Scheinwerfer an: Die Aktie des Lichtherstellers Osram drängt ins Rampenlicht. Sie eilt von Rekord zu Rekord, binnen eines Jahres stieg der Kurs um mehr als 50 Prozent.
Die Neuausrichtung des 1919 in Berlin gegründeten Glühlampenherstellers vom Industrie- zum globalen Hightechkonzern überzeugt immer mehr Anleger und Analysten: Vor knapp zwei Jahren hatte Osram einen strategischen Schwenk eingeleitet, den Bau einer LED-Chip-fabrik in Malaysia angekündigt und das klassische Leuchtengeschäft an einen chinesischen Investor verkauft. Mittlerweile fußt der MDAX-Konzern mit etwa 26 000 Mitarbeitern und klarem Kurs in Richtung Digitalisierung auf drei Säulen: LED-Komponenten, Spezialbeleuchtung sowie Leuchten, Lösungen und elektronische Komponenten.
Auch der Zwist mit dem früheren Mutterkonzern Siemens, der noch 17 Prozent der Anteile hält, scheint ausgeräumt - der Aufsichtsrat verlängerte im Februar den Vertrag von Vorstandschef Olaf Berlien bis Ende 2022. Zum Streit war es nach der Ankündigung des Fabrikbaus in Malaysia gekommen. Doch die milliardenschwere Investition erwies sich als schlauer Schachzug, die Wogen haben sich geglättet. Im Juni wurde der Kauf der kalifornischen Firma LED Engin bekannt.
Die Fabrik in Malaysia soll im November ihren Betrieb aufnehmen, auch die Standorte in Regensburg und im chinesischen Wuxi erhöhen ihre Produktionskapazität: Denn Osram hat alle Hände voll damit zu tun, die Nachfrage nach Infrarot-LED für Autos und Handys zu erfüllen. "Bei den Infrarotdioden ist die Nachfrage so gut, dass wir Lieferschwierigkeiten haben", sagte Berlien im Mai. "Wir sind bis unter die Halskrause voll gebucht."
Beflügelt wird die Entwicklung von der Automobilindustrie: In immer mehr Autos kommen Infrarotprodukte zum Einsatz, etwa bei Regensensoren und Abstandsmessern. Auch Elektronikkonzerne wie Samsung setzen bei Iris-Scannern für ihre Smartphones auf diese Technologie. Ein weiterer Lichtblick: Die Umsatz- und Gewinnprognose von Osram für das im September endende Geschäftsjahr wurde erhöht. Der Umsatz soll im fortgeführten Geschäft um sieben bis neun (statt bisher fünf bis sieben) Prozent, der Gewinn auf 2,70 bis 2,90 (statt 2,35 bis 2,65) Euro je Aktie steigen.
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Alles strahlt und leuchtet
Zahlreiche positive Analystenkommentare erhöhen zurzeit die Strahlkraft des Titels und beflügeln den Kurs: Deutsche- Bank-Experte Uwe Schupp etwa beziffert das Kursziel nach einer Investorenveranstaltung auf 80 Euro. Die Schweizer Großbank UBS setzte den Titel mit einem Ziel von 86 Euro auf ihre "Most Favoured List", und Jefferies-Analyst Peter Reilly traut der Aktie gar einen Anstieg bis auf 90 Euro zu. Obwohl die Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und die Aufstockung der Vertriebsmannschaft die Profitabilität zunächst zügelten, lege der Konzern damit das Fundament für künftiges Wachstum. Wohin man bei Osram auch schaut: Alles strahlt und leuchtet.