Die Post-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Kursrutsch auf die Nachrichten. Am Vormittag verlor das Papier 3,02 Prozent auf 26,815 Euro und war damit mit Abstand schwächster Wert im DAX. Analysten hatten auch bei Umsatz und operativem Gewinn mit mehr gerechnet.
WÄHRUNGSKURSE BELASTEN
Von Januar bis März drückte bei der Post erneut der starke Euro auf Gewinn und Umsatz. Die Erlöse legten daher statt um gut fünf Prozent nur um ein Prozent auf 13,6 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) wuchs um zwei Prozent auf 726 Millionen Euro.
"Wir sind voll im Plan und sind zuversichtlich, dass wir unsere Gesamtjahresprognose erreichen", sagte Finanzchef Rosen. Weshalb Analysten mehr Gewinn erwartet hatten, vermöge er nicht zu sagen. Währungskurse hätten das Ergebnis mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag belastet. Im laufenden Jahr will die Post ihren operativen Gewinn weiterhin auf 2,9 bis 3,1 Milliarden Euro steigern. Bis 2020 sollen es an die 5 Milliarden Euro werden.
EXPRESS ZIEHT AN
Im ersten Quartal legte vor allem das Expressgeschäft von DHL deutlich zu. Die Zahl der internationalen zeitkritischen Sendungen (TDI) zog im Jahresvergleich um knapp acht Prozent an, der tägliche Umsatz in diesem Bereich wuchs sogar um gut neun Prozent. Insgesamt konnte der größte DHL-Bereich seinen operativen Gewinn um 14 Prozent steigern. Während die Lieferkettenlogistik ähnlich viel abwarf wie ein Jahr zuvor, brach der Gewinn im DHL-Frachtgeschäft infolge der Einführung neuer Computersysteme und des branchenweiten Preisdrucks um 45 Prozent ein. Auch insgesamt warfen die DHL-Sparten mit 408 Millionen Euro daher ein Prozent weniger Gewinn ab als ein Jahr zuvor.
Die unter dem Namen "Post - E-Commerce - Parcel" (Pep) neu formierte Briefsparte blieb mit ihrem operativen Gewinn trotz größerer Brief- und Paketmengen mit 398 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Die sonst meist rückläufige Zahl der Briefe nahm unter anderem durch die vielen Anschreiben der Banken zur Umstellung auf den neuen Überweisungsstandard Sepa um zwei Prozent zu. Die Zahl der beförderten Pakete wuchs in Deutschland um fünf Prozent.
GROSSES INTERESSE AN PAKETKASTEN
Bei der gerade gestarteten Einführung von Paketkästen für einzelne Haushalte vermeldet die Post ein großes Interesse der Kunden. "Wir haben ein sehr gutes Feedback", sagte Finanzchef Rosen. Den Paketkasten können Hausbesitzer etwa in ihrem Vorgarten installieren. Päckchen und Pakete können dann auch zugestellt werden, wenn niemand zu Hause ist. Pep-Chef Jürgen Gerdes hatte den Paketkasten jüngst als "größte Erfindung seit dem Briefkasten" bezeichnet. Konkurrenten wie Hermes, UPS oder GLS bleiben die Kästen jedoch versperrt.
In der neuen Pep-Sparte hat die Post das deutsche Brief- und Paketgeschäft mit den Paketbereichen aus mehreren anderen Ländern zusammengeführt. Vorstandschef Frank Appel will den Versandhandel über das Internet in Europa und darüber hinaus auf diese Weise kräftig ausbauen. Packstationen mit DHL-Logo könnten bald auch in anderen Staaten stehen. Auch das digitale Geschäft wie der E-Postbrief und der Online-Marktplatz MeinPaket sowie der ADAC Postbus zählen zu Pep.
rtr
Einschätzung der Redaktion
Die Post ist ungeachtet ihres Namens längst kein deutsches Unternehmen mehr. Rund zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet der Konzern im Ausland. Wenn der Euro stark ist, schlägt sich das zwangsläufig in den Zahlen nieder.
Für Anleger ist das kein Grund zur Besorgnis. Denn im Vergleich zum Wettbewerb schlägt sich die Deutsche Post prächtig. Beispiel TNT Express: Die Niederländer hatten zum Jahrsauftakt ein Umsatzminus von sieben Prozent zu verkraften. Die Bonner schafften dagegen zuletzt ein Umsatzplus von gut einem Prozent. Auch beim operativen Gewinn legte die Post zu. Zwar waren die Analysten-Erwartungen höher, weshalb das Papier heute ans Dax-Ende rutschte. Doch nach der jüngsten Rally war eine Korrektur überfällig. Und langfristig ist der Konzern ohnehin prima aufgestellt. Auch charttechnisch ist derzeit alles ok. Zwischen 24 und 25 Euro liegt eine breite Unterstützung. Stopp 23,80 Euro.
Thomas Schmidtutz