Der erfolgsverwöhnte Autobauer Porsche bekommt die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten als Folge des Ukraine-Kriegs immer stärker zu spüren. Eine Task Force überprüfe permanent die Auswirkungen auf das Geschäft, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke am Freitag. Zu den Materialengpässen bei Chips kommen inzwischen auch Produktionsausfälle in den deutschen Werken Zuffenhausen und Leipzig wegen fehlender Zulieferteile aus der Ukraine. Eine geordnete Produktion sei teilweise nicht mehr möglich, sagte Meschke. Eine Absatzprognose für 2022 will der Autobauer inzwischen nicht mehr geben.
Noch im vergangenen Jahr hatte Porsche trotz der Chipkrise den Absatz um elf Prozent auf 300.000 Fahrzeuge gesteigert. Der Umsatz legte um 15 Prozent auf 33,1 Milliarden Euro zu, das operative Ergebnis um 27 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. 2021 sei das erfolgreichste Jahr in der Geschichte von Porsche gewesen, sagte Vorstandschef Oliver Blume. Mit einer Umsatzrendite von 16 Prozent nimmt der Autobauer einen globalen Spitzenplatz unter den Autoherstellern ein.
Diesen Platz will Porsche langfristig auch verteidigen - trotz der zunehmenden Unsicherheiten als Folge des Ukraine-Kriegs. Man halte am strategischen Ziel einer langfristigen Umsatzrendite von mindestens 15 Prozent fest, sagte Meschke. Er ließ dabei offen, ob dieses Ziel auch im laufenden Jahr erreicht wird.
Den für das vierte Quartal geplanten Börsengang behält die VW-Tochter weiter im Blick. "Wir begrüßen die Prüfung eines Porsche-Börsengangs", sagte Meschke. Dadurch könne die Marke ihr Profil schärfen. Von den Synergien wiederum könnten Porsche und der Mutterkonzern VW profitieren. "Eine hohe Bewertung am Kapitalmarkt hilft insbesondere bei Bündnissen mit Tech-Konzernen, weil man schnell und flexibel aufgestellt ist. Solche Bündnisse werden immer wichtiger", sagte Meschke.
Der VW-Konzern hatte erst kürzlich die Börsenpläne bekräftigt. Demnach soll ein Minderheitsanteil von 25 Prozent der Porsche-Vorzugsaktien an die Börse gebracht werden. Experten halten einen Börsenwert von 80 bis 120 Milliarden Euro für den Autobauer für realistisch. Daraus ergäbe sich ein Emissionsvolumen von 20 bis 30 Milliarden Euro. Damit wäre es einer der weltweit größten Börsengänge (siehe Tabelle unten).
Die Aussicht auf einen Porsche-Börsengang beflügelte in den vergangenen Wochen zeitweise die VW-Aktie, die mit einem Teil der Erlöse die Herausforderungen der Elektrotransformation und des autonomen Fahrens finanzieren könnte.
Einschätzung der Redaktion zur Volkswagen-Aktie
Um vom Wertsteigerungspotenzial des Porsche-Börsengangs zu profitieren, empfiehlt sich ein Investment in den Mutterkonzern Volkswagen. Die VW-Vorzugsaktie hat nach dem kriegsbedingten Absturz wieder etwas Boden gut gemacht, bleibt aber volatil. VW ist ein fundamental gut aufgestelltes Unternehmen; die Porsche-Fantasie könnte für weiteren Auftrieb sorgen.
Empfehlung: Kaufen
ehr