"Unsere Aktionäre haben nun zwei Angebote vorliegen und können zwischen den verschiedenen unternehmerischen Konzepten wählen", erklärte Osram-Chef Olaf Berlien. Zugleich machte Osram deutlich, dass es noch Differenzen mit AMS gebe. Von ihren Vorstellungen zur Ausrichtung der Geschäfte, zur globalen Standortstrategie und zum Integrationskonzept solle AMS Vorstand und Aufsichtsrat von Osram noch überzeugen. Während Osram und AMS auf Zusagen der Österreicher zum Schutz der Osram-Beschäftigten verwiesen, kritisierte die IG Metall den Übernahmeplan erneut als nicht zielführend.
AMS will die Offerte der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle überbieten. Der Chiphersteller aus Premstätten bei Graz plant ein 4,3 Milliarden Euro schweres Angebot über 38,50 Euro je Aktie und will dieses nun zur Genehmigung bei der Finanzaufsicht Bafin einreichen. Weil AMS einen Blick in die Geschäftsbücher von Osram werfen durfte, hatten sich die Österreicher verpflichtet, ihre Offerte nur mit Zustimmung von Osram offiziell vorzulegen.
Bain und Carlyle bieten 35 Euro je Aktie, was einem Unternehmenswert von vier Milliarden Euro entspricht. Dieses Angebot ist bereits seit Ende Juli offiziell und läuft derzeit bis 5. September. Nachdem Osram es den Aktionären bereits zur Annahme empfohlen hatten, hob auch AMS überraschend die Hand. Wenn die Bafin den Österreichern bis 5. September grünes Licht gibt, verlängert sich die Laufzeit der Offerte von Bain und Carlyle so, dass beide Angebote parallel laufen, voraussichtlich bis Anfang Oktober. Einige Verfahrensbeteiligte rechnen mit einem Wettbieten.
AMS kann sich mit seinem höheren Gebot zwar bessere Chancen bei Aktionären ausrechnen als Bain und Carlyle, muss sich aber auf Widerstand bei den Osram-Beschäftigten einstellen. Anders als die Finanzinvestoren habe der Chipkonzern keine belastbaren Zusagen zur Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen gemacht, erklärte eine Sprecherin der Gewerkschaft. Im Osram-Aufsichtsrat stellen die Arbeitnehmer sechs der zwölf Mitglieder, davon zwei Repräsentanten der IG Metall.
Reuters hatte bereits von der bevorstehenden Freigabe berichtet. Daraufhin stieg die Osram-Aktie im Nebenwerteindex MDax bis Börsenschluss um 3,1 Prozent auf 36,25 Euro. Das war der höchste Schlusskurs seit einem knappen halben Jahr.
Der Apple-Zulieferer AMS ist auf optische Sensoren spezialisiert und interessiert sich vor allem für das Autozuliefer- und das Photonik-Geschäft von Osram. Die Österreicher wollen im Osram-Werk Regensburg Arbeitsplätze schaffen. Das Digitalgeschäft und das Verbrauchergeschäft mit LEDs soll hingegen verkauft werden. AMS ist mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro deutlich kleiner als Osram. Die Münchner erlösten im vergangenen Jahr 4,1 Milliarden Euro.
Bain Capital und Carlyle bekennen sich zur bestehenden Osram-Strategie mit dem Fokus auf optische Halbleiter, Automobil und digitale Anwendungen. Beim laufenden Konzernumbau wollen sie nach eigenen Angaben eng mit Vorstandschef Olaf Berlien zusammenarbeiten und in Wachstum investieren. Zugleich aber erfordere das schwierige Marktumfeld flexibles Handeln.
AMS sieht weiteren Restrukturierungsbedarf bei Osram
Der österreichische Chip-Hersteller AMS sieht bei Osram Bedarf für einen Stellenabbau. Der Münchener Lichttechnikkonzern durchlaufe seit Jahren ein Restrukturierungsprogramm, "das ist sicherlich noch nicht zu Ende", sagte AMS-Finanzchef Michael Wachsler-Markowitsch am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel der von AMS angestrebten Übernahme von Osram sei es, den Konzern zu einer hundertprozentigen Tochter der an der Schweizer Börse gelisteten AMS AG zu machen. "Da wird es am Ende des Tages zu einem Mitarbeiterabbau kommen müssen." Die Integration solle in den nächsten drei Jahren abgeschlossen sein, "wobei innerhalb der ersten 18 Monate ein Großteil der Synergien über die Bühne gehen muss."
AMS will ein Gegenangebot für Osram zur Offerte der Finanzinvestoren Bain und Carlyle vorlegen. Die Österreicher bieten 38,50 Euro je Aktie, die Finanzinvestoren 35 Euro. Die Osram-Mitarbeitervertreter haben sich gegen eine Übernahme durch AMS ausgesprochen, weil sie einen Stellenabbau befürchten.
AMS sei vor allem an der Technologie von Osram, nicht so sehr am Umsatz interessiert, sagte Wachsler-Markowitsch. "Wir haben ausreichend Erfahrung in der Integration von anderen Unternehmen. Wir haben doch einige Übernahmen in den letzten Jahren gemacht. Wir wissen, wie man so etwas macht." Auch die Kunden von AMS begrüßten den Schritt. Sie fänden den Deal sehr überzeugend, sagte der Finanzchef.
Der Chiphersteller AMS ist bei einer Übernahme des Lichtkonzerns Osram nach dessen Angaben mindestens drei Jahre an Zusagen zur Standort- und Beschäftigungssicherung gebunden. Teile der von Osram und AMS unterzeichneten Kooperationsvereinbarung gälten sogar länger, sagte Osram-Chef Olaf Berlien am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Wir haben eine Bindung von drei Jahren, und wir haben, was alle Arbeitnehmer-Teile betrifft, eine Bindung von fünf Jahren."
rtr