Paypal gehört wohl zu den größten Gewinnern der Corona-Krise. Die pandemiebedingte Verlagerung von Geschäften ins Netz sorgt bei dem Bezahldienst für einen Ansturm an neuen Nutzern, wie der Konzern am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Kalifornien mitteilte. Alleine im vierten Quartal kamen 16 Millionen neue Accounts hinzu, das waren 72 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Nach eigenen Angaben zählte Paypal zum Ende des Geschäftsjahres 377 Millionen Nutzerkonten.
Das führte 2020 zur stärksten Performance in der Geschichte von Paypal. Der Finanzdienstleister steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um 22 Prozent auf 21,5 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn stieg von 2,5 Milliarden auf 4,2 Milliarden Dollar. Damit übertrafen die Kalifornier die Erwartungen der Finanzanalysten.
Das Geschäftsmodell dahinter ist simpel: Paypal bringt Käufer und Händler beim Bezahlvorgang zusammen und verfügt mit dem Zugang zu Daten von beiden Parteien über die Möglichkeit, Onlinebetrügereien frühzeitig zu erkennen. Wegen der Corona-Pandemie blieben im vergangenen Jahr viele Menschen zuhause und waren auf Internetkäufe angewiesen. Insgesamt wickelte der Online-Bezahldienst 2020 Zahlungen im Volumen von 936 Milliarden Dollar ab - so viel wie nie zuvor.
Vorteil für Papypal ist auch, dass die inzwischen erreichte Größe nicht mehr so einfach zu kopieren ist. Neben der Vorherrschaft beim Bezahlwesen im Onlinehandel macht Paypal auch zunehmend den konventionellen Banken Konkurrenz. Denn Geldtransfers zwischen Paypal-Konten sind bereits einfach und kostengünstig möglich. Doch auch die Kalifornier dürften sich in Zukunft wärmer anziehen: etwa mit Apple Pay vom Techkonzern Apple hat Paypal einen starken Wettbewerber.
Mit Zukäufen Position stärken
Um die Marktposition weltweit zu stärken, kaufte Papyal als erstes ausländisches Unternehmen einen Bezahldienst in China komplett. Der US-Konzern hat die 30 Prozent an GoPay, die sich noch nicht in seinen Händen waren, zum Jahresende erworben. Der Bezahldienst-Markt in China ist bereits hart umkämpft, allerdings tummeln sich dort bisher nur inländische Anbieter wie AliPay von der Ant Group oder WeChat Pay von Tencent.
Welche Summe Paypal auf den Tisch legte, ist nicht bekannt. Der Online-Zahlungsdienst hatte vor gut einem Jahr 70 Prozent an GoPay gekauft und wurde damit die erste ausländische Firma mit einer Lizenz, um Online-Zahlungsdienstleistungen in der Volksrepublik anzubieten.
Paypal beflügelte Bitcoin
Daneben kurbelte Paypal maßgeblich die Fantasie hinter der Bitcoin-Rally an. Die Cyberdevise durchbrach die Schallmauer von 20.000 Dollar - und das auch, weil der Finanzdienstleister seine Pläne äußerte, Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Kunden sollen ausgewählte Währungen wie Bitcoin, Ether oder Litecoin auf der Plattform verwenden können. Für die Branche erwies sich diese Neuigkeit als Glücksgriff, so der Krypto-Experte Timo Emden damals im Interview mit boerse-online.de.
Zudem macht sich das Unternehmen mit der Möglichkeit, über seine Plattform Bitcoin und weitere virtuelle Währungen zu handeln, zu einem seriösen Partner in der Kryptowährungswelt. Außerdem bereite man sich im Management auf digitale Währungen von Unternehmen und Zentralbanken vor.
Einschätzung der Redaktion
Die Q4-Zahlen wurden am Markt mit Begeisterung aufgenommen. Bereits nachbörslich zeigte sich die Paypal-Aktie deutlich im Plus. Nach der DAX-Eröffnung schoss das Papier auf ein neues Allzeithoch bei rund 221,60 Euro - ein Plus von mehr als fünf Prozent.
Auch am Paypal-Chart kann man ablesen wie sehr der Online-Bezahldienst von Corona profitierte. Seit dem Corona-Crash-Tief im März bei rund 83 Euro kletterte der Kurs von Hoch zu Hoch. Seit März steht ein Plus von fast 167 Prozent zu Buche.
Der US-Konzern bietet neben der Kryptowährungsfantasie aber noch einiges mehr: eine nettoschuldenfreie Bilanz, ansehnliche Margen sowie eine mit über 14 Milliarden Dollar prall gefüllte Kasse, die dank des laufend erwirtschafteten Cashflows ausgebaut wird. Zudem könnten die Nutzer im laufenden Jahr verstärkt Geld ausgeben und Paypal als Bezahldienst nutzen, da der Konsum bei den meisten 2020 coronabedingt schwächer ausgefallen war. Sobald weitere Entspannung eintritt, könnte die Konsumlust der Menschen wieder geweckt werden. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.