Die stimmrechtslosen Vorzugaktien des Konzerns werden im DAX gehandelt. Als Basis für weitere Schritte eines Börsengangs (IPO) der Tochtergesellschaft Porsche wurde eine Eckpunktevereinbarung erstellt. Der IPO des hochprofitablen Sportwagenbauers wird an den Börsen unisono begrüßt. Als Vorlage für Porsches Börsengang sehen Investoren das sehr erfolgreiche Debüt der Nobelmarke Ferrari im Jahr 2015 an der Börse in New York.

Chance auf größten IPO der Welt Für den Börsenwert von Porsche werden in Finanzkreisen inzwischen Summen zwischen 80 und 120 Milliarden Euro genannt. Am oberen Ende dieser Spanne käme Volkswagens begehrte Renditeperle auf rund 80 Prozent des Börsenwerts der Stamm-und Vorzugsaktien des DAX-Konzerns. Damit würde ein Debüt von Porsche die klare Unterbewertung des größten Autobauers der Welt an der Börse noch deutlicher machen.

Während der nächsten Wochen dürften die Aktienkurse von VW und Porsche SE wegen der Aussicht auf den Börsengang weiter anziehen. Auf jeden Fall wollen die Wolfsburger die volle Kontrolle bei Porsche behalten und Synergien im Geschäft weiter in vollem Umfang nutzen. Mit einem Emissionsvolumen zwischen 15 und 25 Milliarden Euro hat Porsche gute Chancen, der größte IPO der Welt zu werden. Sicher scheint, dass die Zuffenhausener in der Liga der zehn größten Börsengänge landen werden. Das Emissionsvolumen des bisher größten, jenes des Ölmultis und Petrochemie-Riesen Saudi Aramco 2019, lag bei knapp 26 Milliarden Euro.

Das Kapital der Porsche AG soll jeweils zur Hälfte in Stammaktien und in Vorzugaktien geteilt werden. Beim Börsengang, voraussichtlich im vierten Quartal des Geschäftsjahres, soll Anlegern ein Viertel der Porsche Vorzüge angeboten werden. Stammaktien sind nicht Teil der Offerte. Die Vermögensverwaltung der Gründerfamilien soll eine Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie an der Sportwagentochter erhalten. Sie sollen die Papiere zum Preis der Vorzüge zuzüglich eines Aufschlags von 7,5 Prozent erhalten. Somit erhalten die Familien wieder direkten Zugriff auf Porsche. Für die anderen Großaktionäre von VW, das Land Niedersachsen und Katar sind keine Stammaktien des Sportwagenbauers vorgesehen. Porsche wird auch nach dem Börsengang vollständig in der Bilanz konsolidiert. Damit hat der Mutterkonzern, wie gewünscht, vollständigen Zugriff auf Porsches hohe Gewinne und Mittelzuflüsse, den sogenannten Cashflow.

Moat Kings
Anmerkung der Redaktion: Volkswagen will seine Dominanz in der globalen Autobranche in die neue Welt mit alternativen Antrieben und autonomen Fahren übertragen. Wir denken, dass VW das schaffen wird. Die aktuell günstig bewertete Aktie ist deshalb im Euro-am-Sonntag-Portfolio mit Unternehmen enthalten, die in ihrem Markt weltweit die entscheidenden Akzente setzen. Zusammen mit ihrer Größe und einem langfristigen jährlichen Gewinnwachstum von mehr als fünf Prozent pro Jahr haben diese Unternehmen einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil den Angelsachsen "moat" nennen. Weitere Moat Kings des Euro am Sonntag Moat Kings-Zertifikats (ISIN DE000LS9SWT1) sind: LVMH, EssilorLuxottica, Givaudan, Nike, Apple, Starbucks, Microsoft, Merck KGaA, Amazon, Abobe u.a. Details zum Euro am Sonntag Moat Kings-Zertifikat gibt es bei Wikifolio .

Den Anteilseignern von Volkswagen sollen 49 Prozent der Erlöse aus der Platzierung der Vorzüge und dem Verkauf von Porsche-Stammaktien als Sonderdividende zufließen. Die rund 130 000 Beschäftigten erhalten jeweils eine Prämie von 2000 Euro.

Die Vermögensverwaltung Porsche SE müsste Schätzungen zufolge bei einer Bewertung von 80 Milliarden Euro für den Sportwagenbauer rund zehn Milliarden Euro aufbringen. Mit der Sonderdividende könnte das gut finanziert werden.

