Die Unternehmensberatung McKinsey sagt voraus, dass sich der Paketmarkt in Deutschland bis 2025 auf fünf Milliarden Lieferungen jährlich verdoppelt. Dabei verlangen auch immer mehr Kunden die tagesaktuelle Zustellung. Für Logistikunternehmen und Handelsketten stellen sich damit gleich mehrere Herausforderungen: Zum einen müssen sie immer mehr Waren durch Deutschland transportieren und zustellen, zum anderen sollen sie dabei immer schneller und flexiber werden.
Der deutsche Marktführer DHL testet deshalb wie auch der Lieferdienst Liefery die Kofferraumzustellung in Ballungsgebieten wie Berlin, Bonn, Köln und Stuttgart. Dabei wird das Paket vom Boten direkt ins Auto gepackt. Bislang geht das allerdings nur mit Fahrzeugen bestimmter Hersteller: Smart und Volkswagen beteiligen sich an dem Modellversuch. In Berlin sind es etwa 50 Polos, deren Kofferräume als Paketboxen genutzt werden. Über Apps werden Codes ausgetauscht, mit denen die Heckklappen geöffnet werden können. Das Fahrzeug muss für die Lieferung des Pakets dann lediglich in der Nähe der Heimatadresse geparkt sein.
"Das kommt in der Zielgruppe sehr gut an", sagt eine Postsprecherin. Vor allem Verbraucher, die viel im Internet bestellen, nutzen diesen Service. Noch ist es aber eine vergleichsweise kleine Kundengruppe. Bewährt sich das Modell, will die Post den Versuch ausweiten und Pakete auch in den Kofferräumen der Wagen anderer Auto-Hersteller deponieren - wenn die Halter dies wünschen.
FROHE WEIHNACHTEN: 15 MILLIONEN SENDUNGEN PRO TAG
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik rechnet im diesjährigen Weihnachtsgeschäft damit, dass die Menge der Sendungen um bis zu 30 Millionen auf knapp 290 Millionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigt. Zu Spitzenzeiten werden dabei deutlich mehr als 15 Millionen Sendungen an einem einzigen Tag befördert - allein Marktführer DHL rechnet mit der Rekordmarke von 8,7 Millionen zugestellten Paketen pro Tag im Weihnachtsgeschäft. In der Woche vor Weihnachten wurden am Dienstag allein 10,5 Millionen Pakete in die Verteilsysteme des Konzerns in Deutschland eingeliefert. Der Boom führte jüngst dazu, dass der Arbeitsmarkt für Zusteller in Deutschland leergefegt war. Amazon startet deswegen diesen Winter nach den USA, Großbritannien und Singapur auch hierzulande sein Flex-Programm, bei dem Interessierte mit ihrem eigenen Auto Pakete ausfahren. In Berlin sollen erste Privatpersonen bereits Amazon-Kunden beliefert haben.
Hermes führt erstmals Mengenobergrenzen für Onlinehändler ein und fordert höhere Preise. "Zusteller müssen finanziell unbedingt besser entlohnt werden. Aufgrund der verbreiteten Null-Versandkosten-Mentalität ist das aktuell aber kaum möglich", sagt Deutschland-Chef Frank Rausch. Deswegen müsse über die Einführung von Zuschlägen für die Haustür-Zustellung oder eine stärkere Nutzung der Paketshops nachgedacht werden. Konkurrent DPD forderte unlängst reservierte Parkflächen für Zusteller, um Zeit zu sparen.
Aus dem Problem von Lieferanten, einen Parkplatz zu finden, macht das Startup Qool ein Geschäftsmodell: In München hat die Jungfirma Abholstationen eingerichtet, wo sich Kunden alle Einkäufe hinliefern lassen und auch gleich die Retoure vornehmen können. Der Marktführer Deutsche Post hat die Republik bereits mit 3400 Packstationen überzogen, mehr als acht Millionen registrierte Nutzer holen dort Pakete ab oder schicken sie auf den Weg. Amazon bietet den Service an rund 180 Standorten in Deutschland an - und weitere Automaten sollen aufgestellt werden.