Die Unterstützung kommt mit Flugzeugen der Bundeswehr. Seit vergangener Woche hilft Deutschland dem beliebten Urlaubsland Portugal bei der Covid-Bekämpfung: mit zwei Dutzend Sanitätskräften, mit Feldkrankenbetten sowie mit Beatmungsgeräten.
Bis zum Sommer 2020 hatte Portugal das Virus durch eine schnelle und strikte Abschottung sehr gut im Griff. Das Land wurde gelobt für die schnellen Reaktionen der Politik um Premierminister António Costa und den gerade frisch wiedergewählten Präsidenten Marcelo Rebelo de Sousa. So kam man glimpflich durch die Krise. Doch zuletzt steckten sich im Land europaweit die meisten Menschen an. Dafür verantwortlich gemacht werden die Lockerungen der Einschränkungen zu Weihnachten sowie die von Großbritannien ausgehende Virusvariante. Allerdings werden die Zahlen seit einigen Tagen besser. Wegen der prekären Situation steckt das Land seit Mitte Januar nun wieder in einem harten Lockdown.
Das Virus deckt dabei grundlegende Defizite Portugals auf. Denn Engpässe im Gesundheitswesen sind nichts Neues. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Zahl der Krankenhausbetten konstant reduziert. Nur noch halb so viele wie in Deutschland sollen es in Relation zur Gesamtbevölkerung sein. Schon vor Covid gab es daher Probleme in den Notaufnahmen, vor allem in den Wintermonaten. Die Ärztegewerkschaft klagt schon seit Längerem, dass im Staatshaushalt zu wenig Geld für das Gesundheitswesen vorgesehen sei. Gleichzeitig mangelt es an Ärzten und Pflegern. Auch weil man in der Privatwirtschaft oder im benachbarten Spanien deutlich besser verdient.
Portugals aktuelle Lage schmälert die Chancen auf eine wirtschaftliche Erholung. Die Epidemie kommt dabei zur Unzeit, hatte Portugal die zurückliegende Wirtschaftskrise doch gut bewältigt. Seit 2014 wuchs die Wirtschaft wieder. Dann der Einbruch 2020. Und auch 2021 sieht es mau aus, die Wirtschaft könnte in diesem Jahr erneut schrumpfen. Die Katholische Universität Portugal in Lissabon geht von einem Minus von zwei Prozent aus und macht den erneuten harten Lockdown verantwortlich. Zuvor war man optimistisch und hatte ein Wachstum von 2,5 Prozent für das laufende Jahr erwartet.
Tourismus mit Schwierigkeiten
Wie auch in anderen Ländern federn Kurzarbeitsprogramme die Krise ab und sichern Jobs. Gleichzeitig wird den Unternehmen durch staatlich garantierte Kredite die nötige Liquidität bereitgestellt. Dennoch ist die Gefahr einer Welle an Insolvenzen groß.
Der Lockdown wirkt sich auch negativ auf den Tourismus aus. Das Geschäft mit den Urlaubern macht immerhin sechs bis sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. In normalen Jahren kommen bis zu 30 Millionen ausländische Touristen ins Land. Nicht so seit Covid. Die Einnahmen im Tourismus schrumpften 2020 um die Hälfte. Eine komplette Erholung des Sektors wird nicht vor 2023 erwartet.
An der Börse ist die Unsicherheit weniger zu spüren. Der Leitindex PSI 20 liegt besser als der IBEX des Nachbarlands Spanien (siehe Chart). Der Index besteht, anders als der Name vermuten lässt, derzeit nur aus 18 Werten, welche die erforderliche Kapitalisierung, Streuung und Liquidität aufbringen. Dies liegt auch daran, dass die Börse seit den Krisenjahren einstige Aushängeschilder verloren hat.
Insgesamt gibt es gerade mal 38 gelistete Unternehmen an der Börse. Der zur Euronext-Gruppe gehörende Marktplatz Lissabon ist damit eine der kleinsten Börsen in Europa. Zusammen bringen es die 38 Werte auf ein Gewicht von nur 68,5 Milliarden Euro. Das übertreffen allein fünf DAX-Unternehmen. Jeweils.
Spannend ist weiterhin Korkproduzent Corticeira Amorim. Das seit Jahr und Tag von der Familie Amorim geleitete Unternehmen ist weltweit führend bei der Herstellung von Weinkorken, hat aber mit auf Kork basierenden Produkten auch in Bereiche wie die Schuh- und Bauindustrie diversifiziert. Corticeira Amorim profitiert vom Ökotrend. Weingüter von Frankreich bis China setzen wieder mehr auf echten Kork statt auf Kunststoffverschlüsse für ihre edlen Tropfen. Der Umsatz dürfte so jährlich um mehr als 3,5 Prozent steigen. Der Kurs zog zuletzt leicht an, die Dividendenrendite liegt stabil bei rund drei Prozent.
Interessant ist auch die Post des Landes: CTT - Correios de Portugal. Die Aktie schwankt stark, seit Greenwood Investors dort eingestiegen ist. Deren Chef Steven Wood sucht nach verborgenen Werten. Bei CTT wurde er fündig und ließ sich in den Verwaltungsrat wählen. Sein Argument: CTT liefert in alle Winkel Portugals, und das Land werde stark in Sachen Paketversand aufholen. Gerade wegen Covid. Noch liegt der Pro-Kopf-Anteil Portugals bei Paketen weit hinter dem anderer Länder. Greenwood sieht CTT als den E-Commerce-Hub für das Land auch in Verbindung mit dem Nachbarn Spanien. Das könnte beflügeln.