie damit bei den Kunden ins Schwarze trifft, ist noch offen. So funktioniert das System:
Ab wann können Kunden das neue Verfahren nutzen?
Das ist von Bank zu Bank unterschiedlich. Ab November werden wohl immer mehr Institute dabei sein, beispielsweise hat die HypoVereinsbank an diesem Dienstag Paydirekt eingeführt, Pilotversuche bei anderen Banken laufen. Bei manchen Häusern können sich Kunden für den Service vormerken lassen, etwa bei der Commerzbank und bei Comdirect. Sobald es richtig losgeht, erhalten sie eine Information - und dürfen gleich losshoppen. Viele Banken werden noch vor Ende 2015 starten, die Sparkassen dem Vernehmen nach Anfang kommenden Jahres. Für das große Weihnachtsgeschäft ist das aber zu spät.
Was ist das Besondere an Paydirekt?
Es handelt sich, anders als etwa bei Sofortüberweisung, nicht um einen Drittanbieter, bei dem man sensible Kontodaten hinterlegen muss. Zahlungen an Onlineshops werden ohne Umweg über das eigene Girokonto abgewickelt. Es gelten der deutsche Datenschutz und das deutsche Bankgeheimnis, da das System hierzulande betrieben wird. Die Daten werden "nach strengsten Bankenstandards verschlüsselt", heißt es. "Paydirekt bietet den Kunden ein hohes Maß an Sicherheit, weil es die Banken-Infrastruktur nutzt", sagt Philip Laucks, Bereichsvorstand Direkt Banking bei der Postbank. Das System arbeitet nur mit geprüften Händlern zusammen, was die Sicherheit weiter erhöhen soll. Auch Informationen über Kundeneinkäufe werden nicht weiter genutzt oder etwa verkauft, wie es zum Teil bei anderen Anbietern von Zahlungsdiensten geschieht.
Was muss ein Verbraucher tun, um das Verfahren zu nutzen?
Er muss sein Girokonto bei einem deutschen Kreditinstitut führen und es fürs Onlinebanking freigeschaltet haben. Für die Registrierung müssen Kunden einen Benutzernamen, beispielsweise die Mailadresse, sowie ein Passwort hinterlegen. Zur Sicherheit werden diese Angaben mit einer TAN bestätigt. Die Registrierung für Paydirekt kann vorab bei der Bank erfolgen oder direkt während des Onlinekaufs selbst. Das Bezahlen soll mit wenigen Klicks erledigt sein.
Wie läuft der Online-Einkauf ab?
Für Verbraucher ist er kostenlos, für Händler nicht. Nach der Produktauswahl im Onlineshop wählen Kunden Paydirekt als Zahlungsverfahren aus, dann geben sie ihren Benutzernamen und ihr Kennwort ein. Zur eigenen Sicherheit fragt Paydirekt manchmal, aber nicht bei jedem Kauf, eine TAN zur Bestätigung ab. Hier kommt das jeweilige TAN-Verfahren der eigenen Bank zum Tragen. Damit wird der Kauf bestätigt und das Geld de facto im Wege einer Lastschrift vom Konto abgebucht.
Kann man auch bei Onlineshops im EU-Ausland mit dem Verfahren bezahlen?
Zunächst nicht, auch wenn grenzüberschreitende Zahlungen technisch möglich wären. Eventuell wird das Verfahren ausgeweitet.
Gibt es eine Paydirekt-App für Onlinekäufe von unterwegs?
Ja, und zwar für iOS- und Android-Geräte. Über die App kann man sich seine Paydirekt-Zahlungen anzeigen lassen, Benachrichtigungen über jede Transaktion in Echtzeit erhalten und mögliche Betrugsfälle melden. Auf Mobilgeräten lässt sich ein spezielles TAN-Verfahren für die Transaktionsfreigabe nutzen.
Wie sind Käufer geschützt?
Paydirekt hat ein Käuferschutzsystem, das vergleichbar ist mit dem anderer etablierter Bezahlverfahren. Da Käufer- und Händlerkonto direkt miteinander kommunizieren, würde ein Kauf nicht mehr abgewickelt, wenn der Händler inzwischen pleite ist, aber noch Waren im Netz anbietet. Kunden zahlen nur für Waren, die verschickt wurden, andernfalls bekommen sie ihr Geld zurück. Auch die Abwicklung bei Retouren ist bei Paydirekt simpel. Das Geld wird einfach zurückgebucht.
Wer steckt hinter Paydirekt?
Das Verfahren ist ein Gemeinschaftsprojekt aller deutschen Bankengruppen, also von Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
Wird auch Mobile Payment in stationären Ladengeschäften möglich sein?
Derzeit nicht, ein solcher Ausbau ist aber wohl geplant.