Manchmal dauert es, bis Ideen die Welt erobern. Vor fast 250 Jahren hatte Adriaan van Ketwich einen Geistesblitz: Wenn viele Kleinanleger Geld in einen gemeinsamen Topf einzahlen, kann man dieses anschließend so investieren wie ein Großinvestor. Gedacht, getan: 1774 gründete der holländische Kaufmann den ersten Fonds der Welt. Sein Name: "Eendracht Maakt Magt" ("Einigkeit macht stark"). Schon damals gab es exakte Anlagerichtlinien, die ebenso in einem Prospekt festgehalten waren wie die Rechte der Investoren und die zu zahlenden Gebühren.
Erst 176 Jahre später - also 1950 - wurde mit dem Fondak der erste Aktienfonds in Deutschland aufgelegt, mit einer Anlagesumme von gerade mal umgerechnet einer Million Euro. Inzwischen aber hat sich Ketwichs Idee durchgesetzt: Am 30. September 2020 steckten laut BVI, dem Verband der deutschen Fondsindustrie, bundesweit etwas mehr als drei Billionen Euro in Investmentfonds. Und mehr als 50 Millionen Bundesbürger sind inzwischen direkt oder indirekt - etwa über Versicherungen oder betriebliche Altersvorsorge - in Fonds investiert.
Die aber stammen längst nicht mehr nur von deutschen Fondsgesellschaften. Wer sein Depot bei einem Onlinebroker führt, kann Investmentfonds aus aller Welt wählen und mit ihnen in Unternehmen, Branchen und Regionen in aller Welt investieren.
Doch bei jedem Onlinebroker ist das Angebot an Fonds anders. Da gibt es Anbieter, die nur ein paar Hundert Fonds offerieren, andere nach eigenen Angaben mehrere Zehntausend. Auch die Kosten unterscheiden sich deutlich. Und das sowohl, wenn man Fondsanteile direkt bei der Fondsgesellschaft ordert, als auch beim Kauf via Börse. Doch der Reihe nach.
Nicht jeder Rabatt lohnt sich
Grundsätzlich bieten alle 15 von BÖRSE ONLINE befragten Onlinebroker den Handel von Fondsanteilen sowohl via Börse als auch via Fondsgesellschaft (KAG) an. Dabei muss man wissen: Grundsätzlich wird beim Kauf über die Fondsgesellschaft ein Ausgabeaufschlag fällig - Ausnahmen bestätigen diese Regel, doch dazu später mehr. Fondsorders via Börse werden dagegen wie normale Börsenorder abgerechnet, ein Ausgabeaufschlag - auch Agio genannt - wird nicht fällig. Spricht erst einmal für den Kauf via Börse. Doch manche Fonds sind an der Börse nicht erhältlich, bei anderen Fonds ist der Ausgabeaufschlag rabattiert, teilweise sogar auf null. Das spricht dann wieder für den Kauf via KAG.
Jedoch ist auch je nach Onlinebroker völlig unterschiedlich, wie viele Fonds via KAG gehandelt werden können. So lassen sich bei Degiro gerade einmal rund 400 Fonds auf diesem Wege handeln. Ansonsten ist das Angebot der Broker durchaus ansehnlich: Mit 2589 via KAG handelbaren Fonds hat die Postbank nach Degiro das kleinste Angebot, die 1822direkt das größte: Laut eigener Angaben sind über sie mehr als 40 000 Fonds direkt via Fondsgesellschaft zu beziehen. Doch auch Comdirect, DKB Deutsche Kreditbank, NIBC Direct, Onvista Bank, Smartbroker und S Broker bieten bei einer fünfstelligen Anzahl von Fonds den Handel via KAG an (siehe Tabelle unten).
Zudem gewähren die allermeisten Onlinebroker beim Kauf vieler Fonds über die Fondsgesellschaft einen Rabatt auf den Ausgabeaufschlag. So gibt es bei der Comdirect Bank mehr als 355 Fonds, bei denen beim Kauf via Fondsgesellschaft das Agio sogar komplett entfällt. Bei rund 14 000 Fonds ist es mindestens um 25 Prozent reduziert. Die ING Deutschland rabattiert immerhin bei mehr als 5500 Fonds den Ausgabeaufschlag um mindestens 50 Prozent, 442 gibt es hier völlig ohne Agio. Die Consorsbank hat bei rund 4400 Fonds den Ausgabeaufschlag um mindestens 50 Prozent ermäßigt. Bei Maxblue gibt es die gleiche Ermäßigung aufs Agio bei über 8000 Fonds, bei der Merkur Privatbank gilt die gleiche Ermäßigung für knapp 6600 Fonds, bei der Targobank für etwa 5500 und bei der 1822direkt sogar für über 11 000 Fonds.
