Bisher hatte die Prognose bei einem Plus von 19 bis 25 Prozent gelegen. An der Börse sorgten die Nachrichten der Niedersachsen für ein Kursfeuerwerk. Die im MDax notierte Vorzugsaktie legte zweistellig zu.
Die Suche der Pharmaindustrie nach einem Impfstoff und Medikamenten gegen das Corona-Virus beschert den Göttingern derzeit reichlich Aufträge. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Pandemie für einen regelrechten Bestellboom beim Konzern gesorgt. Insbesondere die Biotechnologiesparte hat reichlich zu tun, aber auch in der Laborsparte ziehen die Geschäfte an. Sartorius liefert den Imfstoffherstellern und Produzenten biopharmazeutischer Medikamente unter anderem Materialien wie Einweg-Bioreaktoren, Analysegeräte, aber auch Filter, Waagen und Pipetten.
Auch für die ersten zehn Wochen des neuen Jahres vermeldete Sartorius nunmehr einen hohen Auftragseingang. Der Vorstand um Konzernchef Joachim Kreuzburg rechnet damit, dass die Nachfrage auch im weiteren Jahresverlauf 2021 hoch bleiben dürfte. Sowohl im Biotech- als auch im Laborgeschäft dürfte mehr Umsatz anfallen und auch die Profitabilität noch etwas höher liegen als zuvor erwartet.
Damit steigen die Margenerwartungen auch konzernweit. Von jedem umgesetzten Euro sollen jetzt rund 32 Cent als bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben und damit eineinhalb Cent mehr als bisher gedacht. 2020 war der Umsatz um knapp 28 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro geklettert - bereinigt um die Folgen des starken Euro lag das Plus bei rund 30 Prozent. Die operative Marge hatte bei 30 Prozent gelegen.
Auf Basis der Prognose ergibt sich rechnerisch für 2021 ein Umsatz von etwas mehr als 3,1 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von rund einer Milliarde Euro. Von Bloomberg befragte Experten hatten bisher deutlich weniger auf dem Zettel.
Für die Sartorius-Vorzugsaktie ging es kurz nach dem Handelsbeginn am Donnerstagmorgen um bis zu 13 Prozent nach oben, am späten Vormittag lag sie noch mit knapp zehn Prozent im Plus bei 446 Euro. Analysten zeigten sich von den neuen Zielen positiv überrascht. Die Zielspanne liege klar über seinen und auch den Markterwartungen, sodass diese nachziehen dürften, schrieb etwa Warburg-Experte Michael Heider.
Die Sartorius-Vorzugsaktie ist einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie. Seit Ende 2019 zog der Kurs trotz des jüngsten Rückgangs um zirka 130 Prozent an. Das Papier war aber auch schon in den Jahren vorher gefragt - auf fünf Jahre gesehen summiert sich das Kursplus auf rund 700 Prozent.
Mit einem Börsenwert von insgesamt gut 31 Milliarden Euro gehört Sartorius zu den wertvollsten Unternehmen im MDax. Da sich das Kapital aber in Stamm- und Vorzugsaktien aufteilt, ist ungewiss, ob das Vorzugspapier im Herbst bei der Dax-Erweiterung auf 40 Werte in den deutschen Leitindex aufsteigt. Der dafür relevante Wert des Streubesitzes der Vorzugsaktien liegt derzeit bei rund elf Milliarden Euro.
Auch außerhalb der Börse und abseits der Corona-Krise hat Sartorius bereits seit Jahren einen guten Lauf. Unter der Ägide des langjährigen Vorstands Joachim Kreuzburg sind Umsatz und Gewinne nahezu stetig weiter in die Höhe geschnellt. Kreuzburg setzt den Fokus vor allem auf das Geschäft mit der Biotechnologie, von dem er sich reichlich Wachstum verspricht.
Das Produktportfolio wurde in den vergangenen Jahren durch Übernahmen konsequent erweitert. So kam im Dezember etwa der US-Filtrationsexperte Watersep hinzu. Wegen der starken Nachfrage der Impfstoffhersteller baut Sartorius zudem seine Kapazitäten aus, unter anderem am Standort der Zentrale in Göttingen, aber auch in China und Südkorea. Dafür hatte der Konzern erst im Februar angekündigt, seine Investitionen in diesem Jahr auf 400 Millionen Euro zu erhöhen.
Die Prognosen zu erhöhen, ist bei Sartorius fast schon zur Tradition geworden. Nach anfänglicher Vorsicht wegen der Pandemie hatte Vorstandschef Kreuzburg auch im vergangenen Jahr die Messlatte mehrfach weiter nach oben gesetzt. Erst Ende Januar 2021 hatte das Unternehmen auch seine Ziele bis 2025 erhöht. Mit der angehobenen 2021er-Prognose kommt das Unternehmenden den Mittelfristzielen näher.
Bis 2025 soll der Umsatz auf rund fünf Milliarden Euro steigen - die Marge soll sich dabei auf 32 Prozent belaufen. Das entspräche einem operativen Ergebnis von rund 1,6 Milliarden Euro. Das Umsatzplus soll überwiegend durch organisches Wachstum sowie zusätzlich durch Akquisitionen erzielt werden. Bei den möglichen Zukäufen soll der Schwerpunkt weiter im Biotechnologiegeschäft liegen.
dpa-AFX