Ob Taschentücher, Einkaufszettel, Zeitschriften oder Prospekte, ständig halten wir Papier oder Karton in der Hand. Tablet oder Smartphone zum Trotz - ein Leben ganz ohne Notizen auf Papier ist noch nicht vorstellbar. Dennoch haben die Papierhersteller harte Zeiten hinter sich: Die Branche gilt als äußerst konjunktursensibel, zudem drücken viele weitere Faktoren auf die Margen.

So beeinflussen einerseits Energie- und Rohstoffpreise, zum Beispiel für Holz und Zellulose, die Gewinnmargen. Gut stehen Firmen da, die über eigene Waldflächen für die Papierherstellung verfügen oder zumindest auf garantierte Einschlagsrechte zurückgreifen können, insbesondere wenn die Preise dafür auf Jahre hinaus festgeschrieben worden sind.

Zudem schlagen Trends in Abnehmermärkten direkt aufs operative Geschäft durch. So hat die Krise der Zeitungs- und Kataloghersteller im Zuge der Digitalisierung zu Umsatz- und Gewinneinbußen bei zahlreichen Papierherstellern geführt. Die zunehmende Billigkonkurrenz aus Asien oder Lateinamerika tat ein Übriges, um die Margen unter Druck zu setzen.

Die meisten Unternehmen haben in den vergangenen Jahren mit dem Abbau von Produktionskapazitäten und Arbeitsplätzen ihre Kosten gesenkt und sich zugleich auf neu wachsende Märkte wie die Ver-packungsindustrie eingestellt. Die zuletzt sinkenden Energiepreise kamen diesen Umstrukturierungen zugute. Zudem erleichterten die niedrigen Zinsen die Aufnahme von Krediten zum Auf- oder Umbau kompletter Geschäftsfelder.

Umbruch geglückt



Die Zahlen sprechen für sich. Die globale Papierproduktion wächst wieder - zwar langsam, dafür aber stetig. Während die Produktionsmengen und Umsätze in den Industrieländern langfristig weiter zurückgehen werden, haben neue Absatzmärkte in den Schwellen- und Entwicklungsländern - und hier vor allem in Asien und Lateinamerika - ihre beste Zeit noch vor sich (siehe Grafiken rechts). Anders als in den übrigen west-lichen Papierindustrien wächst der Papierumsatz in Deutschland: Der Jahresbericht des Verbands Deutscher Papierfabriken verzeichnet für 2015 ein Umsatzplus von 0,9 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro.

Verpackungen stellen knapp die Hälfte des globalen Papierverbrauchs, der 2014 insgesamt bei 401 Millionen Tonnen lag. Grafische Papiere, also solche zum Bedrucken, folgen mit 33 Prozent Anteil. Spezialpapier steht für neun Prozent, der stark wachsende Nischenmarkt Hygienepapiere für acht Prozent des Gesamtmarkts.

Egal ob globales Unternehmen oder mittelständischer Nischenplayer - wer sich behaupten will, erläutert Arne Kant, Spezialist für die Papierindustrie bei Pöyry Management Consulting, müsse äußerst günstig und effizient produzieren. Der Experte sieht die Zukunft der Branche vorsichtig optimistisch: "Trotz der in den vergangenen Jahren rückläufigen Absatzmengen wird die Papierindustrie nicht stetig schrumpfen, sondern am Ende eine bestimmte Kernnachfrage bedienen. Es ist jedoch noch nicht absehbar, wann sich dieses Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wieder einstellt. Das gilt vor allem für die grafischen Papiere."



Kaufkurse für Anleger



Die neuerlich steigenden Gewinne spiegeln sich in den Kursen der börsennotierten Firmen. So erreichten die Bewertungen von UPM-Kymmene aus Finnland, Sappi aus Südafrika oder Kimberly-Clark, einem auf Hygienepapier spezialisierten US-Konzern, zuletzt neue Rekordhochs. Wegen des einigermaßen stabilen Geschäftsmodells mit wieder leichtem Wachstum und den großzügigen Dividendenausschüttungen eignen sich Papier- und Kartonagenhersteller als defensive Beimischung fürs Depot. Zu den wichtigsten Kenngrößen für die Auswahl von Einzelwerten zählt die Profitabilität. Große Unterschiede gibt es etwa bei der operativen Marge. Hier kommt der Spezialpapierhersteller Sappi 2015 auf 6,6 Prozent. Kimberly-Clark (17,3 Prozent), International Paper (12,0 Prozent), UPM-Kymmene (11,5 Prozent) oder Svenska Cellulosa (11,3 Prozent) agieren in anderen Regionen. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu operativem Gewinn auf Ebitda-Basis gibt Aufschluss darüber, wie schnell Verbindlichkeiten heruntergefahren werden können. UPM-Kymmene kommt auf den niedrigen Faktor 1,2 und hat es 2015 verstanden, die Schulden um ein Drittel auf 2,1 Milliarden Euro zu senken.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist eine weltweit führende Position in einzelnen Marktsegmenten, wie sie etwa Mayr-Melnhof bei Kartonagen oder Kimberly-Clark bei Hygienepapieren hat. Mayr-Melnhof aus Wien hat es dank strikter Kostendisziplin und niedrigerer Energiepreise geschafft, die steigenden Preise bei Altpapier und Faserstoffen abzufangen. Kimberly-Clark wiederum ist ganz auf Hygieneartikel wie Verbandsmaterial, Wegwerftaschentücher oder Damenbinden spezialisiert und kann von entsprechenden Skaleneffekten profitieren. In Sachen Profitabilität und Finanzstärke bietet der US-Konzern ebenso Kaufargumente wie etwa Svenska Cellulosa.

Zu den Branchenklassikern zählt der weltweit zweitgrößte Papier- und Zellstoffproduzent International Paper. Das Unternehmen hat erfolgreich Schulden abgebaut und glänzt mit hoher Dividendenrendite. Das gilt auch für UPM-Kymmene. Die Gesellschaft ist mit Papier, Zellstoff, Sperrholz und Biobrennstoffen breit aufgestellt - und bietet weiter Steigerungspotenzial bei der Rentabilität.