DKB und Onvista Bank haben den Ausgabeaufschlag praktisch abgeschafft. Sie verlangen entweder - wie die DKB - eine fixe Gebühr von 25 Euro je Order, oder sie rechnen - siehe Onvista - Fondskäufe ähnlich wie normale Börsenorders ab, was dann 5,00 Euro Provision entspricht. Ähnlich verfährt auch Smartbroker: Hier kosten Fondsorders via KAG genau wie normale Börsenorders eine fixe Gebühr von gerade mal 4,00 Euro. Die Postbank verlangt anstelle des Agios eine eigene Gebühr, die von Orderweg (Online, Telefon, Filiale) und Fondsgattung abhängig ist. Bei Online-Orders von Aktienfonds beträgt der Rabatt aufs reguläre Agio exakt 70 Prozent. Das heißt, es wird lediglich eine Gebühr von 1,5 Prozent fällig.
Doch Achtung, nicht jede Fondsvariante mit null Prozent Agio ist für alle Fondsanleger zu empfehlen! Denn neben vollständig rabattierten Fonds gibt es auch Fondsvarianten, die von der Fondsgesellschaft immer ohne Agio angeboten werden. Solche Fonds sind dann meist No-Load- oder Trading-Funds - zu erkennen an speziellen Kürzeln im Fondsnamen. Bei Fonds von Union Investment etwa am Zusatz "-net-" und bei der DWS am Vermerk "Typ 0". Bei diesen Fonds wird anstelle des Agios Jahr für Jahr eine höhere Verwaltungsgebühr fällig als bei der Fondsvariante mit Agio. Das heißt: Je länger solche No-Load-Fonds im Depot liegen, desto teurer wird ihr Besitz.
Smartbroker mit 0,22 Prozent Kosten
Wer sich das Agio sparen will, kann bei allen 15 befragten Brokern grundsätzlich auch aktiv gemanagte Fonds direkt an der Börse kaufen. Jedoch sind längst nicht alle Fonds an der Börse handelbar. Der Vorteil des Fondshandels via Börse: Es fällt kein Agio an. Der Nachteil: Je nach Marktlage schwankt der Börsenkurs eines Fondsanteils mehr oder weniger stark um seinen tatsächlichen Wert, den sogenannten Nettoinventarwert. Diesen berechnet die Fondsgesellschaft meist nur einmal am Tag. In den allermeisten Fällen dürfte jedoch das entfallene Agio diesen Nachteil mehr als kompensieren.
Zumal die Gebühren für den Fondskauf via Börse durchaus im gängigen Rahmen sind. Im Schnitt kostet unsere 2500 Euro schwere Beispielorder inklusive fremder Kosten 14,98 Euro. Müsste man für Fondsanteile im Wert von 2500 Euro Agio zahlen, wäre man dagegen 125 Euro los. So gesehen sind selbst die 25,63 Euro, die von der Merkur Privatbank verlangt werden, ein Schnäppchen. Gar nicht zu reden von den Kosten bei Smartbroker (5,43 Euro), Onvista Bank (9,83 Euro) und Degiro (10,45 Euro), bei denen das Angebot an handelbaren Fonds allerdings sehr eingeschränkt ist. Im günstigsten Fall (Smartbroker) entspricht das einer Kostenbelastung von 0,22 Prozent.
Kostenbewusste Anleger können bei allen 15 befragten Onlinebrokern auch via Börse in ETFs investieren. Diese Fonds bilden meist lediglich einen Index nach. Anstelle des Agios werden bei ETFs die ganz normalen Ordergebühren fällig (siehe vorherigen Absatz). Und da es für die Indexnachbildung kein aktives Fondsmanagement braucht, liegt die jährliche Managementgebühr auch nicht - wie bei aktiv gemanagten Fonds - bei 1,5 bis 2,0 Prozent. Bei gängigen Indizes wie DAX, S & P 500 oder MSCI World kommen viele ETF-Anbieter mit gerade einmal 0,1 Prozent oder noch weniger aus.
ETF-Anleger kommen damit oft noch günstiger weg als die Investoren, die vor knapp 250 Jahren ihr Geld in den Fonds "Eendracht Maakt Magt" steckten. Adriaan van Ketwich berechnete ihnen 0,5 Prozent Ausgabeaufschlag und 0,2 Prozent Managementgebühr im Jahr - für einen aktiv gemanagten Fonds ein Traum.
Hier finden Sie die Tabelle zu allen Broker, die Fonds- und ETF-Handel anbieten.
Im nächsten Teil dieser Serie dreht sich alles um Wertpapier-Sparpläne.