Merck-Chefin Belen Garijo geht von einem Beitrag von 900 Millionen Euro aus, nach 1,15 Milliarden im Vorjahr. Gleichwohl soll das Life-Science-Geschäft, das Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, stärkster Wachstumsmotor bleiben. "Insgesamt erwarten wir für 2022 sehr günstigen Rückenwind", sagte Garijo am Donnerstag. "Wir prognostizieren ein weiteres Jahr mit starkem organischem Wachstum."
Merck rechnet zudem mit positiven Wechselkurseffekten im laufenden Jahr und bekräftigte sein Ziel eines Konzernumsatzes von rund 25 Milliarden Euro bis 2025. An der Börse kam das gut an: Merck-Aktien waren mit einem Plus von mehr als zwei Prozent größter Gewinner im Leitindex Dax.
Der Darmstädter Pharma- und Life-Science-Konzern hatte im vergangenen Jahr dreimal seine Jahresziele erhöht. Der Umsatz stieg letztlich um mehr als zwölf Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) legte um gut 17 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zu. Dabei war im Vorjahr noch ein Ertrag aus der Auflösung einer Rückstellung für Rechtsstreitigkeiten von 365 Millionen Euro enthalten. Ohne diesen Einmaleffekt wäre das Ergebnis sogar um 27 Prozent organisch gewachsen. Unter dem Strich verdiente Merck 3,1 Milliarden Euro, ein Plus von knapp 54 Prozent. Die Dividende soll um 45 Cent auf einen Höchststand von 1,85 Euro je Aktie steigen.
Im vergangenen Jahr profitierte Merck vor allem von einem starken Life-Science-Geschäft. Dort sorgte die Pandemie für eine nie dagewesene Nachfrage. Merck arbeitet mit weltweit über 80 Impfstoffentwicklern zusammen und ist etwa Lieferant von Lipiden für den Covid-19-Impfstoff von BioNTech und Pfizer. Im Pharmageschäft konnte der Konzern vor allem bei seinen Krebsmedikamenten und Mitteln zur Fruchtbarkeitsbehandlung, bei denen er Weltmarktführer ist, zulegen. Der Unternehmensbereich Electronics mit Produkten für die Elektronikindustrie wuchs vor allem durch ein starkes Halbleitergeschäft.
Für Unsicherheit sorgen in den Bereichen Life-Science und Electronics die derzeit herrschenden Lieferengpässe und Preisdruck angesichts der steigenden Inflation. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Geschäfte von Merck sieht Garijo als marginal an. Das Unternehmen habe keine Forschungs- und Produktionsstätten in Russland und der Ukraine. In Russland beschäftige es nur 400 seiner über 60.3000 Mitarbeiter. Den Großteil seines Geschäfts in Russland mache der Konzern im Pharmabereich. Merck wolle sicherstellen, dass seine Medikamente die Patienten in Russland und der Ukraine weiter erreichen, betonte Garijo. Ein Rückzug aus Russland plant sie nicht.
rtr