Next Generation Technology
Anmerkung der Redaktion: Mit Blick auf den großen Umbruch in der Autobranche der Fahrzeuge in rollende Computer verwandeln wird - mit alternativen Antrieben und Fahrassistenzsystemen, die schließlich autonomes Fahren möglich machen - sind die aktuell noch günstig bewerteten Aktien von VW, Mercedes-Benz Group und BMW im Portfolio des Euro am Sonntag Next Gen Tech-Zertifikats (ISIN DE000LS9SHB0) enthalten. Zusammen mit weiteren überdurchschnittlich innovativen Unternehmen wie Aixtron, Infineon, Wolfspeed Qualcomm sowie den Tech-Schwergewichten Apple, Microsoft und Alphabet. Weitere Details zum Euro am Sonntag Next Gen Tech Zertifikat gibt es bei Wikifolio .

Im Jahr 2009 war Porsches spektakulärer Versuch, den Mutterkonzern VW zu übernehmen, durch die Auswirkungen der globalen Finanzkrise und die hohe Verschuldung des damals börsennotierten Sportwagenbauers während der Aktion gescheitert. Als Konsequenz mussten die Familien ihren direkten Einfluss in Zuffenhausen aufgeben.

Der Antrieb der Familien


Aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers und Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer haben deshalb vor allem die Familien Porsche und Piëch großes Interesse am Gang aufs Parkett. "Die Festlegung ihres gesamten Kapitals auf VW ist ein sehr risikoreiches Engagement der Porsche SE", sagt Dudenhöffer. Die Verfassung des Unternehmens VW mache immer wieder Probleme, etwa in der früheren Vergangenheit mit Geschichten um Lustreisen von Betriebsräten, Dieselgate und jüngst die Kapriolen der Gewerkschaft um Konzernchef Herbert Diess. Ohnehin sei der Konzern mit dem durch das VW-Gesetz gesicherten Anteil des Landes Niedersachsen sowie der paritätischen Mitbestimmung kein gewöhnliches börsennotiertes Unternehmen. Für große Kapitalgeber wie Porsche- Piëch ergebe es viel Sinn, in ein unabhängiges, nicht politisch dominiertes Unternehmen umzuschichten.

Das Land Niedersachsen hält ein Fünftel der Stammaktien von Volkswagen. Aus Sicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SDP), der im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt, sollen mit den Erlösen aus dem IPO auch die sechs Standorte des Unternehmens in dem Bundesland modernisiert werden. Für die niedersächsischen Werke für Autobau und Komponenten sind in den nächsten fünf Jahre 21 Milliarden Euro Investitionen eingeplant. Dazu gehört auch das in Wolfsburg angesiedelte Elektroautoprojekt Trinity. Damit will der Konzern autonomes Fahren im Massenmarkt etabliert. Als Aktionär von Volkswagen überlegt das Land Niedersachsen nun auch einen Teil der Sonderdividende in den Kauf von VW-Aktien und Porsche Vorzüge zu investieren.

Vorsprung durch den E-Porsche


VW wird am 15. März eine Bilanz für 2021veröffentlichen. Porsche und Bentley, die Edelmarken im Premiumsegment des Konzerns, zu dem auch Audi zählt, lieferten mit zuletzt 16 und 14 Prozent die höchsten Renditen. Als Kurstreiber des Börsenrückkehrers Porsche gilt neben der Luxusmarke auch der Vorsprung der Schwaben bei der Elektrifizierung ihres Portfolios. Im vergangenen Jahr wurden 41 296 Elektro-Porsches vom Typ Taycan verkauft, sieben Prozent mehr als vom begehrten Klassiker 911. Die Produktion des Taycan ist ausgelastet und wird ausgebaut. Die Produktion des 911er ist für 2022 bereits ausverkauft. Wie profitabel das Kultmodell ist, zeigen Schätzungen der Analysten des Börsendiensts Bloomberg. Sie taxieren den operativen Gewinn (Ebitda) des 911er für 2021 auf 2,4 Milliarden Euro. Das sei mehr als Ferraris 1,7 Milliarden und doppelt so viel Ertrag wie mit dem Taycan, sagen die Experten. Der 911er und der Taycan sind Porsches Perlen, auch in der neuen Ära der Sportwagen. Das Ziel der Schwaben, 2025 mindestens 40 Prozent der Erlöse mit Elektro-und Hybridsportwagen einzufahren, ist realistisch.

Rivale Ferrari hat noch kein E-Modell im Portfolio. Der Hybridflitzer 296 GTB soll demnächst für Preise ab 270 000 Euro auf die Straßen rollen. Chef Benedetto Vigna, seit September bei Ferrari im Cockpit, kommt vom Chipkonzern ST Microelectronics und bringt damit die Erfahrung mit, um die Kultmarke ins Elektrozeitalter zu steuern. Jüngst lieferte Ferrari Rekordzahlen. Mit Porsche wird man sich also auch im neuen Autozeitalter packende Rennen liefern - bald wohl auch an der Börse.