Der Einmarsch der Türkei in Kurdengebiete Syriens hatte bisher keine Auswirkungen auf den Preis von Brent-Rohöl. Das muss aber nicht so bleiben. In den betroffenen Gebieten wird zwar kein Öl gefördert, durch das Eingreifen der Truppen Assads könnte sich der Konflikt aber auf benachbarte Regionen ausdehnen. Vor allem die Ölproduktion im Nordirak könnte gefährdet werden.

Bei der Ölsorte Brent handelt es sich typischerweise um Rohöl aus der Nordsee, es ist die wichtigste Sorte auf dem europäischen Markt und wird in Europa gehandelt. Es gilt als Referenz für die Ölpreise im Nahen Osten und Afrika. Daher reagiert es empfindlich auf geopolitische Einflüsse.

Das ist bei der zweiten weltweit bedeutenden Ölsorte nicht der Fall, dem West Texas Intermediate Oil, kurz WTI. Sie steht für US-Öl. Der Name kommt daher, dass in Texas das Öl aus dem Golf von Mexiko weiterverarbeitet wird. Von dort kam ursprünglich das meiste US-Öl. Seit 2010 gibt es aber noch andere wichtige Fördergebiete in Nordamerika, da seitdem zunehmend das sogenannte Fracking eingesetzt wird, um das schwarze Gold aus dem Boden zu holen.

Fracking verändert Preisdifferenz


Durch die neue Fördermethode hat sich der Preisunterschied zwischen Brent und WTI, der sogenannte Spread, geändert. Früher war der Preis für WTI meist höher als der für Brent, da es leichter und qualitativ besser ist - und somit besser verarbeitbar.

Seit Februar 2012 ist es umgekehrt. Die Nordsee-Sorte ist seither stets teurer als das US-Pendant. Oft sogar erheblich, bis zu 15 US-Dollar je Barrel mussten zum Teil mehr bezahlt werden. Manchmal war die Differenz aber auch klein.

Die Umkehrung des Spreads resultiert daraus, dass die Förderung in Nordamerika dank Fracking sprunghaft gestiegen ist. Es gibt ein massives Überangebot an WTI-Öl. Die USA haben ­sogar Saudi-Arabien und Russland als Top-Ölproduzenten der Welt überholt. Das drückt auf den Preis. Denn trotz geopolitischer Risiken bleiben Angebot und Nachfrage sowie Lagerbestände ­bestimmende preisbildende Faktoren. "Heute fördern die USA täglich 12,6 Millionen Barrel Öl, 2005 waren es nur 3,9 Millionen - und die Produktionsmengen wachsen stetig. Erhöhungen der Nachfrage können so leichter mit einem steigenden Angebot befriedigt werden, was den Spielraum des WTI-Preises nach oben einengt", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim CFD-Broker CMC Markets.

Geopolitik beeinflusst Brent-Preis


Bei Brent können dagegen geopolitische Schocks immer wieder kurzfristige starke Preisanstiege auslösen, ebenso wie Angebotskürzungen der OPEC. Zumal der Spread zwischen Brent und WTI in den vergangenen eineinhalb Jahren fast immer höher war als jetzt mit 5,8 Dollar je Barrel.

Anleger können diese Situation nutzen, indem sie mit CFDs auf einen steigenden Preis von Brent-Öl und zugleich auf einen fallenden Wert von WTI setzen. Tritt der Fall ein, gewinnen sie doppelt. Die Spekulation lohnt sich auch, wenn Brent weniger stark fällt als WTI. Dann ist der Ertrag mit der WTI-Position höher als der Verlust mit der von Brent.

Setzen Anleger etwa mit je 10.000 Euro und einem Hebel von je fünf auf WTI und Brent und WTI sinkt um fünf, aber Brent nur um drei Prozent, beträgt der Gewinn mit WTI 2.500 Euro (500 Euro Preisrückgang x Hebel 5). Der Verlust bei Brent beträgt 1.500 Euro (300 Euro Rückgang x Hebel 5). Der Anleger macht somit in Summe 1.000 Euro Gewinn. Vice versa, falls Brent stärker als WTI anzieht, gibt es auch einen Gewinn.

