Die Korrektur bei Palladium scheint schon wieder passé zu sein. Nach einem kurzen Rückfall von 1.800 auf 1.700 US-Dollar je Feinunze erholt sich der Preis wieder und greift das Allzeithoch bei 1.810 Dollar an. Grund dafür dürfte die hohe Palladiumnachfrage aus Asien, besonders China, sein. Der Hunger des Reichs der Mitte nach dem Weißmetall ist durch verschärfte Abgasnormen in mehreren großen Städten ausgelöst worden, weshalb für die Katalysatoren in Kraftfahrzeugen mehr Palladium benötigt wird. In China und Asien sind fast nur Benziner unterwegs. Palladium ist gut geeignet für die Abgasreinigung in Katalysatoren von Benzinmotoren, wo giftige Schadstoffe in weniger schädliche Abgase und Wasserdampf umgewandelt werden.
Da auch kleinere Städte in China und viele andere asiatische Länder ihre Emissionsvorschriften wohl noch anpassen, dürfte die starke Nachfrage nach dem Zwitter aus Edel- und Industriemetall anhalten.
Die trifft auf ein enges Angebot. Der globale Bedarf übersteigt derzeit die Produktion. Allein für 2019 beziffert der Verarbeiter Johnson Matthey das Angebotsdefizit auf 800.000 Feinunzen. Entsprechend rückläufig sind die Lagerbestände. Die auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsfirma Metals Focus erwartet 2020 einen Rückgang der Vorräte auf zwölf Millionen Feinunzen. Zum Vergleich: Zu Anfang des Jahrzehnts lagen die Bestände noch bei 17,7 Millionen Feinunzen.
Das weiße Metall bleibt also begehrt. Denn zu 85 Prozent wird es in der Autoindustrie eingesetzt, wo für umweltbewusste Kunden zunehmend Hybridfahrzeuge mit einem Mix aus Verbrennungs- und Elektromotor hergestellt werden. Die Vehikel werden meist mit Benzinmotoren angetrieben - was den Palladiumbedarf erhöht und den Preis weiter steigen lassen sollte. Daran können Anleger mit dem Palladium Daily Long ETC der Commerzbank (ISIN: DE 000 ETC 075 3) verdienen.
Zulassungszahlen in EU steigen
Auch das Schwestermetall Platin wird für Investoren wieder attraktiver. Diese Woche meldete der europäische Auto-Branchenverband ACEA ein Plus von 8,7 Prozent bei Neuzulassungen in der EU im Oktober gegenüber dem Vormonat. Nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr hat sich der Autoabsatz in Europa seit dem Sommer wieder erholt. Das sollte auch die Nachfrage nach Platin beflügeln.
Denn rund 40 Prozent des Bedarfs kommen aus der Autoindustrie, da Platin oft in Katalysatoren von Dieselfahrzeugen eingesetzt wird. Die werden jedoch überwiegend in Europa gefahren. Der Skandal um Dieselautos und der Einbruch der Verkaufszahlen in diesem Segment hat auch die Nachfrage nach Platin kräftig sinken lassen. Inzwischen scheint hier das Schlimmste aber überstanden zu sein.
Palladium fast doppelt so teuer
Hoffnung für Platin rührt auch daher, dass inzwischen für Palladium fast doppelt so viel zu bezahlen ist wie für das Schwestermetall. Da die Autobranche global in einer Rezession steckt, ist der Kostendruck in dem Sektor hoch. Das führt dazu, dass sich immer mehr Hersteller überlegen, ob sie statt dem teuren Palladium in ihren Katalysatoren nicht das billigere Platin nutzen sollen.
Anders als bei Palladium spielt auch der Bedarf aus der Schmuckindustrie bei Platin eine große Rolle. Mehr als 20 Prozent der Nachfrage stammt aus diesem Sektor. Indien weist weltweit den bedeutendsten Schmuckmarkt auf. Wegen der hohen Preisdifferenz zu Gold wird das gelbe Metall inzwischen häufig durch das günstigere Platin ersetzt.
Platin für den Mann
Zudem wird auf dem Subkontinent seit etwa zwei Jahren verstärkt Platinschmuck für Männer vermarktet, um in dem bisher von Gold dominierten Segment den modernen Mann anzusprechen. Mit Erfolg. Seit Anfang 2018 kletterte die Nachfrage nach Platin-Preziosen für Männer um 40 Prozent. "Indien hat sich zu einem wichtigen Treiber der globalen Platin-Schmuckindustrie entwickelt", so Alexander Zumpfe, Händler beim Edelmetallverarbeiter Heraeus. Dadurch sollte Platin, obwohl es 2020 einen Angebotsüberschuss aufweist, teurer werden. Mit dem Physical Platinum ETC (DE 000 A0N 62D 7) von WisdomTree setzen Anleger darauf.