Bis zu diesem Donnerstag, 5. Dezember, 24 Uhr läuft das Übernahmeangebot des österreichische Chip- und Sensorherstellers AMS für den Lichtkonzern Osram. Und bis zum Schluss müssen die Österreicher mit ihrer nunmehr zweiten Offerte zittern. Denn bis Montag Abend haben lediglich acht Prozent der Osram-Aktionäre ihre Papiere angedient. Einschließlich der bereits über die Börse zugekauften 20 Prozent sind die Österreicher damit noch weit ihrer angestrebten Zielmarke von 55 Prozent entfernt.
Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass vor allem institutionelle Investoren erst ganz am Ende der Frist zusagen. Doch bei Osram haben sich auf den letzten Metern Hedgefonds positioniert, die auf einen höheren Erlös zu einem späteren Zeitpunkt pokern. Bis zu 45 Prozent der Osram-Aktien sollen inzwischen bei Hedgefonds liegen, die ihre Anteile zurückhalten. Sie spekulieren in erster Linie darauf, dass die Offerte zwar mit über 55 Prozent angenommen wird, AMS aber später eine höhere Abfindung bietet, wenn AMS beispielsweise die Beteiligung weiter aufstocken will.
Das Problem: Dienen die Hedgefonds ihre Anteile tatsächlich nicht an, platzt die Übernahme, und der Osram-Aktienkurs droht einzubrechen. AMS beteuert, dass bei einem Scheitern weder die angestrebte Beteiligungsquote gesenkt noch der zuletzt gebotene Preis von 41 Euro noch einmal erhöht wird. Für sechs Monate werde AMS auch keine weiteren Osram-Aktien kaufen.
Die Situation erinnert an ein sogenanntes "Gefangenendilemma" aus der Spieltheorie: Verfolgen die Hedgefonds nur ihre individuellen Ziele und spekulieren auf einen Nachschlag nach Zustandekommen der Übernahme, scheitert die Übernahme, weil zu wenig Aktionäre das Angebot annehmen. Aus Sicht der Hedgefonds wäre es deshalb vernünftiger, zurückzustecken und gerade noch soviel Aktien anzudienen, dass die Übernahme zustande kommt. Die Erwartung einer solchen Lösung erhöht jedoch wieder den Anreiz für jeden einzelnen Fonds, seine individuelle Zielsetzung anzustreben - was im Endeffekt wieder zu einem Scheitern führen würde.
Der Kurs der Osram-Aktie schwankte in den vergangenen Tagen um 39 Euro. Am Dienstag lag er um 0,85 Prozent über dem Vortag bei 39,10 Euro. Im Markt herrscht weiterhin Skepsis über das Zustandekommen der Übernahme. AMS-Chef Alexander Everke spricht derzeit mit Investoren in New York und London, um sie zu einer Annahme des Angebots zu bewegen.