Die Analysten von JP Morgan nannten die neuen Ziele "kühn". Die Ungewissheit, ob Osram wirklich auf Kurs für seine Langfrist-Ziele sei, werde mindestens ein Jahr andauern. Die Kollegen von Barclays äußerten sich noch kritischer. "Im Halbleitersegment wählt Osram einen kostspieligen Weg weg von einem gemischten Portfolio von Spezialitäten hin zum Massengeschäft in der Allgemeinbeleuchtung", erklärte Analyst David Vos. Auch der geplante Aktienrückkauf, für den Osram bis zu einer halben Milliarde Euro ausgibt, konnte die Anleger nicht trösten. Die Ausgabenpläne belasteten die Rendite im kommenden Jahr, wurde einhellig kritisiert.
Osram-Chef Berlien hatte am Dienstagabend angekündigt, insgesamt drei Milliarden Euro in die verstärkte Ausrichtung auf Halbleitertechnik zu stecken. Dazu gehört auch ein eine Milliarde Euro teurer Fabrikneubau in Malaysia. Er will damit die Umsatzeinbußen, die durch die Trennung vom Geschäft mit herkömmlichen Glühlampen entstehen, weitgehend wettmachen und bis 2020 auf einen Umsatz von bis zu 5,5 Milliarden Euro kommen. Das Betriebsergebnis (Ebitda) soll sich bis dahin auf bis zu eine Milliarde Euro nahezu verdoppeln. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist der Nettogewinn wegen des laufenden Abbaus tausender Stellen um gut ein Zehntel auf 171,2 Millionen Euro gesunken. Der Umsatz kletterte dagegen um gut acht Prozent auf 5,57 Milliarden Euro, davon entfielen noch zwei Milliarden Euro auf das zum Verkauf stehende Lampengeschäft.
Osram spaltet derzeit seine Glühbirnensparte ab, vor allem chinesische Firmen interessieren sich für das Geschäftsfeld. Das Unternehmen will sich auf Leuchtdioden-Chips und die einträgliche Spezialbeleuchtung für die Autobranche konzentrieren. Die Leuchtmittelbranche steckt mitten im Umbruch, immer mehr Kunden schwenken auf die stromsparenden LEDs um. Auch im Autobereich werden immer mehr der winzigen und zugleich lichtstarken Leuchtdioden verbaut. Bereits jetzt macht Osram gut 40 Prozent seines Umsatz mit LED-basierter Technik. Auf dem Markt haben die etablierten Leuchtmittelanbieter wie GE und Philips zunehmend mit neuen Rivalen aus Asien und den USA zu kämpfen. Mit seinem Investitionsplan will Osram zum japanischen LED-Weltmarktführer Nichia aufschließen.
Für den anstehenden Verkauf der Lampensparte versprach der seit knapp einem Jahr amtierende Berlien den gut 10.000 betroffenen Mitarbeitern, sich bei der Trennung nicht alleine nach dem höchsten Gebot zu richten. "Wir wollen an den besten Eigentümer verkaufen", sagte Berlien. Eine mit zu viel Fremdkapital finanzierte Transaktion käme etwa nicht in Frage, weil eine überschuldete Lampensparte kaum Zukunft hätte. Die Ausgliederung geschehe in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern. Innerhalb Osram hätte das Geschäft mit herkömmlichen Glühbirnen keine Zukunft. Es gebe zu wenige neue Produkte, die Sparte wäre innerhalb der ehemaligen Siemens -Tochter dem Untergang geweiht. Der Käufer könnte die Marke Osram für seine Produkte zehn Jahre oder länger nutzen. Es gebe reges Interesse aus Asien, sagte Berlien.
Reuters