Der österreichische Chip- und Sensorhersteller hatte Zugeständnisse gemacht und den Osram-Vorstand damit auf seine Seite gezogen. "Am wichtigsten ist, dass die Mitarbeiter an deutschen Standorten bis Ende 2022 vor fusionsbedingten Kündigungen geschützt sind", sagte Berlien. Diese Zusage sei wertlos, kritisierten die Arbeitnehmervertreter im Osram-Aufsichtsrat, die sich gegen die Übernahme aussprachen. Laut IG Metall will der Konzern unabhängig davon in Deutschland weitere 800 Arbeitsplätze streichen.
Vorstand und Aufsichtsrat von Osram empfehlen den Aktionären nun, das 4,6 Milliarden Euro schwere Angebot anzunehmen. Die von AMS gebotenen 41 Euro je Aktie seien fair. Berlien hatte bereits vergangene Woche versöhnliche Signale ausgesandt. Die ehemalige Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer soll als "neutrale Schiedsrichterin" sicherstellen, dass AMS sich an die Vereinbarungen hält. Die Arbeitnehmervertreter kann das nicht besänftigen: Ihre fünf Mitglieder im Aufsichtsrat bezeichneten in einem Sondervotum die Verbesserungen gegenüber dem ersten Angebot als "geringfügig". Sicherheit für die Belegschaft gebe es nicht. Nur die Vertreterin der leitenden Mitarbeiter schloss sich der Kapitalseite an, die Abstimmung endete sieben zu fünf.
"LICHT AN STATT LICHT AUS"
Die IG Metall rief die 5600 Osram-Beschäftigten in Deutschland angesichts der Pläne für weitere Stellenstreichungen für nächsten Montag zu Protesten unter dem Motto "Licht an statt Licht aus" auf. Klaus Abel, der für die Gewerkschaft im Osram-Aufsichtsrat sitzt, warnte davor, den Konzern "kaputtzusparen".
Vorstandschef Berlien wollte die von der IG Metall genannte Zahl zum Jobabbau nicht bestätigen, verwies aber darauf, dass Osram auf die geringere Nachfrage nach Halogen-Leuchten reagieren müsse. Der Arbeitsplatzabbau werde im neuen Geschäftsjahr 2019/20 (Ende September) weitergehen. Binnen zwölf Monaten hat das Traditionsunternehmen die Belegschaft weltweit bereits um 2340 auf 23.500 Mitarbeiter reduziert. Dass Osram, wie von der IG Metall behauptet, auch an Investitionen und Innovationen sparen wolle, sei falsch, sagte Berlien. Die Rückverlagerung von Stellen aus dem schwach ausgelasteten Chip-Werk im malaysischen Kulim nach Regensburg, die AMS geplant hatte, sei vom Tisch.
Die Entscheidung über den Erfolg des Übernahmeangebots liegt aber bei den Aktionären. AMS-Chef Alexander Everke begrüßte die Einigung und gab sich zuversichtlich, die geforderten 55 Prozent an Osram einzusammeln. Wenn es klappt, wird Osram im April Teil von AMS. Bis die beiden Unternehmen wirklich fusionierten - dann mit Osram als Namensbestandteil -, werde es bis 2022 dauern, sagte sein Kollege Berlien. Die Gespräche über einen Verkauf des angeschlagenen Unternehmens halten Osram schon seit einem Jahr in Atem. "Das bindet Ressourcen. Deshalb haben wir klar gesagt: Wir müssen da zu einem Ende kommen", sagte Berlien.
Osram steckt in der Krise. 2018/19 rutschte das Unternehmen mit 343 Millionen Euro in die roten Zahlen, unter anderem wegen einer Abschreibung von 171 Millionen Euro auf das Autozuliefer-Gemeinschaftsunternehmens mit Continental. Ein Jahr zuvor stand noch ein Gewinn von 188 Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz brach wie befürchtet um 13 Prozent auf 3,46 Milliarden Euro ein. Die Dividende fällt aus. "2019 war sicher eines der herausforderndsten Jahre unserer jüngeren Geschichte", sagte der Vorstandschef. Der Gegenwind werde bis Dezember anhalten, danach hoffe Osram auf eine Stabilisierung. Unter dem Strich soll der Umsatz 2019/20 um das Vorjahresniveau pendeln, die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) dürfte sich aber noch kaum verbessern. 2018/19 lag sie bei 8,9 Prozent.
rtr