Von diesem Niveau aus versucht der Titel in dieser Woche wieder das Potenzial nach oben auszuloten. Optimisten hoffen dabei vermutlich darauf, dass mit der eben abgeschlossenen Kapitalerhöhung (bereits der zweiten in diesem Jahr) ein wichtiger Kursbelastungsfaktor beiseite geschafft ist. Laut dem Unternehmen ist es gelungen, mit einer Kapitalerhöhung zu 2,50 Euro je Aktie einen Bruttoerlös von 46,26 Millionen Euro einzusammeln. Platziert wurden somit 18,51 Millionen Aktien und das Kapital um rund 60 Prozent aufgestockt. Knapp 98 Prozent wurden dabei über Bezugsrechte mit einem Bezugsverhältnis von 5 zu 3 gezeichnet, der Rest an institutionelle Investoren abgegeben.
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Hohes theoretisches Umsatzpotenzial lockt die Spekulanten
Verwendet werden sollen die neuen Finanzmittel für die Weiterentwicklung von Remimazolam, einem kurzzeitig wirkenden Narkosemittel. Dessen Vorteil gegenüber Konkurrenzmedikamenten wie Propofol und Midazolam sind laut dem Unternehmen ein schnelles An-/Abfluten, eine prognostizierbare Erholungszeit, ein gering Betreuungsaufwand während und nach dem Eingriff sowie weniger Sicherheitsrisiken. Die Verantwortlichen glauben deshalb daran, dass Remimazolam das Potential hat, sowohl Midazolam als auch Propofol in einem wachsenden Marktumfeld zu ersetzen.
Plan des Vorstandes ist es, sich auf die Phase-III-Programme in den USA und der EU zu konzentrieren. Die Kosten dafür werden auf 20 bis 25 Millionen Euro für die USA und auf 15 bis 20 Millionen Euro für die EU geschätzt. Verbleibende Erlöse sollen zudem in die Vorbereitung zur Markteinführung investiert werden. Wird die Marktzulassung erreicht, dann versprechen sich die Verantwortlichen auch ohne die Hilfe von großen Pharmaunternehmen das große Geld. Für Remimazolam werden in den drei Indikationen Kurznarkose, Allgemeinanästhesie und Sedierung auf der Intensivstation die zu erzielenden Spitzenumsätze auf über 500 Millionen Dollar p.a. taxiert.
Aktuell ruhen die Hoffnungen auch auf einer unlängst in Deutschland abgeschlossenen Wirksamkeitsstudie zur Vollnarkose bei größeren herzchirurgischen Eingriffen. Demnach zeigte Remimazolam einen schnellen Eintritt sowie ein ebenso schnelles Abklingen der Wirkung und anders als beim häufig verwendeten Narkosemittel Propofol sei kein größerer Blutdruckabfall zu erkennen gewesen. In Japan, wo die Phase-III-Studie für den Anwendungsbereich Anästhesie bereits abgeschlossen ist, plant der dortigen Partner Ono zudem noch in diesem Jahr einen Zulassungsantrag zu stellen und kürzlich wurde für Kanada mit dem Pharma-Unternehmen Pendopharm eine Lizenzvereinbarung getroffen.
Das klingt zunächst viel versprechend, doch sollten bei einer inzwischen erreichten Marktkapitalisierung von gut 145 Millionen Euro (wobei hiervon natürlich die vorhandenen liquiden Mittel abgezogen werden müssen) auch nach wie vor die bestehenden hohen Risiken nicht vergessen werden. Weitere Studienerfolge sind nicht garantiert und ein kleines Unternehmen wie Paion hat es erfahrungsgemäß wegen der hohen Kosten auf dem Weg zur Zulassung besonders schwer. Mit der abgeschlossenen Kapitalerhöhung wurde zwar ein weiterer wichtiger Schritt nach vorne getan, doch es gibt zahllose Beispiele aus dem Pharma/Biotech-Sektor dafür, was passiert, wenn Hoffnungen platzen.
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Eigene Kurs-Vergangenheit bester Beleg für Chancen und Risiken
Auch Paion-Anleger können davon ein Lied singen, schließlich kam es Mitte 2007 nach enttäuschenden Ergebnissen zum damaligen Hoffnungsträger Desmoteplase zu einem Kursabsturz. Zur Erinnerung sei erwähnt, dass der Kurs damals bei fast zehn Euro notiert und zuvor in der Spitze auch schon mal 11,75 Euro erreicht hatte. Nicht verdrängt werden sollte auch, dass Paion bisher kaum Umsätze (4,23 Millionen Euro im Vorjahr) macht und auch in diesem und im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich Verluste (Nettoverlust im Vorjahr von 2,2 Millionen Euro) anfallen werden. Wegen dieser Konstellation verwundert es nicht, dass vielen Optimisten bei dieser Aktie auch viele Skeptiker gegenüberstehen, die auf fallende Kurse wetten.
Wer hier mitmischen will, sollte wissen, dass neben großen Chancen auch hohe Risiken lauern. Spekulativ orientierte Anleger werden gerade wegen dieser Konstellation an diesem Wert weiter besonders viel Gefallen finden, während konservative Investoren deswegen derzeit bestimmt dankend abwinken und erst einmal sehen wollen, wie es mit den Phase-III-Studien für die USA und Europa weitergehen wird. Rein charttechnisch gesehen, dürfte es bitter werden, wenn das bisherige Jahrestief von 2,71 Euro auf Schlusskursbasis nicht gehalten werden kann, während der mittelfristige Abwärtstrend bei Kursen von rund 3,25 Euro als überwunden angesehen werden könnte.