Als die Demokraten Anfang Januar die Stichwahl für zwei Senatoren-Posten in den USA gewonnen haben, starteten die Kurse von Cannabisaktien durch. In der Überzeugung, dass die politische Wende das Hanf-Business erleichtern und womöglich Marihuana sogar auf Bundesebene legalisiert werden könnte, schaufeln Investoren Millionen in die Branche - auch institutionelle, die zuvor einen großen Bogen um den Sektor gemacht haben.
Tatsächlich könnte sich das Geschäftsumfeld für Cannabisfirmen in den USA dadurch deutlich verbessern. Der US-Markt für legales Cannabis und verwandte Produkte sollte sich Prognosen des Fachinformationsdiensts New Frontier Data zufolge bis 2025 auch schon ohne politische und regulatorische Erleichterungen auf 41,5 Milliarden Dollar verdoppeln. Nun scheint ein noch größeres beziehungsweise schnelleres Wachstum denkbar.
Konkret erwartet werden Gesetzesänderungen, die beispielsweise den Cannabisfirmen den bislang sehr eingeschränkten Zugang zu Bankdienstleistungen und dem Kapitalmarkt in größerem Umfang gestatten würden. Auch die steuerliche Behandlung der Unternehmen, die bestimmte Betriebsausgaben nicht absetzen dürfen, steht auf der Agenda.
Zunehmende Akzeptanz
Mit der demokratischen Mehrheit im Senat rücken diese Vorhaben in greifbare Nähe. "Wir denken, dass sich die Dinge in Washington jetzt beschleunigen werden", sagt Boris Jordan, Chef von Curaleaf, der nach der Stichwahl eine 200 Millionen Dollar schwere Kapitalerhöhung durchgezogen hat und sich zusätzlich noch eine Kreditlinie in Höhe von 50 Millionen Dollar sichern konnte. "Dabei sind große institutionelle Investoren und Staatsfonds eingestiegen. Das zeigt die zunehmende Reife und Akzeptanz der Branche."
Bereits Anfang Dezember 2020 haben die Vereinten Nationen Cannabis innerhalb der Drogenkonvention hinsichtlich Gefährlichkeit und möglichem Nutzen neu klassifiziert. Zusätzlich sprach sich der Europäische Gerichtshof gegen die Einstufung von CBD, dem nicht psychoaktiven Cannabidiol, als Betäubungsmittel aus.
Zweifelsohne haben sich die Geschäftsaussichten für den Sektor dadurch verbessert. Allerdings sind die Kurse bereits stark gestiegen. Zumal es auch Risiken gibt, etwa die Idee, Cannabisfirmen stärker zu besteuern, um durch die Corona-Pandemie entstandene Haushaltslöcher zu stopfen. Der Sektor eignet sich deshalb allem Optimismus zum Trotz nur für risikobereite Anleger.
Die zwei in Deutschland handelbaren Cannabis-ETFs setzen ausschließlich auf Firmen, die medizinische Anwendungen von Cannabis/CBD vertreiben, sowie Unternehmen, die Anbautechnologien und Düngemittel bereitstellen. Das Produkt von Rize hat ein geringeres Volumen und ist günstiger. Es enthält 22 Firmen, der ETF von Hanetf nur 13. Bei der Performance liegt je nach Betrachtungszeitraum der eine oder der andere ETF vorn.