Osram strich wegen eines schwächer als erwartet gelaufenen ersten Halbjahres die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr zusammen. Auch der schwache Dollar macht das Unternehmen pessimistischer. So erwartet der Konzern einen deutlichen Rückgang im operativen Geschäft sowie beim Gewinn je Aktie. Weitere Belastungen im Zusammenhang mit einem avisierten Stellenabbau könnten den Gewinn sogar noch stärker sinken lassen.
Analysten reagierten durch die Bank enttäuscht auf die Gewinnwarnung. Viele sehen nach dem Kurssturz aber nun auch wieder Chancen. Dies erklärt, warum viele Kaufempfehlungen derzeit beibehalten wurden. Das reduzierte Ergebnisziel von Osram für 2018 habe ihn überrascht, schrieb etwa Analyst Peter Reilly von Jefferies in einer aktuellen Studie. Er rechnet nun für das zweite Geschäftsquartal mit einem niedrigeren operativen Gewinn (Ebitda), sieht für potenzielle Anleger aber einen ausgezeichneten Einstiegszeitpunkt.
Für Alos Katre, Analyst bei der Societe Generale, sind die langfristigen Fundamentaldaten wie auch die Kapitalmarkt-Story weiterhin intakt. Auch die Bewertung stütze. Auch er rät nach wie vor zum Kauf mit einem von 84 auf 66 Euro gesenkten Kursziel. Aber: Die jüngste Entwicklung sei entmutigend, scheine jedoch die zuletzt schwachen Konjunkturtrends widerzuspiegeln. Mit seinen deutlich gekürzten Schätzungen für den Gewinn je Aktie bis 2020 reflektiere er auch die Belastungen durch die Restrukturierung sowie die schwächere Nachfrage. Es brauche Zeit, bis das Vertrauen der Investoren in Osram wieder hergestellt sei.
Für die in diesem Jahr bereits leidgeprüften Osram-Anleger ist der aktuelle Kursrutsch ein weiterer harter Nackenschlag. Dabei hatte das Jahr 2018 zunächst prächtig begonnen: Nur wenige Tage nach dem Jahreswechsel hatten die Anteile mit 79,58 Euro eine Bestmarke erreicht. Danach kannten sie aber praktisch nur eine Richtung: nach unten.
Der Abwärtstrend verlief mustergültig. Zwischenhochs im Februar, März und April wurden jedes Mal für erneute Verkäufe genutzt. Seit dem Rekordhoch haben sie inzwischen mehr als ein Drittel ihres Börsenwertes verloren. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf rund 31 Prozent, während der Mittelwerte-Index MDax seit Anfang Januar nur gut zweieinhalb Prozent tiefer steht./ajx/bek