Die Einigung auf "Eckpunkte" der Transaktion solle zu Wochenanfang bekanntgegeben werden, sagte ein Insider.
Geeinigt haben sich PSA und GM Insidern zufolge auch in der Frage, inwiefern Opel unter PSA-Regie auf einzelnen Märkte, wie etwa China, mit GM-Fahrzeugen künftig konkurrieren kann oder nicht. Die Lösung dieses Problems sei dadurch erleichtert worden, dass GM "erheblich mehr" als die bis dato angebotenen rund ein bis zwei Milliarde Dollar für Opel-Pensionen beisteuern werde, hieß es im Umfeld der Gespräche.
General Motors will sich mit dem Verkauf von Opel aus seinem verlustreichen Europa-Geschäft zurückziehen und damit nach 88 Jahren die Verbindung zu Opel und der britischen Schwester Vauxhall kappen. Die Franzosen wollen zusammen mit dem deutschen Traditionsunternehmen den nach Volkswagen zweitgrößten Autobauer in Europa schmieden.
Die Franzosen haben in West-Europa, wo sie mit 1,5 Millionen Autos rund die Hälfte ihrer Fahrzeuge absetzen, einen Marktanteil von 9,7 Prozent. Opel kommt mit knapp einer Million verkauften Autos auf 6,6 Prozent. PSA hat zugesagt, die Opel-Standorte zu erhalten und damit die Gemüter in Politik und Belegschaft in beiden Ländern vorerst beruhigt. Die Garantien beziehen sich allerdings nur auf die schon von General Motors ausgesprochenen Zusagen und Vereinbarungen. Diese gelten zumeist bis 2020. Was danach geschieht, ist unklar. Opel beschäftigt gut 38.000 Mitarbeiter, davon mehr als 19.000 in Deutschland vor allem in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. Die PSA Group ist mit weltweit 184.000 Mitarbeitern deutlich größer als Opel. PSA will durch einheitliche Technik und das Zusammenlegen von Entwicklung und Einkauf Insidern zufolge bis zu zwei Milliarden Euro einsparen.
Die Opel-Mitarbeiter sollen am Montagvormittag näheres zu der Übernahme erfahren. In Rüsselsheim wird eine am Freitag unterbrochene Informationsveranstaltung für die Beschäftigten dann fortgesetzt. Ähnliche Versammlungen sind am Montag auch an anderen Opel-Standorten geplant, wie ein Firmensprecher sagte.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte die jüngsten Entwicklungen nicht kommentieren. "Wir haben die Meldungen zur Kenntnis genommen", sagte sie. Das Ministerium halte aber engen Kontakt zu allen Beteiligten. Die deutsche Regierung hatte sich zuletzt positiv zu dem Projekt geäußert, nachdem PSA-Chef Carlos Tavares zuvor den Erhalt der Opel- Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland zugesichert hatte.
OPEL SOLL EIGENSTÄNDIG BLEIBEN
Peugeot will mit Opel Kunden gewinnen, die kein französisches Auto kaufen. Dabei soll die Traditionsmarke mit dem Blitz als Logo als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben. 2012 hatten der französische Autobauer mit dem Löwen als Markenzeichen schon einmal eine Allianz mit der GM-Tochter angepeilt. Diese kam jedoch nicht zustande, weil Peugeot in die Krise geriet. Der französische Konzern wurde damals mit staatlicher Hilfe vor dem Aus gerettet. Seither ist der französische Staat mit knapp 14 Prozent beteiligt und hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Weitere je knapp 14 Prozent liegen bei dem chinesischen Autobauer Dongfeng und der Familie Peugeot.
Peugeot-Chef Carlos Tavares hat den Konzern mit einem radikalen Sanierungskurs sowie neuen Modellen zurück in die Erfolgsspur gebracht. Der Nettogewinn verdoppelte sich 2016 fast auf 1,7 Milliarden Euro. Dazu trugen höhere Preise sowie Einsparungen bei Einkauf, Produktion und Verwaltung bei. Der Umsatz verringerte sich allerdings um ein Prozent auf 54 Milliarden Euro.
Tavares sieht in der erfolgreichen Sanierung von Peugeot ein Modell für Opel. Der 58-Jährige hat bereits deutlich gemacht, dass PSA dabei den Rüsselsheimern nicht hineinregieren will. Opel soll einen eigenen Plan für seine Sanierung aufstellen. Die GM-Tochter hatte im vergangenen Jahr ihr Ziel verfehlt, erstmals seit 1999 in die Gewinnzone zurückzukehren. Als Grund nannte das Unternehmen Währungsturbulenzen nach dem Beschluss der Briten zum Austritt aus der EU.
GM hatte Opel bereits mehrfach auf den Prüfstand gestellt. 2009 war der Verkauf an den kanadischen Zulieferer Magna fast schon besiegelt als GM sich überraschend dazu entschloss, Opel doch zu behalten. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" starteten die Amerikaner Ende 2012 einen neuen Verkaufsversuch und verhandelten mit Volkswagen. Doch die Geheimgespräche seien 2014 an der Frage der Patente gescheitert. Die Patente, die in den Opel-Modellen stecken und GM gehören, waren auch eine Knackpunkt im Ringen mit Peugeot.