Ein Verlust für Anleger entsteht dann, wenn Brent stärker fällt als WTI oder WTI stärker zulegt als Brent, oder wenn WTI steigt und gleichzeitig Brent sinkt. Diese Strategie heißt Pair-Trading und wird oft von institutionellen Investoren wie etwa Hedgefonds umgesetzt. "Die Idee hinter dem gleichzeitigen Halten einer Long- und einer Short-Position ist, dass Anleger nicht nur in eine Richtung positioniert sind, sondern in steigenden und fallenden Märkten eine positive Rendite erwirtschaften können", sagt Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim CFD-Broker ActivTrades.

Ähnlich können Anleger vorgehen, die glauben, dass die aktuelle Zwischenhausse beim DAX nur ein Strohfeuer ist und es doch zu einer Rezession hierzulande kommt. In den USA dagegen dürfte Donald Trump im Wahljahr alles daransetzen, dass die Wirtschaft gut läuft. Investoren können darauf setzen, dass der US-Markt, abgebildet durch den S & P 500, besser performt als der DAX. Die Veränderung des Abstands zwischen S & P 500 und DAX wäre dann sozusagen der Anlegergewinn. Praktisch ist die Strategie so umzusetzen, dass Anleger in den S & P 500 long gehen und zugleich eine DAX-Short-Position aufbauen.

Oft passiert es in Korrekturphasen aber, dass DAX und S & P sowie andere wichtige Indizes zugleich fallen - unabhängig von den Fundamentaldaten. "An den Finanzmärkten herrscht eine gewisse Sippenhaft", erklärt Stanzl dieses Phänomen. Pair-Trading hat den Vorteil, dass Anleger das allgemeine Markt­risiko ausschalten können. "Wichtig ist nur, dass der eine Markt dem anderen nicht in die ,falsche Richtung‘ davonläuft oder Märkte sogar entgegensetzt zur eigenen Position laufen", so Stanzl.

CFDs gut für Pair-Trading geeignet


CFDs eignen sich hervorragend, um die Pair-Trading-Strategie umzusetzen. Sie ermöglichen das Spekulieren mit Hebel bei wenig Kapitaleinsatz. Hebeln ist sinnvoll, da sonst die Renditen eher gering wären. Beide Positionen sollten jeweils mit demselben Kapitalbetrag und Hebel eingegangen werden. Das ist bei CFDs simpel, da für die Long- und Short-Position einfach das gleiche Volumen eingesetzt wird - zum Beispiel je 5.000 Euro.

Bei Optionsscheinen ist es dagegen komplizierter, weil auf Kennziffern, Laufzeiten und Bezugsverhältnisse zu achten ist. Bei Knock-out-Papieren müssen zwei Zertifikate erworben werden, wofür häufig Handelskosten anfallen. Sie haben eine Barriere und teilweise eine Laufzeit. Wird die Barriere eines Knock-out-Zertifikats berührt, muss auch das andere verkauft und die gesamte Position neu aufgebaut werden. Das gleiche gilt für Knock-outs mit Fälligkeit, falls eines ausläuft. Bei CFDs ­dagegen existieren weder Laufzeit­begrenzungen noch Barrieren.

Zudem sind die Kosten gering, und sie sind einfach zu handeln. Bei Knock-­out-Papieren ist es dagegen aufwendig, zwei Papiere mit gleichem Hebel, identischer Laufzeit und demselben Abstand zur Barriere herauszufiltern.

Hinzu kommt, dass CFDs auch über Nacht gehandelt werden. Anders als bei K.-o.-Papieren entfällt das Overnight-­Risiko. Einen Nachteil haben CFD-Broker aber: Sie sind schlechter reguliert als Zertifikatehäuser. Zertifikate sind auch über die Börse erwerbbar, was in der Praxis aber selten vorkommt. Vorteil: Der Handel wird überwacht.