In Italien wollen die populistische 5-Sterne-Bewegung und die rechtsextreme Lega die Konjunktur auch mit "begrenzten" schuldenfinanzierten Ausgaben anschieben. Zudem fordern sie, dass mit den EU-Partnern die Haushaltspolitik der Gemeinschaft sowie der Euro-Stabilitätspakt überprüft werden. "Dadurch werden Erinnerungen an die Anfangszeit der amtierenden griechischen Regierung wach, die 2015 die Konfrontation mit Brüssel suchte, was erhebliche Marktturbulenzen ausgelöst hatte", sagt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank.

Italienische Aktien und Anleihen flogen daher in der ablaufenden Woche in hohem Bogen aus den Depots. Der Dax gewann dagegen ein gutes halbes Prozent dank des schwachen Euro, der die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Firmen verbessert. Der Leitindex steuerte auf den achten Wochengewinn in Folge zu. Das wäre die längste Serie seit fast eineinhalb Jahren.

Auch der Korea-Konflikt beschäftigt Börsianer. Das geplante historische Treffen zwischen dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und dem US-Präsidenten Donald Trump steht wegen diplomatischer Verstimmungen auf der Kippe. Südkorea bot an, zu vermitteln.

Parallel dazu befürchten Anleger wegen der angedrohten neuen US-Sanktionen gegen Iran einen Angebotsengpass bei Rohöl. Dies trieb den Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee in der ablaufenden Woche erstmals seit dreieinhalb Jahren über die Marke von 80 Dollar je Barrel (159 Liter). Die dadurch befeuerten Inflationsängste sorgten für zusätzliche Unruhe an den Finanzmärkten.

Martin Hüfner, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Assenagon, warnt aber vor überzogenem Pessimismus. "Lassen Sie sich von politischen Krisen und Veränderungen nicht ins Bockshorn jagen. In den allermeisten Fällen zeigt sich, dass Wirtschaft und Börsen davon nicht stärker tangiert werden."

STÜRMISCHE AKTIONÄRSTREFFEN BEI BAYER UND DT. BANK ERWARTET



Mit dem Auslaufen der Bilanzsaison richten Investoren ihre Aufmerksamkeit auf die Hauptversammlungen der Unternehmen. Turbulent könnte es bei der Deutschen Bank am Donnerstag werden. Die großen Rating-Agenturen fordern vom neuen Chef Christian Sewing klare Ansagen zur Geschäftsstrategie.

Beim Treffen der Bayer-Aktionäre wird die 66 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Saatgutanbieters Monsanto wohl wieder Thema sein. Börsianer erhoffen sich Informationen über den Stand der Genehmigung durch die US-Behörden und mögliche Zugeständnisse. Bayer hatte bereits eingeräumt, dass sich durch den geforderten Verkauf von Unternehmensteilen das Sparpotenzial verringere.

In der verkürzten Handelswoche stehen nur wenige Konjunkturdaten auf dem Terminplan. In den USA werden am Freitag die Auftragseingänge für langlebige Güter veröffentlicht. Wenige Stunden früher ist der Ifo-Index an der Reihe. "Die Stimmung bei den Unternehmen dürfte sich im Mai weiter verschlechtert haben", sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Dies deute auf ein schwächeres Wachstum im Gesamtjahr hin.

rtr