Der Beschluss des Landgerichts hatte unmittelbare Folgen. Nachdem der Haftbefehl gegen den Beschuldigten aufgehoben worden war, wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen. In der hatte sich der Mann, der das Unternehmen P&R 1975 gegründet und viele Jahre geführt hatte, seit dem 12. September 2018 wegen angenommener Fluchtgefahr befunden. Anfang Februar dieses Jahres hatte die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Roth erhoben. Die Ermittler warfen ihm in 414 Fällen gewerbsmäßigen Betrug mit einer Schadenssumme von fast 18 Millionen Euro vor. Zudem gingen sie von Steuerhinterziehung in zwölf Fällen aus.


70 bis 90 Prozent des Geldes der Anleger sind wahrscheinlich verloren

Die Ermittler hatten dem Unternehmer vorgeworfen, mit einem Schneeballsystem bis zu 54 000 Anleger um große Teile ihrer eingesetzten 3,5 Milliarden Euro gebracht zu haben, die sie in Hochsee-Container investiert hatten. Schätzungen zufolge sind davon bis zu zwei Milliarden Euro verloren. Der wesentliche Grund dafür: Statt 1,6 Millionen Containern, in die die Anleger dachten, investiert zu haben, gibt es nach Ermittlungen von Insolvenzverwalter Michael Jaffé aus München nur knapp 630 000. Das System P&R flog Anfang 2018 auf und führte zur Pleite von vier relevanten P&R-Gesellschaften.

Jaffé hofft, für die Anleger noch nennenswerte Beträge zu retten, indem er die existenten Container noch einige Jahre vermietet und erst später verkauft. Davon, so erklärte er gegenüber den Anlegern, die mit ihren Container-Investment in vielen Fällen ihre Rente aufbessern wollten, erhoffe er sich im Idealfall bis Ende 2021 Einnahmen in Höhe von 560 Millionen Euro. Für 2020 stellt er den Investoren eine erste Abschlagszahlung in Aussicht. Experten gehen davon aus, dass die Anleger infolge des mutmaßlichen Betrugs 70 bis 90 Prozent ihres eingesetzten Geldes verlieren.