Der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) fiel diesbezüglich ernüchternd aus. Einmal pro Woche erfahren Anleger, wie sich unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Futures-Positionen verändert haben. In der Woche zum 1. März ging es bei Platin mit der Anzahl offener Kontrakte - dem sogenannten Open Interest - zwar von 64.316 auf 66.211 Kontrakte (+3,8 Prozent) leicht bergauf, von einer wachsenden Zuversicht war hingegen nichts zu sehen - im Gegenteil.
So ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten erstmals seit Ende Januar wieder bergab. Sie ermäßigte sich auf Wochensicht von 37.226 auf 35.036 Kontrakte (-5,8 Prozent). Sowohl große als auch kleine Spekulanten sind im Berichtszeitraum skeptischer geworden. Während bei den Großspekulanten die Short-Seite massiv nach oben gefahren wurde, haben Kleinspekulanten vor allem ihr Long-Engagement deutlich reduziert.
Summa summarum hat sich dadurch die Netto-Long-Position der Großspekulanten innerhalb einer Woche von 33.507 auf 31.519 Futures (-5,9 Prozent) reduziert. Bei den Kleinspekulanten hat sich der schwindende Optimismus in einem Rückgang von 3.719 auf 3.517 Kontrakte (-5,5 Prozent) bemerkbar gemacht. Seit dem Jahreswechsel nahm bei Platin der Optimismus großer Terminspekulanten um 35 Prozent zu, während bei den kleinen Terminspekulanten ein Zuwachs um 14,1 Prozent zu beobachten war. Verglichen mit Gold ist dies aber kaum der Rede wert. Hier hat sich nämlich im selben Zeitraum allein der Optimismus der Großspekulanten nahezu verachtfacht.
Auf Seite 2: Robuster US-Automarkt stützt
In der vergangenen Woche blickten die Akteure an den Platinmärkten gespannt auf die Februarverkäufe vom US-Automarkt. Hier blieb ein signifikanter Einbruch bislang aus. Mit insgesamt 17,5 Millionen verkauften Fahrzeugen wurden die Erwartungen der Analysten zwar leicht verfehlt, gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum wurden jedoch vier Millionen Fahrzeuge mehr verkauft. Da Platin vor allem in Diesel-Katalysatoren zum Einsatz kommt, sind mit Blick auf den Platinpreis weniger die USA, sondern vor allem der europäische und chinesische Automarkt von Bedeutung.
Der europäische Automarkt präsentierte sich im Januar in robuster Verfassung und wies damit den 29. Monat in Folge ein Absatzplus aus. Laut Branchenverband Acea kletterte der Neuwagenverkauf in der Europäischen Union im Januar um 6,2 Prozent p.a. auf 1,06 Millionen Fahrzeuge. Besonders steil bergauf ging es mit den Neuzulassungen in Italien (+17,4 Prozent p.a.) und Spanien (+12,1 Prozent p.a.). In China haben die Autokäufe zu Beginn des neuen Jahres kräftig zugelegt, allerdings nicht mehr ganz so dynamisch wie zum Ende des Vorjahres. Für Januar war vom Branchenverband China Passenger Car Association (CPCA) mit 2,35 Millionen Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von 13,5 Prozent gemeldet worden.
Bei Platin fällt derzeit vor allem eine Anomalie auf: Es ist derzeit deutlich günstiger als Gold. In den vergangenen Jahren war meist das Gegenteil der Fall. Mit aktuell 277 Dollar bewegt sich die Preisdifferenz zwischen beiden Edelmetallen nahe am Rekordniveau. Sollte der Markt für Dieselfahrzeuge - VW-Skandal hin oder her - nicht einbrechen, stehen die Chancen für einen technischen Rebound bzw. ein Trendwechselsignal nicht schlecht. In diesem Jahr soll das Platindefizit laut World Platinum Investment Council zwar von 380.000 Feinunzen (2015) auf 135.000 Feinunzen sinken, viele Platinminen arbeiten derzeit jedoch unprofitabel und planen deshalb Produktionskürzungen. Dies könnte sich auf den Platinpreis tendenziell positiv auswirken.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.