In den vergangenen zwölf Monaten ging es mit der Oracle-Aktie deutlich stärker bergauf als mit dem deutschen Konkurrenten. Während die Oracle-Aktie um 47 Prozent zulegte, schaffte die Aktie von SAP lediglich ein Plus von vier Prozent. Dies dürfte vor allem auf die Geschäftszahlen zurückzuführen sein. Während nämlich bei SAP für 2021 ein leichter Gewinnrückgang droht, rechnen die Analysten bei Oracle mit einem markanten Gewinnsprung. Die Analystenprognosen für das im Mai beendete Geschäftsjahr sehen daher deutlich besser aus. Auf Basis der Daten von FactSet Research wird für 2021 mit einem Ergebnisplus von 3,08 Dollar (2020) auf 4,46 Dollar pro Aktie (+44,8 Prozent) gerechnet. Für die beiden kommenden Jahre wird allerdings eine nachlassende Gewinndynamik prognostiziert. Dann sollen Werte von 4,82 Dollar (2022) bzw. 5,21 Dollar (2023) erzielt werden.

Mit Blick auf die von Analysten ausgesprochenen Ratings hält sich die Zuversicht allerdings in Grenzen. Von insgesamt 27 erfassten Analystenmeinungen stuft nämlich eine große Mehrheit (18) den Wert lediglich als Halteposition (Hold) ein. Fünf Analysten raten zum Kauf (Buy) des Softwarewerts und einer zum Übergewichten (Overweight). Immerhin drei Experten raten sogar zum Verkauf (Sell). Deshalb fällt die Spanne der abgegebenen Kursziele relativ groß aus und reicht von 57 bis 115 Dollar, was zu einem Durchschnittswert von 75,91 Dollar führt. Am gestrigen Montag kostete die Oracle-Aktie mit 82,62 Dollar deutlich mehr.

In den vergangenen zwei Jahren gelang es dem Unternehmen stets, die Analystenprognosen zum Gewinn pro Aktie zu übertreffen. Nun darf man gespannt sein, ob dies erneut der Fall sein wird. Auf lange Sicht dürfte der Megatrend "Digitalisierung" ein wichtiger Garant für attraktive Geschäftsperspektiven sein, schließlich lassen sich durch Unternehmenssoftware Geschäftsprozesse rationalisieren und dadurch die Rentabilität steigern. Dies verbessert im Idealfall die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und sollte letztendlich zu einer ständigen Modernisierung der Kundenunternehmen führen.

Das heißt: Oracle muss stets neue und vor allem verbesserte Software entwickeln und verkaufen. Laut jüngstem Quartalsbericht (Q3) belaufen sich die Aufwendungen für Forschung & Entwicklung mit 1,62 Milliarden Dollar auf 16 Prozent der Konzernumsätze. Bei SAP fällt dieser Vergleichswert mit 18 Prozent derzeit etwas höher aus, nachdem diese Kennzahl im Vorquartal ebenfalls bei 16 Prozent lag. Man darf somit gespannt sein, ob sich Oracle unter fundamentalen wie auch charttechnischen Aspekten weiterhin besser entwickeln wird als SAP.

Charttechnik: Rekordhoch erzielt


Auf Dollarbasis hat sich die Oracle-Aktie seit dem Corona-Crash (März 2020) mittlerweile mehr als verdoppelt. Vor einer Woche erzielte der S&P-100-Wert mit 84,61 Dollar sogar ein neues Rekordhoch. In diesem Jahr brach die Aktie zudem aus ihrem Aufwärtstrendkanal nach oben aus. Das heißt: Nach oben gibt es derzeit keine nennenswerten Widerstände zu vermelden. Obwohl der Aufwärtstrend angesichts der stark steigenden 200-Tage-Linie als ausgesprochen gesund anzusehen ist, erfordert ein Investment in Oracle gegenwärtig ziemlich viel Mut. Timingindikatoren wie der Relative-Stärke-Index haben nämlich im Juni eine stark überkaufte Lage angezeigt und mit dem Rutsch unter 70 Prozent mittlerweile ein charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst. Vor diesem Hintergrund drängt sich ein Oracle-Investment derzeit eher nicht auf.

Diverse Timingindikatoren sind allerdings von einem hohen Maß an Optimismus geprägt. Auf der Website Tradingview steht bei der Oracle-Aktie das Pendel derzeit auf "Starker Kauf". Von insgesamt 26 analysierten Indikatoren legen 16 das "Kaufen", zehn das Halten "Neutral" und kein einziger das "Verkaufen" der Aktie nahe. Das heißt: Das Marktsentiment kann sich wohl kaum noch verbessern und dürfte sich daher eher verschlechtern.