Der amerikanische Pharma-Hersteller Johnson & Johnson musste jüngst einen Rückschlag mit einem Impfstoff gegen das Aids-Virus HIV einstecken. Die am Dienstag vorgelegten Quartalszahlen entschädigen ein wenig. Die Erwartungen konnten teilweise übertroffen werden, die JNJ-Aktie kann in abgeschwächtem Dow-Jones-Umfeld zulegen.
Vor dem anstehenden Spin Off – das Consumer-Healthcare-Geschäfts soll demnächst eigenständig werden – glänzt genau dieses Geschäft mit einem starken operativen Wachstumsplus von 6,4 Prozent. Im vierten Quartal 2022 wuchs der Umsatz im MedTech-Bereich um 4,4 Prozent, das Pharma-Geschäft sank hingegen um 2,3 Prozent.
Gemischte Geschäftszahlen
Johnson and Johnson (JNJ) erreichte im vierten Quartal des Jahres einen Gesamtumsatz von 23,7 Milliarden Dollar, was leicht unter den Erwartungen von 23,87 Milliarden Dollar lag. Der Gewinn je Aktie ging auf 1,33 Dollar zurück, insgeamt auf auf 3,5 Milliarden Dollar. Hauptgrund für das negative Ergebnis waren laut Finanzbericht die negativen Wechselkurse und geringere Verkäufe von Covid-19-Impfstoffen.
Auf der anderen Seite stieg der Umsatz im Gesamtjahr um 1,3 Prozent auf 94,9 Milliarden US-Dollar, während das Unternehmen auch einen leichten Rückgang des Gewinns pro Aktie auf 6,73 Dollar verzeichnete. Für 2023 prognostiziert JNJ ein bereinigtes operatives Umsatzwachstum (ohne den Covid-19-Impfstoff) von 4,0 Prozent und ein bereinigtes operatives Ergebnis je Aktie von 10,50 US-Dollar, was einem Wachstum von 3,5 Prozent entspricht.
Gut positioniert für 2023
Joaquin Duato, Vorstandsvorsitzender und Chief Executive Officer, sagte: "Mit Blick auf das Jahr 2023 ist Johnson & Johnson gut positioniert, um das kurzfristige Wachstum voranzutreiben und gleichzeitig strategisch zu investieren, um langfristige Werte zu schaffen."
Die Aktie von Johnson & Johnson reagiert auf die Quartalszahlen an der Wall Street vorbörslich in einem abgeschwächten Umfeld mit einem Kursaufschlag von knapp einem Prozent bei 169,55 Dollar nach einem Montags-Schluss bei 168,31 Dollar. Im deutschen Handel pendelt der Dow-Jones-Wert JNJ bei 156 Euro ebenfalls im Plus.
HIV-Impfstoff enttäuscht
In der vergangenen Woche erlitt die Aktie von Johnson & Johnson einen Dämpfer. Ein besonders aussichtsreicher vektorbasierter Impfstoff-Kandidat gegen die Immunschwäche-Krankheit Aids schützt nicht ausreichend vor einer HIV-Infektion. "Wir sind enttäuscht von diesem Ergebnis", sagte die verantwortliche JNJ-Forscherin Penny Heaton laut einer Mitteilung. Die Phase-III-Studie ("Mosaico") mit 3.900 Probanden werde beendet.
Dem HIV-Experten Hendrik Streeck zufolge, der an der Studie am Rande beteiligt war, hatte kein anderes Präparat so gute Aussichten gehabt. Die nun veröffentlichten schlechten Ergebnisse der Studie hätten die Suche nach einem Impfstoff "deutlich zurückgeworfen", sagte Streeck, der das Institut für Virologie der Uni Bonn leitet, der Deutschen Presse-Agentur. "Bis vor Kurzem habe ich noch gehofft, dass dieser Impfstoff funktionieren könnte." So hätten Affen seine sehr gute Immunantwort gegen das Virus gezeigt.
Der Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids ist global gesehen eine der größten medizinischen Herausforderungen. Zuletzt steckten sich rund 1,5 Millionen Menschen pro Jahr mit HIV an. Wenn eine Infektion nicht behandelt wird, schwächt das Virus das Immunsystem so stark, dass lebensgefährliche Krankheiten auftreten. Man spricht dann von Aids (Erworbenes Immunschwäche-Syndrom).
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BÖRSE ONLINE bleibt für die Aktie von Johnson & Johnson weiter zuversichtlich und hat ein Kursziel von 200 Euro ausgegeben. Wer (noch) investiert ist, bleibt mit Stopp-Kurs bei 135 Euro dabei. Alle anderen langfristig orientierten Anleger können auf niedrigem Niveau nachkaufen.
Der Wert befindet sich auch im "Aktien für die Ewigkeit Index" von BÖRSE ONLINE. Darin befinden sich neben Johnson und Johnson noch 29 weitere Aktien, die in der Vergangenheit besonders gute langfristige Entwicklungen zeigten.