Im ersten Quartal 2014 brachen die Einnahmen im Aktienhandel von neun europäischen Investmentbanken - darunter die Deutsche Bank, Credit Suisse und UBS - um fast 20 Prozent ein, wie eine Studie der Mediobanca ergab. Strengere Regeln treiben die Kosten nach oben und der Vormarsch elektronischer Handelssysteme drückt auf die Margen - die Banken müssen im Investmentbanking sparen und bauen Stellen ab. "Der Aktienmarkt boomt und keiner hat Spaß", beschreibt ein Hedgefonds-Manager in London die Stimmung.
Seit 2010 hat der FTSEurofirst-Index der 300 größten börsennotierten Unternehmen Europas 22 Prozent zugelegt, der deutsche Leitindex Dax, der kurz vor der noch nie erreichten 10.000-Punkte-Marke steht, 66 Prozent. Auch das Volumen der gehandelten Aktien ist gestiegen. Doch die neun Banken, die die Transaktionen ausführen und dafür Gebühren bekommen, verbuchten im gleichen Zeitraum nur stagnierende Einnahmen von etwa 40 Milliarden Dollar. Dafür bauten sie rund ein Zehntel der Stellen im Aktienhandel ab. Für das laufende Jahr zeichnen einige Institute ein noch schwärzeres Bild: Die Citigroup rechnet im laufenden Quartal mit einem Einbruch des Handelsgeschäfts mit Aktien und Anleihen um bis zu 25 Prozent, JPMorgan erwartet einen Rückgang um 20 Prozent.
Ein Grund für die schlechteren Geschäfte seien die elektronischen Handelssysteme, die zwar die Kosten für die Banken senkten - noch mehr aber die Preiserwartungen der Kunden, erläutert Mediobanca-Analyst Chris Wheeler. "Die Einnahmen sind durch den Trend zu elektronischem Handel deutlich unter Druck geraten." Shailesh Raikundlia, Analyst bei Espirito Santo, pflichtet ihm bei: "Alles wird elektronisch ausgeführt, die Margen schrumpfen." Vor allem in Europa ist das Geschäft härter geworden. "Aktien haben als Anlage unter der Finanzkrise gelitten", sagt Marco Bach, früher Aktienderivate-Händler, nun Finanzchef bei Forte Securities. Bei Termingeschäften und Optionen seien die Margen noch stärker gesunken als bei Aktien.
Auf Seite 2: GEFAHR DURCH LIQUIDITÄTSENGPASS
GEFAHR DURCH LIQUIDITÄTSENGPASS
Auch die zunehmende Regulierung nach der Finanzkrise drückt auf das Geschäft: Die Banken nehmen weniger ein, weil sie im Eigenhandel nicht mehr so große Risiken eingehen dürfen. Eine gute Nachricht, meinen manche. Andere sehen auch Risiken: Die Banken zögen sich zunehmend aus ihrer Rolle als Marktmacher zurück, die durch eigene Bestände und das Ermitteln von Kauf- und Verkaufspreisen die Handelbarkeit bestimmter Wertpapiere sicherten. Fondsmanager könnten oft größere Transaktionen nicht mehr nur über eine Bank abwickeln, sondern müssten die Order aufteilen.
"Banken sind nicht in dem Maße wie früher Marktmacher, die Wertpapiere für den Handel im Bestand halten. Das könnte in Zukunft zu mehr Volatilität im Markt führen", erläutert Yannick Naud, Fondsmanager bei Sturgeon Capital. Der superschnelle Computerhandel - das sogenannte Algo-Trading - blähe das Handelsvolumen auf und überdecke, dass es eigentlich an Liquidität im Markt fehle. Die sei aber nötig, um den fairen Preis für ein Wertpapier ermitteln zu können. Auch Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance, sieht diese Liquiditätslücke, die nicht durch andere Marktteilnehmer gefüllt werden könne. "In einem Krisenszenario kann das zu einem sehr ernsten Problem werden."
Reuters