Infineon greift tief in die Tasche und zahlt Milliarden für Marvells Autochip-Sparte. Der Preis wirkt hoch – doch das Wachstumspotenzial ist gigantisch. Wie die Münchner damit ihre Marktführerschaft ausbauen, wieso der Deal trotz Zollrisiken Sinn macht und warum Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Für 2,5 Milliarden Dollar will Infineon die Sparte für Chips in Fahrzeugen (Automotive) des auf Halbleiter für IT-Netze spezialisierten US-Konzerns Marvell Technologies übernehmen. Nach Angaben des Münchner DAX-Konzerns wird Marvells Sparte im laufenden Jahr mit 225 bis 250 Millionen Dollar Umsatz eine Bruttomarge von 60 Prozent erreichen. Die Erlöse sollen bis 2030 um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr zulegen. Zusammengefasst also ein überdurchschnittlich profitables Geschäft mit hohen Wachstumsraten das Infineons Kompetenz als weltweit führender Hersteller von Autochips in einigen Bereichen wertsteigernd erweitert. Mit einem globalen Marktanteil von 13,5 Prozent führen die Münchner bei Autochips klar vor Konkurrent NXP mit 10,5 Prozent des Marktes und STMicroelectronics mit 8,8 Prozent.
Gemessen an den für 2025 erwarteten Zahlen ist der Kaufpreis sehr hoch: das Zehn-bis Elffache der Erlöse und das 35-Fache des operativen Gewinns (Ebit) der Sparte. Beim Kauf des US-Konzerns International Rectifier vor zehn Jahren hatte Infineon das Vierfache des Umsatzes gezahlt. Infineons Automotive-Sparte schaffte 2024 mit 2,1 Milliarden Euro Erlös 25 Prozent operative Marge, der Konzern insgesamt etwas mehr als 40 Prozent. Dass die Münchner für Marvells deutlich profitablere Sparte mit starkem Wachstum viel bezahlen müssen, ist nachvollziehbar. Chipentwickler Marvell Technologies ist ein erfolgreicher Konzern und bei Cloud und Künstliche Intelligenz (KI) einer der großen Gewinner.
Marvells Automotive Sparte entwickelt auch Mikrocontroller, programmierbare computerähnliche Einheiten in Chipformat, die für den Datenübertragungsstandard Ethernet ausgelegt sind. Ethernet ist ein Standard für die Vernetzung von Computern, der mit der zunehmenden Digitalisierung der Fahrzeugelektrik auch jetzt in Autos der Standard ist.Marvells Sparte beliefert 50 Kunden und sieben der zehn größten in der Branche. Marvells Brightlane-Automotive-Ethernet-Portfolio erweitert das Mikrocontrollergeschäft des DAX-Konzerns signifikant. Der Markt für Automotive-Ethernet-Chips von 500 Millionen Dollar für 2024 bis 2030 auf soll bis 2030 auf 2,5 Milliarden Dollar zulegen, um das Fünffache. Computerähnliche Steuerungen machen aktuell fünf Prozent der Elektrik in Autos aus, bis 2030 sollen es 50 Prozent werden, zitiert Kepler Cheuvreux Schätzungen von Marktforschern. Mit Marvells Geschäft ist Infineon dafür besser aufgestellt.
Risiko höherer Zölle bleibt bestehen
Seine Chips und Mikrocontroller läßt Marvell bei Auftragsfertigern wie Taiwans TSMC herstellen. Das wird sich im Verbund der Münchner, die ihre Mikrocontroller auch bei TSMC fertigenm lassen nicht ändern. Denn snders als bei Infineons Leistungshalbleitern ist eigene Fertigung dieser Komponten kein Vorteil im Wettbewerb, sondern das Gegenteil. In dem USA fährt der DAX-Konzern nnur ein Zehntel seiner Erlöse ein undf plant nicht dort zusätzliche Werke zu errichten. China ist mit fast 40 Prozent der Erlöse der größte Einzelmarkt des DAX-Konzerns. Wie stark höhere Zölle das Geschäft beeinflussen könnten ist derzeit allerdings nicht nur bei Infineon schwer einzuschätzen.
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