Peter Thiel kam 1967 in Frankfurt am
Main zur Welt. Sein Vater, der für
mehrere große Ingenieursfirmen
arbeitete, zog ein Jahr später mit
der Familie nach Südafrika, dann nach Namibia
und schließlich San Francisco. Peter
wurde in insgesamt sieben verschiedenen
Grundschulen unterrichtet. Er spricht heute
immer noch etwas Deutsch - "allerdings
auf dem Niveau eines Zwölfjährigen".
Peter Thiel war ein herausragender
Schüler, galt als Mathe-Wunderkind. Und
wurde einer der besten Schachspieler in
den USA. Mit dem ehemaligen Schachgroßmeister
Garri Kasparow ist er befreundet.
Thiel studierte an der Eliteuniversität
Stanford Philosophie und Jura, heuerte danach
bei einer New Yorker Anwaltskanzlei
und später bei einer Investmentbank an
der Wall Street an.
Im Sommer 1998 sollte sein Leben eine
entscheidende Wende nehmen. In Stanford
sprach ihn ein 23-jähriger Computerprogrammierer
an: Max Levchin versuchte
ihn für die Idee eines elektronischen Bezahlsystems
zu begeistern, das den Geschäftsverkehr
leichter und sicherer machen
sollte. Es war eine schicksalhafte Begegnung
- und die Geburtsstunde von Paypal:
Thiel beteiligte sich mit 280 000 Dollar
an dem Start-up. Ein weiterer Investor
war sein Freund Elon Musk, der später mit
seinem Tesla-Elektroauto zu den Stars des
Silicon Valley wurde.
Paypal wuchs schnell. Kurz nach dem
Börsengang 2002 wurde die Firma für eineinhalb
Milliarden Dollar von Ebay übernommen.
Thiel, gerade 35 Jahre alt, war
um 55 Millionen Dollar reicher. Mit dem
Geld gründete er die Wagniskapitalgesellschaft
Founders Fund und den Hedgefonds
Clarium Capital Management, den er mit
zehn Millionen Dollar alimentierte.
Im Sommer 2004 stellte ihm ein Studienfreund
den 20-jährigen Mark Zuckerberg
vor. Dieser suchte für seine Idee einer Network-
Plattform, die er Facebook nannte,
einen Investor. Thiel investierte 500 000
Dollar und übernahm einen Vorstandssitz.
Das Kapital wandelte er später in einen Sieben-
Prozent-Anteil an Facebook um.
Seine Rolle als Investor wurde im Film
"The Social Network" in einer 34-Sekunden-
Sequenz "verewigt". Er sehe in dem
Streifen zu alt aus, befand Thiel, und außerdem
wie ein Investmentbanker. In
Wahrheit trägt er am liebsten T-Shirt und
Turnschuhe und treibt sich in den Coffeeshops
in San Francisco herum. Beim Facebook-
Börsengang im Mai 2012 verkaufte er
Aktien im Wert von 640 Millionen Dollar.
Nach dem Ende der Haltefrist stieß er
weitere
Anteile ab und erlöste dafür rund
400 Millionen Dollar.
Mit 30 Millionen hatte sich Thiel 2004 an
Palantir Technologies in Palo Alto beteiligt.
Die Firma entwickelte eine Software, die
das Herausfiltern subtiler Muster aus einer
großen Menge an Daten erlaubt. Dies gibt
Regierungsorganisationen - und damit
dem Überwachungsstaat - die Möglichkeit,
Menschen leichter zu orten. Die Firma hat
heute einen Wert von rund drei Milliarden
Dollar. Sein Engagement rechtfertigt Thiel
damit, dass konventionelle Sicherheitspolitik
zum Scheitern verurteilt sei: "Ein
verbessertes Überwachungssystem ist der
Schlüssel für ein 21. Jahrhundert, in dem
der Terrorismus nicht gewinnt", zitiert ihn
die "Süddeutsche Zeitung".
Schon jetzt gilt Thiel im Silicon Valley als
Investorenlegende. Sein Credo: "Wir investieren
nur in Start-ups, die wirklich einzigartig
sind und die Welt verändern können.
Diese Firmen müssen nachhaltig sein,
dann haben sie den größten Wert. Nicht
wer als Erster auf dem Markt ist, gewinnt,
sondern wer als Letzter übrig bleibt." Und:
"Wir investieren in keine Firma, die Gewinne
macht. Denn wer nicht jeden Cent
investiert, hat keine Ideen mehr. Gewinne
sind ein schlechtes Zeichen."
Thiel ist ein radikaler Querdenker, vertritt
Thesen abseits des Mainstreams. Er
unterstützt den republikanischen Tea-
Party-Vorkämpfer Ron Paul. Globalisierung
ist für Thiel kein Fortschritt, Konkurrenz
ist schädlich, und nur Monopole seien
nachhaltig erfolgreich. Gründer müssten
die Kühnheit besitzen, auch unpopuläre
Ideen zu vertreten. "Besser dreist als trivial
sein", fordert er. "Ein schlechter Plan
ist besser als gar kein Plan."
Vor drei Jahren startete er sein "20 under
20"-Projekt. Er vergibt Stipendien über
je 100 000 Dollar an 20 junge Leute unter
20, die für jeweils zwei Jahre das College
oder die Uni schmeißen, um eine Start-up-
Idee zu verwirklichen. Eine Hochschulausbildung
sei reine Zeit- und Geldverschwendung,
sagt der Mann, der an einer
Eliteuniversität studiert hat. Offensichtlich
funktioniert seine These: Die ersten beiden
Jahrgänge dieser hochbegabten Überflieger
haben mehr als 30 Start-ups gegründet
und über 34 Milliarden Dollar umgesetzt.
Mit seinem Hedgefonds Clarium Capital
erzielte Thiel anfangs spektakuläre Erfolge.
Er sah die Finanzkrise voraus, kaufte
japanische Regierungsanleihen, als andere
Investoren verkauften, er spekulierte mit
Energietiteln - und er erkannte frühzeitig
die Übertreibungen am US-Immobilienmarkt.
Im Sommer 2008 verwaltete Clarium
Capital über sieben Milliarden Dollar.
Kurz darauf kam es zum Crash an den Finanzmärkten.
Nach schweren Verlusten
zogen die Anleger ihr Geld aus dem Fonds
ab. Mitte 2010 waren kaum noch 1,5 Milliarden
übrig. Thiel habe zu wenig Risikovorsorge
getroffen und zu lange gehofft, dass
sich die Weltwirtschaft dank einer koordinierten
internationalen Aktion beruhigen
würde, monierten seine Kritiker.
Im Oktober 2011 gründete Thiel "Breakout
Labs", ein Förderprogramm für Forscher,
die "radikalste Ideen verfolgen und
an den Grenzen von Wissenschaft und
Technik rütteln". Und er investierte dreieinhalb
Millionen Dollar in ein Biotech-
Start-up, das den Alterungsprozess und
letztlich den Tod überwinden will. Er
selbst erwartet, 120 Jahre alt zu werden.
Wie sieht er sein weiteres Leben? "Ich
habe keinen 20-Jahres-Plan für mein Privatleben",
gibt er zu. "Auch wenn ich manchmal
denke, ich hätte besser einen genaueren
Plan. Aber wahrscheinlich war mir das
noch nicht wichtig genug."
PEB