VW sorgt weiterhin für Fantasie beim geplanten Börsengang des Autobauers Porsche. Noch am Montag lockten Porsche-Chef Oliver Blume und Finanzvorstand Lutz Meschke potenzielle Investoren mit neuen Renditeversprechen. So seien langfristig Umsatzrenditen von über 20 Prozent drin - und unternehmerische Unabhängigkeit vom bisherigen Eigentümer VW.

Details zum Porsche Börsengang


Doch der Börsengang steht und fällt mit dem Marktumfeld - und dass ist labil wie selten zuvor angesichts des Ukraine-Kriegs, eines drohenden Lieferstopps für russisches Gas und damit verbunden enormer Risiken für die Konjunktur. So ist der Markt für Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr praktisch zum Erliegen gekommen. Diese unsichere Perspektive begrenzt mehr und mehr auch die Perspektiven beim Porsche-Börsengang. Am deutlichsten zeigt sich das an den Schätzungen für den potenziellen Marktwert, den ein börsennotierter Porsche-Konzern erzielen könnte.

Ursprüngliche Schätzungen gingen hier von teilweise deutlich über 100 Milliarden Euro aus. Die wertvollste Beteiligung des VW-Konzerns hätte nach Einschätzung einiger Experten sogar einen höheren Marktwert erzielen können als VW selbst. Doch das war im Herbst 2021, als die Börsen noch wesentlich günstiger standen als heute. Inzwischen hat der Markt deutliche Einbußen hinnehmen müssen, und auch die Kapitalisierung von VW ist um fast ein Drittel auf 86 Milliarden Euro geschrumpft. Analysten taxieren den realistischen Wert für Porsche derzeit noch auf rund 75 bis 80 Milliarden Euro. "60 Milliarden Euro wäre auf jeden Fall die Schmerzgrenze. Unterhalb wird Porsche nicht an die Börse gebracht", zitierte jetzt die Nachrichtenagentur Reuters Insider, die mit den Börsenplänen gut vertraut sein sollen.

Porsche und VW


VW hatte zuletzt bekräftigt, dass der Börsengang im vierten Quartal 2022 stattfinden soll. 12,5 Prozent des Grundkapitals - und damit ein Viertel der Vorzugsaktien - sollen dann an der Börse notiert sein. VW will mit den Erlösen seine Elektro-Strategie mitfinanzieren. Doch es wird auch immer mehr Kritik an der Transaktion laut. Sie schaffe kaum unternehmerischen Zusatzwert, monieren potenzielle Investoren. Von der Konstellation profitierten vor allem die Familien Porsche und Piech, heißt es, während für die Elektrostrategie zu wenig bleibe.

Dabei sind die Geschäftsaussichten für den Autobauer offenbar unverändert gut: Porsche-Finanzvorstand Meschke kündigte für 2022 für den Autobauer ein Umsatzwachstum von 15 bis 18 Prozent auf 38 bis 39 (Vorjahr 33,1) Milliarden Euro an. Die Umsatzrendite soll auf 17 bis 18 (Vorjahr: 16) Prozent steigen, der Gewinn bei 6,5 bis sieben (Vorjahr: 5,3) Milliarden Euro liegen. Im ersten Halbjahr habe Porsche einen Absatzrückgang von fünf Prozent verbucht, insbesondere wegen des erneuten Corona-Lockdowns in China. Im Juni und Juli sei es aber schon wieder vielversprechend gelaufen. Außerdem seien reine Stückzahlen für Porsche sowieso nie die treibende Kraft gewesen.