Selbst sehr optimistisch gestimmte Anleger, die gern auch mal auf klassische Optionsscheine setzen, sollten deshalb auf Chancen oberhalb von 10 000 Punkten verzichten und dafür lieber eine entsprechende Prämie kassieren.
Möglich ist dies etwa mit dem Erwerb sogenannter Discount-Calls, bei denen es sich um die Verbriefung zweier gleichzeitiger Optionsgeschäfte handelt. Dabei erwirbt der Investor eine Kaufoption und verkauft gleichzeitig einen zweiten Call mit identischer Laufzeit, aber höherem Ausübungspreis, um so den Kapitaleinsatz insgesamt zu reduzieren und zugleich die Gewinnchancen innerhalb einer bestimmten Bandbreite zu erhöhen.
Bei einem aktuellen Indexstand von etwa 9300 Punkten kostet ein klassischer Call auf den DAX mit einer Basis von 9500 Punkten und Fälligkeit am 26. Juni 2014 derzeit 2,52 Euro (WKN: BP2LGQ). Ein Discount- Call mit gleichen Parametern und einer Gewinnbegrenzung (Cap) bei 10 000 Punkten (WKN: PA0UML) ist dagegen schon für 1,79 Euro und damit 29 Prozent günstiger zu haben.
Sollte sich die politische Situation in der Ukraine wieder beruhigen und der DAX bis zum Bewertungstag der beiden Scheine am 20. Juni 2014 tatsächlich auf oder über den Cap hinaus ansteigen, erhalten Besitzer des Discount-Calls den maximalen Preis von fünf Euro ausbezahlt, was einem Wertzuwachs von 179 Prozent entspricht. Um mit einem reinen Call-Investment denselben prozentualen Zugewinn zu erzielen, müsste der Index in den kommenden rund drei Monaten schon auf 10 239 Punkte (Outperformance- Punkt) zulegen (siehe Grafik), was selbst ohne Berücksichtigung der politischen Krise ambitioniert erscheint.
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Totalverlustrisiko
Notiert der DAX Mitte Juni unter 9500 Zählern, kommt es bei beiden Produkten zum Totalverlust. Bis zu der Grenze fallen die Verluste des Discount-Optionsscheins allerdings geringer aus als beim klassischen Call. Der Break-even, also der Punkt, ab dem sich der Kauf des Capped Warrants gelohnt hätte, liegt bei 9679 Punkten. Beim Call bleibt der Einsatz dagegen nur erhalten, wenn der DAX am 20. Juni bei mindestens 9752 Zählern notiert.
Grundsätzlich funktioniert das Spiel aber auch deutlich konservativer, also mit Discount-Calls, die auch bei stagnierenden Preisen des Basiswerts noch attraktive Renditen erwirtschaften. So sind für ein entsprechendes Papier mit einem Basispreis von 8800 Punkten und einem Cap bei 9300 Zählern (WKN: TD0LLK) derzeit 3,65 Euro aufzubringen. Der maximale Gewinn liegt damit bei 37 Prozent. Dazu müsste der DAX in den kommenden drei Monaten seinen aktuellen Stand per saldo lediglich halten. Ein zwischenzeitliches Abtauchen ist unproblematisch.
Dabei liegt der Vorteil des genannten Papiers auch darin, dass es bei unverändertem Indexstand an jedem Tag an Wert gewinnt, während der Zeitwert bei klassischen Calls kontinuierlich abnimmt. Entsprechend würde ein vergleichbarer Kaufoptionsschein bei einem gleichbleibenden Indexstand bis zur Fälligkeit Mitte Juni auch rund 28 Prozent an Wert verlieren.
Nicht ganz so optimistisch gestimmte Anleger, die davon ausgehen, dass die magische Marke von 10 000 Punkten in den kommenden Monaten in keinem Fall erreicht werden wird, können auf einen Discount Put mit Basis 10 500 und einem Floor von 10 000 Punkten setzen (WKN: CZ9QBQ). Bei einem aktuellen Kurs von 4,50 Euro und einer möglichen Rendite von 11,1 Prozent wird das Investment erst dann zu einem Minusgeschäft, wenn der DAX bis zum 18. Juni um mehr als 8,1 Prozent zulegt. In diesem Fall dürften die Verluste aber zu verschmerzen sein, da das Depot insgesamt, das in der Regel von Long-Positionen dominiert wird, gleichzeitig deutlich an Wert gewonnen haben sollte.
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Nur mit Termingeschäftsfähigkeit
Abschließend bleibt festzuhalten, dass gekappte Optionsscheine insbesondere für Anleger mit klaren, keineswegs aber euphorischen Zielvorstellungen interessant sind. Auch wenn für ihren Erwerb aufgrund des eingebauten Hebels die sogenannte Termingeschäftsfähigkeit erforderlich ist, muss ihr Einsatz keineswegs hochspekulativen Investoren vorbehalten bleiben. So weisen Discount-Calls mit einer Gewinnbegrenzung weit unterhalb des aktuellen Marktniveaus tendenziell eher das Kursverhalten eines Discountzertifikats auf. Liegt der Cap dagegen erheblich über dem Preis des Basiswerts, reagieren sie auf Kursveränderungen des Basiswerts ähnlich wie herkömmliche Optionsscheine auch.