Ab 2016 wird Patrizia Immobilien ausschließlich
für Dritte und als Co-Investor
mit institutionellen Anlegern
Liegenschaften verwalten. An den Portfolios,
die die Augsburger aufbauen und verwalten,
erwerben sie jeweils bis zu ein
Zehntel der Anteile. Die noch in Eigenbesitz
verbliebenen Objekte werden 2015 verkauft.
Das Geschäftsmodell des Verwalters
von Immobilienvermögen für institutionelle
Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen
und Versorgungswerke ist neu
in Europa. Aktuell bewirtschaftet das
SDAX-Unternehmen europaweit Wohnund
Gewerbeimmobilien im Gesamtwert
von 14,6 Milliarden Euro.
BÖRSE ONLINE: Herr Fischer, Patrizia hat die
Schwelle von einer Milliarde Euro Börsenwert
überschritten und nähert sich den Leichtgewichten
im MDAX. Wann steigt Patrizia auf?
Arwed Fischer: Der Aufstieg in den MDAX hat
für uns noch keine hohe Priorität. Wir haben
keine Schwierigkeiten, Investoren für die
Aktie zu begeistern. Den Börsenwert von
einer Milliarde Euro haben wir in nur vier
Jahren erreicht. Das ist einigen aufgefallen.
Vor knapp zwei Jahren sagten Sie, dass
Patrizia
2015 ein Investment-Grade-Rating
anstreben werde. Wie weit ist die Planung?
Wir werden das Thema nach den Osterferien
angehen. Für das Rating ist es wichtig, dass
unser Geschäftsmodell eindeutig ist, also dass
alle Immobilien aus dem Eigenbestand verkauft
sind. Ob wir das Rating schon Ende 2015
oder erst im Frühjahr 2016 haben werden,
kann ich jetzt noch nicht sagen.
Wie viel Cash hat Patrizia aktuell?
Hundert Millionen Euro frei verfügbar und
weitere 150 Millionen bisher noch gebunden
in den Objekten, die 2015 verkauft werden.
Unter dem Strich stehen uns also mittelfristig
250 Millionen Euro zur Verfügung. Mindestens
für die nächsten 18 Monate sind deshalb
Kapitalerhöhungen nicht notwendig.
Rund 90 Prozent des Investorkapitals und drei
Viertel der Portfolios sind aus Deutschland.
Wie stark steigt der Auslandsanteil?
2014 haben wir mit 1,8 von 3,4 Milliarden
erstmals mehr Geld im Ausland investiert.
Diese Tendenz erwarte ich auch für 2015 und
2016. Ich gehe davon aus, dass der Anteil
Deutschlands in unseren Portfolios 2015
unter 70 und in den folgenden Jahren eventuell
unter 60 Prozent liegen wird. Die Wachstumsraten
im Ausland sind eindeutig höher.
In Großbritannien investiert Patrizia in opportunistisches
Geschäft mit höheren Risiken und
Renditen, wo auch Finanzinvestoren unterwegs
sind. Sehen Sie auch in anderen Ländern
Chancen für dieses Geschäft?
Sie brauchen dafür das richtige Team. In
Großbritannien haben wir es. Wir trauen uns
auch in Deutschland zu, opportunistische
Immobiliendeals zu stemmen. Einige Spezialisten
dafür sind bei uns bereits an Bord.
Patrizias Tochter Grundinvest will Privatanlegern
ab 15 000 Euro Mindesteinlage Geschlossene
Immobilienfonds anbieten. Während der
vergangenen Jahre ist diese Art von Fonds
durch Schließungen stark in Verruf geraten.
Wie wollen Sie Privatanleger überzeugen?
Das Kapitel Grauer Kapitalmarkt ist durch
eine strenge börsenaufsichtliche Regulierung
wirksam beendet worden. Wir haben ein sehr
erfahrenes Team gewinnen können, das ein
Privatkundengeschäft ohne Altlasten aufbaut.
Anlegern, die bereit sind, ihr Investment
über zehn Jahre zu binden, bieten wir- auch
über regelmäßige Ausschüttungen- jährliche
Renditen von vier bis sechs Prozent.
Wie viel Geld will Patrizia über Geschlossene
Fonds für Privatanleger investieren?
In fünf Jahren wollen wir eine Milliarde Euro
einsammeln. Die Fonds sollen ein signifikantes
Zusatzgeschäft werden. Voraussichtlich
starten wir in der zweiten Jahreshälfte.
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