Die Sanierung ihrer kriselnden Frachtsparte belastet die Deutsche Post. Trotz eines boomenden Expressgeschäfts und einer Paketflut zu Weihnachten blieb der Gewinnanstieg des Konzerns im vierten Quartal deutlich unter den Markterwartungen - denn der operative Ertrag im Frachtgeschäft brach um knapp die Hälfte ein. "Unter dem Strich bleibt ein signifikanter Ergebnisrückgang im Frachtgeschäft", beklagte Konzernchef Frank Appel am Mittwoch in Bonn: Das Management dort sei mehr mit Umbauten als mit den Kunden beschäftigt. Auf die Kostenbremse treten will Appel weiter im deutschen Brief- und Paketgeschäft. Hier droht ein offener Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi, denn die Post schafft neue, unbefristete Stellen zu niedrigeren Löhnen als sie bisher gezahlt hat. Rund 4000 Menschen haben Appel zufolge diese Offerte bereits angenommen.

Trotz der lahmenden Frachtsparte verbuchte der Konzern 2014 aber insgesamt ein Plus bei Umsatz und operativen Gewinn (Ebit). Letzterer kletterte um 3,5 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro, die Dividende soll um fünf Cent auf 0,85 Euro je Aktie steigen. Mit der seit Januar geltenden Portoerhöhung im Rücken will Appel 2015 den Ertrag auf 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro in die Höhe schrauben. Das Plus soll damit aber ein wenig geringer ausfallen als Experten erwarten, die im laufenden Jahr im Mittel 3,24 Milliarden Euro für möglich halten. Analysten kritisierten den Ausblick als zu verhalten, die Anleger reagierten verschnupft: Post-Aktien fielen in der Spitze um 5,3 Prozent auf 28,66 Euro und waren am Mittag der einzige Verlierer im Leitindex Dax.

Während die Post im weltweiten Express-Geschäft ihre Gewinne immer weiter erhöht und auch in Deutschland vom boomenden Online-Handel profitiert, bereitet Appel die Fracht-Sparte Sorge. "Der Preis- und Margendruck ist branchenweit weiterhin hoch", räumte der Post-Chef ein. Er will das weltweite Frachtgeschäft wieder auf Kurs bringen, das rund ein Viertel zum Konzernumsatz beiträgt. Appel steckt Geld in die Datenverarbeitung der Frachtsparte, die derzeit vor allem noch mit Dokumenten auf Papier arbeitet. Die Warenlogistik soll zudem umgebaut werden. Die Investitionen lasten jedoch auf dem Gewinn, erst 2016 sei Besserung in Sicht.

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"DIE MENSCHEN STIMMEN MIT DEN FÜSSEN AB"

Appel steht in Deutschland zudem ein heftiger Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft ins Haus. Verdi wirft ihm Vertragsbruch vor, nachdem der Konzern damit begonnen hat, Tausende Zusteller in der Brief- und Paketsparte zu niedrigeren Löhnen als bisher unbefristet einzustellen. Das Angebot werde rege angenommen, "die Menschen stimmen mit den Füßen ab", sagte Appel. Die Gewerkschaft läuft dagegen Sturm und hat schon Tarifregelungen zur Arbeitszeit gekündigt. Damit stellte sie erste Weichen in Richtung eines möglichen Streiks.

Der künftige Erfolg im deutschen Brief- und Paketgeschäft hänge davon ab, "dass wir eine wettbewerbsfähigere Kostenstruktur schaffen", unterstrich Appel: "Wir machen es nicht, um Menschen zu ärgern, sondern um ihnen eine langfristige Perspektive zu geben."

Reuters